Über mehr als zwei Monate hinweg wurden aus Menschen, die sich zuvor nicht kannten, echte Team-Mitglieder, kollegiale Helfer, sogar Freunde - und ganz zum Schluss dann doch erbitterte Gegner. Final-Abend bei "The Taste": Und den im Wettkampf verbliebenen sieben Kulinarik-Fans - Anne und Pako aus dem Team Raue, Cyrill und Leo bei Alexander Herrmann, Sandra und Criss im Team von Steffen Henssler sowie Jenny aus dem Stall ihrer Mentorin Elif Oskan - stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben.
Und dann verschärfte sich plötzlich auch der Ton. "Kooperation ist ab sofort verboten", sagte Moderatorin Angelina Kirsch gleich zu Beginn. Jetzt zählte nur noch die individuelle Kochleistung. Immerhin ging es um enorm viel: um den Gewinn der neuen "The Taste"-Staffel, eine Siegestrophäe, die Veröffentlichung eines eigenen Kochbuchs - und um sehr viel Geld. Erkochen kann man sich einen durchsichtigen, mit grünen Hunderter-Scheinen gefüllten Koffer im Gesamtwert von 50.000 Euro!
Doch auch für die Coaches war es der Tag, an dem die Nerven blank lagen. Alexander Herrmann, der Mehrfachsieger der Reihe, fühlte sich als "Gejagter". Immerhin hat einer seiner Schützlinge die letzte Staffel gewonnen. Hochmotiviert waren natürlich auch die Neulinge: Steffen Henssler und Elif Oskan träumten von einem Triumph im ersten Anlauf.
Es geht auch um den Coach-Pokal: Tim Raue platzt vor Ehrgeiz
Und Tim Raue? Der Berliner Starkoch mit den Kommandos, aber auch der Gabe, mit poetischen Tanzbewegungen seinen Genusserlebnissen freien Lauf zu lassen, platzte ohnehin vor Ehrgeiz. "Ich bin fürs Gewinnen geboren", gab er als Kampfansage aus. Anne und Pako wussten, was der strenge Küchenmeister von ihnen erwartete - totale Hingabe.
Selbstverständlich war klar, dass SAT.1 auch beim Stargast der Finalsendung für eine Überraschung sorgen musste: Erstmalig überhaupt bei einer TV-Kochshow mit dabei war diesmal der Drei-Sterne-Koch Edip Sigl. Der Deutsch-Türke, der in Köln aufwuchs, ist Küchenchef im Gourmet-Tempel Essence in Aschau im bayerischen Chiemgau. Seine ganze Leidenschaft gilt einem zentralen Detail perfekten Kochens: "Die Soße ist die Liebe in jedem Gericht", sagte er bei seinem SAT.1-Debüt. Auf meisterlich kombinierte Soßen-Geschmackserlebnisse komme es ihm an.
Tatsächlich ging es in der ersten Final-Aufgabe dann auch um sieben berühmte Soßen, die von Sandra, Pako, Leo, Criss, Anne und Jenny auf den Löffeln zu Kunstwerken veredelt werden mussten - darunter Klassiker wie die Beurre blanc, Beurre rouge oder die Sauce hollandaise, aber auch Vanille- oder Schokoladensoße. Letztere landete per Los-Entscheid bei der sonst so souveränen Profiköchin Sandra, die schwer mit den Augen rollte. "Oh mein Gott", sagte sie.
"Daraus machen wir heute Gold"
Und auch "Capitano" Criss, ebenfalls aus dem Henssler-Team, wirkte alles andere als begeistert, als er die vermeintlich schnöde Tomatensoße zog. Doch der Teamchef mit den flotten Sprüchen gab eine kämpferische Devise für seine beiden Kandidaten aus: "Daraus machen wir heute Gold."
In der ersten Runde setzte sich der Mann mit der roten Mütze durch: Pako (Beurre blanc) inszenierte den besten Löffel, gefolgt von Cyrill mit einem Vinaigrette-Löffel sowie den beiden süßen Soßen-Damen Sandra (Schokolade) und Jenny (Vanille). Damit war allerdings klar: Anne aus dem Raue-Team sowie der coole Kappenträger Criss, der seinem Coach so sehr ans Herz gewachsen war, mussten den Wettkampf verlassen. Kein Wunder, dass Steffen Henssler wieder fluchte.
In der zweiten Drei-Sterne-Koch-Prüfung ging es dann darum, für einen Weihnachts-Löffel perfekte Aroma-Kombinationen auf den Löffel zu bringen. Die Aufgabe war es, "die Balance zu finden". Und das bei Geschmackspaarungen, die zumindest nicht auf den ersten Eindruck einleuchteten. So zog Leo etwa das knifflige Los "Sternanis - Zitrone", bei Sandra sollte es um "Kardamom - Karotte" gehen.
