Bei einer Belastung von 3g beginnt sich das Gesicht zu verformen, bei 4g wird vielen schwarz vor Augen, spätestens bei 5g (so viel muss ein Formel-1-Fahrer in Highspeed-Kurven aushalten) verlieren die meisten normalen Menschen das Bewusstsein. Falls irgendjemand noch einen Beweis dafür gebraucht hätte, dass Tom Cruise kein normaler Mensch ist, sondern ein echt krasser Typ: Bei den Flugszenen zu "Top Gun Maverick", die er alle selbst drehte, steigt die Belastung bis auf 7g. Ein bemerkenswertes, im positiven Sinne aus der Zeit gefallenes Flieger-Spektakel, das außer dem prominenten Hauptdarsteller noch einiges mehr zu bieten hat. RTL zeigt den Blockbuster als Wiederholung am Samstagabend.
Keine digitalen Tricks, keine Stunt-Doubles, alles echt, vom kurzzeitigen Blackout bis zum Erbrochenen im Cockpit - so und nicht anders wollten sie es haben. "Die Flugsequenzen mussten echt sein", so erklärte Produzent Jerry Bruckheimer es seinerzeit zum Kinostart von "Top Gun Maverick" (2022). Deshalb trainierten die Schauspieler extrem hart. Schleudersitz-Manöver, Unterwasser-Survival, insgesamt 15 Monate Flugtraining, unter anderem auch in echten Kampfjets. In einer Zeit, in der Hollywood-Action eigentlich nur noch am Computer entsteht, ist "Top Gun Maverick" ein spektakulärer, beinahe absurd realistischer analoger Gegenentwurf. Und nicht nur die Flugszenen, sondern auch alles andere an diesem Film sollte möglichst authentisch sein.
Das Drehbuch von Christopher McQuarrie, Ehren Kruger und Eric Warren Singer musste vom Pentagon abgesegnet werden, damit man Zugang zu echtem Navy-Material erhält, viele gedrehte Szenen durchliefen hinterher nochmals eine Prüfung durch das US-Verteidigungsministerium. Dafür durfte man dann aber auch mit F-18 Super Hornets (Höchstgeschwindigkeit 2.000 Stundenkilometer) drehen und auf einem atombetriebenen Flugzeugträger. Insgesamt 150 Millionen Dollar flossen in das maximal ambitionierte Sequel zu "Top Gun - Sie fürchten werder Tod noch Teufel" (1986), zwischen den ersten Skizzen und dem Kinostart vergingen zwölf Jahre. Der Aufwand zahlte sich aus: "Top Gun Maverick" wurde für mehrere Oscars nominiert (Auszeichnung in der Kategorie "Bester Ton") und spielte weltweit etwa 1,5 Milliarden Dollar ein.
Der eigentliche Star ist der Film selbst
Bis zur kleinsten Statistenrolle wurde penibel darauf geachtet, dass die Darsteller in Uniform, Haarschnitt, Körpergröße, Gewicht und Alter den realen Militär-Standards entsprechen. Nur bei Tom Cruise, eigentlich längst raus aus dem Kampfjet-Alter, hat man kleine Ausnahmen gemacht. Cruise (zum Zeitpunkt des Kinostarts 59 Jahre alt) durfte als erster Zivilist überhaupt von einem Flugzeugträger starten und wieder landen, saß in verschiedenen Jets und zeigt vielen 20 oder 30 Jahre jüngeren Actionhelden, wie es richtig geht. Den Erste-Reihe-Draufgänger aus dem Original-Film gibt er in "Top Gun Maverick" aber nicht mehr.
Nach 30 Jahren im Dienst ist Captain Pete "Maverick" Mitchell (Cruise) inzwischen Ausbilder, er soll eine neue Generation von "Top Gun"-Kadetten fit machen für einen "Spezialeinsatz", von dem die Sicherheit der USA und der Weltfrieden abhängen könnten. Der Gegner: eine nicht näher benannte feindliche Nation, die irgendwo in den Bergen Uran anreichert. Einer der jungen Piloten ist Lieutenant Bradley "Rooster" Bradshaw (Miles Teller), der Sohn von Mavericks verstorbenem besten Freund Nick "Goose" Bradshaw. Er wird neben Maverick zur zweiten zentralen Figur in der Inszenierung von Joseph Kosinski ("Oblivion", "Tron: Legacy", "F1").
Das Publkum darf sich auf zahlreiche Referenzen aus dem ersten Film freuen, außerdem auf atemberaubende Flieger-Action, flirrende Flugfelder im Sonnenuntergang sowie weitere bekannte Gesichter. Neben "Maverick" kehrt auch Admiral Tom "Iceman" Kazansky (der 2025 verstorbene Val Kilmer in seiner letzten Filmrolle) zurück. Der große Star bei diesem Projekt, Tom Cruise hin oder her, ist am Ende aber eigentlich der Film selbst.
Top Gun Maverick - Sa. 01.11. - RTL: 20.15 Uhr