Ein verlassener Jahrmarkt, Kinderlachen im Nebel, und irgendwo dazwischen ein Kichern, das nicht von dieser Welt ist - doch der wahre Horror liegt nicht nur in den Zähnen von Pennywise. Er steckt im Herzen der Menschen und in einer Zeit, die von Angst und Ungerechtigkeit geprägt war.

Mit "ES: Welcome to Derry" kehrt Regisseur Andy Muschietti in die Welt von Stephen Kings legendärem Bestseller "It" zurück - diesmal als Serie für Sky Atlantic und WOW (jetzt zu sehen). Die Geschichte führt ins Jahr 1962 und erzählt vom Anfang des Bösen: vom Verschwinden eines Jungen, vom Schweigen der Erwachsenen und vom langsamen Erwachen einer Furcht, die nie ganz verschwindet.

Eine Frau im Jahr 1962 - und der Preis des Schweigens

Im Zentrum stehen Jovan Adepo und Taylour Paige als Ehepaar LeRoy und Charlotte Hanlon - eine Familie, die nach Derry zieht, in der Hoffnung auf einen Neuanfang. "Ich konnte mich sofort mit dieser Geschichte verbinden", erzählt Adepo im Gespräch mit der Agentur teleschau. "Mein Vater war selbst bei der Air Force, deshalb kam mir viel vertraut vor - das Militärische, aber auch dieser Moment, wenn eine Familie in eine neue Stadt zieht und hofft, Fuß zu fassen. Bevor der Clown überhaupt auftaucht, geht es um das Menschliche: Werden wir hier glücklich sein? Werden wir Freunde finden?"

Für Taylour Paige lag die Herausforderung in der Stille. "Ich spiele eine Frau, die Träume, Meinungen und eine Stimme hat - aber 1962 muss sie alles herunterschlucken, um den Frieden zu bewahren", sagt die Sundance-Entdeckung aus Zola im Gespräch. "Als schwarze Frau in dieser Zeit bewegst du dich vorsichtig, auch wenn du eigentlich stampfen möchtest. Das kostet Kraft. Die Kleidung, die Schuhe, das Korsett - alles half mir, mich in sie hineinzufühlen."

Paige spricht ruhig, fast nachdenklich, als sie erzählt, wie sie die Rolle heute anders sieht: "Ich bin gerade selbst Mutter geworden. Damals war ich es nicht - aber die Liebe, die Sorge um ein Kind, das du beschützen willst, macht dich verletzlich. Das hat mich tief berührt."

"Rassismus und Unruhe waren damals real - und sie sind es heute noch"

Im Zentrum der Serie steht nicht nur das Böse, sondern auch das, was ihm standhält. "Ich glaube, Liebe und Verbindung sind das Einzige, was eine Welt wie Derry zusammenhält", sagt Paige. "Sonst würde man nur den Albtraum sehen." Adepo nickt: "Das bleibt in der Serie lange offen - ob Liebe dort überhaupt überleben kann. Aber sie ist der letzte Funken, der uns menschlich macht." Die beiden Schauspieler sprechen mit spürbarer Chemie - nicht gespielt, sondern gewachsen am Set. Was ihre Figuren verbinde, sage viel über unsere Zeit aus, findet Paige: "Die Serie zeigt, wie Menschen in ihrer Angst erstarren - und wie Liebe trotzdem weiterlebt, wenn man sich traut, hinzusehen."

"Welcome to Derry" verbindet die kosmische Angst von Pennywise mit den realen Horrors der 1960er-Jahre: Rassismus, Misstrauen, gesellschaftliche Spaltung. Adepo: "Was mich bewegt hat, ist die Tatsache, dass diese Ängste nicht erfunden sind. Rassismus und Unruhe waren damals real - und sie sind es heute noch. Das macht den Horror so greifbar."

Paige ergänzt: "Ich glaube, viele Menschen fühlen heute wieder diese Unsicherheit. Wir leben in Zeiten der Angst, überflutet von Informationen und Meinungen. Aber das Schlimmste ist nicht die Angst selbst, sondern die Komplizenschaft - wenn man weiß, dass etwas falsch ist, aber so tut, als wäre alles gut."

Die Schauspielerin wird still - dann lächelt sie leicht. "Doch ich glaube auch an das Gleichgewicht. Wo viel Dunkelheit ist, ist auch Licht. Unsere Serie zeigt beides: die Angst und die Hoffnung."

Bill Skarsgård kehrt als Pennywise zurück

Nach Monaten in der Finsternis von Derry brauchten beide Schauspieler eine Pause vom Albtraum. "Ich gehe ins Fitnessstudio, spiele Videospiele - alles, was leicht ist", erzählt Adepo. Paige lacht: "Ich gehe in die Sauna, lese Carl Jung, mache Lymphdrainagen - Selbstfürsorge ist mein Weg zurück ins Licht." Sie und Adepo blieben selbst an düsteren Drehtagen verbunden - durch gemeinsames Lachen und einen unwahrscheinlichen Lieblingsfilm: "Wir haben ständig 'The Nutty Professor' zitiert", erzählt Paige. "Eddie Murphy spielt darin so viele Menschen gleichzeitig - das ist fast magisch. Das hat uns aufgeheitert."

Mit "ES: Welcome to Derry" wird Stephen Kings Albtraum neu erzählt - als Geschichte über die Macht der Erinnerung, die Verdrängung des Bösen und die Frage, wie viel Angst eine Gesellschaft aushält, bevor sie bricht. Bill Skarsgård kehrt als Pennywise zurück, doch die wahren Monster sind diesmal nicht immer die, die im Keller lauern.

Oder, wie Taylour Paige es formuliert: "Am Ende geht es nicht nur um das Böse, sondern darum, wer wir sind, wenn wir uns ihm stellen - und ob Liebe stark genug ist, um es zu überleben."

Quelle: teleschau – der mediendienst