2017 hatten Trey Parker und Matt Stone genug. Die beiden Serienmacher hinter der Kultshow "South Park" verkündeten öffentlich, keine Witze mehr über Donald Trump machen zu wollen. Nicht weil sie Trump, der damals seine erste Amtszeit im Weißen Haus begonnen hatte, sympathisch fanden oder von ihm eingeschüchtert worden wären. Viel mehr litten die beiden Satiriker, die sich als Anhänger weder der liberalen Demokraten noch von Trumps Republikanern sehen, unter Trumps Omnipräsenz: Der Skandalpräsident war überall und sie konnten ihn schlicht nicht mehr sehen.
2025 ist das anders. Zumindest eine Folge wollte "South Park" dem Präsidenten im ersten Jahr seiner zweiten Runde im mächtigsten Amt der Welt widmen - dann merkten Parker und Stone, dass sie einen Zahn getroffen hatten und schrieben den Rest der aktuellen 27. Staffel so um, dass Trump in ihrem Fokus blieb. Den Großteil seiner Zeit verbringt er dort nun im Bett von Satan, als dessen Liebhaber. Dieser gewohnt geschmacklose Witz hat Tradition: Zu Hochzeiten der 1999 gestarteten Animationsshow war es Saddam Hussein, der mit dem Fürsten der Finsternis buchstäblich unter einer Decke steckte. Alleine die implizierte Gleichstellung des gefallenen, nach der US-Invasion im Irak hingerichteten Diktators mit dem amtierenden US-Präsidenten kommt einer Beleidigung gleich.
"Politik ist zu Popkultur geworden"
Auch in einem anderen Bereich ist "South Park" in seine goldene Ära Ende der 1990er- bis Mitte der 2000er-Jahre zurückgekehrt: den Einschaltquoten. "South Park" ist, ähnlich wie die hin und wieder geistesverwandeten, aber seltener über die Stränge schlagenden "Simpsons", ein Dauerbrenner, der alleine schon von seiner Fangemeinde getragen wird. Zuletzt verzeichnete die Show aber doch sinkende Einschaltquoten. Jetzt, mit Trump im Amt und einer Rolle in der Sendung, konnte der Trend umgedreht werden, und das mit Wucht: In der aktuellen Staffel gab es Episoden, die die Einschaltquote von 2023 verdoppeln konnten.
Auch in der Vergangenheit konnte "South Park" vor allem dann glänzen, wenn es sich tagesaktueller Themen annahm. Selbst weniger erfolgreiche Staffeln hatten in der Regel mindestens einen Ausreißer nach oben, was das Zuschauerinteresse anging. Dann nämlich, wenn sich die alles andere als auf den Mund gefallenen "South Park"-Kids eines aktuellen Trendes annahmen. 2023 war es eine Folge über ChatGPT, die die Einschaltquoten in die Höhe schnallen ließ.
Durch die Dauerpräsenz Donald Trumps kann die komplette aktuelle Staffel von diesem Effekt zehren. Dafür bekommen Trey Parker und Matt Stone viel Applaus vom liberalen Amerika, das sich in den vergangenen Jahren öfter im Visier ihres Spottes befunden hatte. Man sei nicht plötzlich "politisch geworden", sagte Parker kürzlich der "New York Times". "Politik ist zu Popkultur geworden." Außerdem habe man sich schon immer über Extremismus lustig gemacht - von welcher Seite er auch komme.