Cyrill heult: "Jetzt brechen alle Dämme"
Meisterlich gelang das letztlich der Schwäbin Sandra. Sie hatte sich für eine Lamm-Variante entschieden. Der Meister aus Aschau war begeistert. Sandra siegte in der zweiten Runde. Dahinter landete Pako mit einem Bratapfel-Cannelloni (Thema: "Nelke - Apfel"). Cyrill rettete sich mit einem Stubenküken-Löffel (Geschmackskombi: "Schokolade - Orange") in die Endrunde.
Besonders bitter für ihn allerdings: Sein Teamkamerad Leo, der ihm im Showverlauf zum engsten Freund geworden war, flog raus. Leo trug's soweit mit Fassung, Cyrill aber brach in bittere Tränen aus. "Jetzt brechen alle Dämme", bemitleidete ihn Moderatorin Angelina Kirsch, als sie den heulenden Schweizer sah.
Ebenfalls kurz vor dem Ziel gestoppt wurde Jenny, die sympathische, anfänglich so schüchterne Münchnerin, die nach einer Buzzer-Rettungsaktion im Team von Elif Oskan gelandet war. Auch Jenny bewahrte Haltung, war sie doch unerwartet weit gekommen. Und ihre Chefin jubelte noch einmal: "Ich habe die ganze Zeit vergessen, dass sie eine Hobbyköchin ist." Tatsächlich standen sonst nur noch Profis am Herd.
"Ich habe lange Weihnachten unter Palmen gefeiert"
Somit zog das Trio Pako (Team Tim Raue), Sandra (Steffen Henssler) und Cyrill (Alexander Herrmann) ins Finale ein. Teamchefin Elif Oskan war damit in der Coach-Wertung aus dem Rennen. Und erneut stand - jetzt dann zum letzten Mal überhaupt - ein Weihnachtsthema an, für das die Klassiker Reh, Ente und Zander zum Einsatz kommen sollten.
Trotzdem stand für Pako fest, dass er seinem Reh-Gericht ein wenig exotische Würze geben würde. "Ich habe lange Weihnachten unter Palmen gefeiert", sagte der gebürtige Ludwigsburger, der in Costa Rica aufwuchs. Ohnehin sollte noch ein letzter, etwas fieser Kniff für ungewöhnliche Geschmackskombinationen sorgen. Denn den drei Finalisten wurden jeweils Helfer, die sie selbst auswählen konnten, zur Seite gestellt. Soweit der angenehme Teil.
Unangenehm war, dass die Herd-Assistenten auf halber Strecke des Wettkochens noch eine Aromen-Zutat mitbringen sollten, die dann ebenfalls auf den Final-Löffel Wirkung entfalten musste. Besonders hart traf es Cyrill. Er kochte Zander. Und dann schleppte sein Freund und Küchen-Helfer ausgerechnet Lebkuchen als Zusatz-Aroma an. "Zum Zander ist das ja furchtbar", stöhnte Cyrill. Er konnte allen nur leidtun.
Sanfter traf das Los-Schicksal Pako: Er konnte sein Reh mit Trauben kombinieren. Sandra musste die Ente mit grünem Chili in Einklang bringen. Der Löffel der Schwäbin sorgte in der Schlussverkostung dann auch ein wenig für Verwirrung. Elif Oskan gefiel er sehr gut, allerdings sagte sie dann trotzdem: "Ich suche auch die Schärfe."
Geld, Kochbuch, Trophäe: "Ich bin so dankbar"
Es war eine undankbare Aufgabe für die Coaches, über die Schützlinge, die sie selbst so liebgewonnen hatten, urteilen zu müssen. Und das zum letzten Mal, ohne zu wissen, von wem genau der jeweilige Löffel stammte. Immerhin konnte Steffen Henssler Frieden mit sich selbst schließen. Ihm schmeckte am besten Sandras Komposition.
Allerdings verpasste die Stuttgarterin dann doch den Endsieg. Der ging ganz souverän an - Pako: Der sympathische Mützenmann sammelte gleich drei Sterne ein und triumphierte. "Ein würdiger Sieger", freute sich Alexander Herrmann mit Pako - und wurde dann im Überschwang überraschend derb: "Du geile Sau."
Pako strich Geld, Trophäe und Kochbuch ein und grinste nur noch glücklich. "Ich bin so dankbar", sagte er. Und tatsächlich war ihm gelungen, was sein Coach Tim Raue immer von ihm verlangt hatte: Pako konnte seine eigene Persönlichkeit auf den Löffel zum Ausdruck bringen. "Ich konnte einfach ich sein." Wie schön!
Quelle: teleschau – der mediendienst