Ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk "eine Katastrophe"? Laut Sahra Wagenknecht sei dies "Konsens im BSW". Zuletzt war die Gründerin des Bündnis Sahra Wagenknecht noch bei "Markus Lanz" und "Maischberger" zu Gast. Nun beklagt sie im Podcast "Hotel Matze" einmal mehr die angeblich fehlende Neutralität von ARD und ZDF.
Letztere würden das Meinungsspektrum "massiv einengen", wichtige Informationen nicht vermitteln und "Kriegspropaganda" betreiben, zählt Wagenknecht auf. Dahinter vermutet die jüngst zurückgetretene Parteivorsitzende "Regierungskonformität": "Was die Erzählung der Regierung zu sehr stört, wird gerne mal ausgeklammert."
Als Podcast-Host Matze Hielscher seinen Gast darum bittet, konkreter zu werden, erinnerte sich Wagenknecht an eine Anekdote aus der Corona-Zeit, aufgrund der sie sich im Rückblick "nur an den Kopf fassen" könne: "Da hatte ich in einer 'Anne Will'-Sendung einfach gesagt, dass ich nicht geimpft bin." Diese Äußerung sei offensichtlich als "staatsgefährdend" eingestuft worden, behauptet die ehemalige Linken-Politikerin: "Dann hatte ich eine Sperre für eine gewisse Zeit. Das haben mir auch Redaktionen gesagt, dass man mich da nicht einladen konnte - also dass ich da wirklich auch rausgeflogen bin."
Podcaster hat "leichte Verschwörungsvibes"
Hinter ihrer angeblichen Talkshow-Sperre vermutet sie die jeweiligen Sendungsleitungen. Und: "Ich denke auch, dass Journalisten wissen, was von ihnen erwartet wird." Die deutsche Medienlandschaft, insbesondere der öffentlich-rechtliche Rundfunk, bediene "sehr stark bestimmte Erzählungen", moniert Wagenknecht. "Und andere Informationen, die man im Internet findet, kommen da einfach nicht vor. Das ist ja auffällig!" Die "genauen Mechanismen" könne sie allerdings nicht erklären, räumt sie ein: "Ich sehe nur das Ergebnis."
Da hakt sogar der sonst so verständnisvolle Gastgeber ein. "Ich glaube, dass es einfach total schwierig ist, alle Informationen abzubilden in dieser unglaublich komplexen Informationsvielfalt", wirft Hielscher vorsichtig ein und gesteht, "leichte Verschwörungsvibes" in Wagenknechts Worten zu erkennen. "Verschwörung ist es ja nicht", entgegnet die: "Wir haben ja die Parteivertreter in den Aufsichtsgremien, und die haben natürlich auch Einfluss!"
Sahra Wagenknecht spricht von "Meinungsdiktatur"
Zudem, meint die 56-Jährige, sei die von Hielscher angesprochene Vielfalt nicht bei jedem Thema gegeben. "Bei der Frage von Krieg und Frieden gibt es ja eigentlich nicht tausend Positionen, sondern ein Spektrum." Ihres Erachtens werde "im öffentlich-rechtlichen Fernsehen fast nur noch die eine Position vertreten". Erneut regt sich sachter Widerspruch beim Podcaster: "Aber ich sehe dich doch im Fernsehen", sagt Hielscher und verweist auf Wagenknechts jüngsten Auftritt bei "Markus Lanz".
"Ja, einmal im Jahr", behauptet diese. Das BSW sei zudem "immer unterrepräsentiert" gewesen, klagt sie. Zudem beschwert sich Wagenknecht über das "Setting" der Talkshows, in die sie eingeladen werde. "Es ist dann so, das mindestens drei Leute, wenn nicht vier, einem widersprechen." Für besonders problematisch halte sie dabei die "völlige Einseitigkeit bei den sogenannten Experten".
In letzterem Bereich herrsche "eine ganz klare Meinungsdiktatur", findet Wagenknecht - und erntet dafür erneut Widerworte: "Meinungsdiktatur, das ist schon ein harter Begriff", echauffiert sich Hielscher. "Klar, wir haben nicht wie in der DDR eine Stasi oder dass man ins Gefängnis kommt, weil man seine Meinung sagt", wiegelt die BSW-Frau ihn ab. "Aber wir haben schon einen wahnsinnigen Meinungsdruck."
Interview mit Sahra Wagenknecht: "Hotel Matze"-Fans sind kritisch
Auf einen Nenner kommen Matze Hielscher und Sahra Wagenknecht in dem insgesamt 130-minütigen Gespräch kaum. Dass der Journalist seinem Gast dennoch nur zurückhaltend entgegentritt, sehen viele seiner Zuhörerinnen und Zuhörer kritisch.
"Wagenknecht stellt ein populistisches Narrativ nach dem anderen in den Raum, während Matze lediglich jede fünfte absurde Behauptung aufgreift", heißt es unter anderem in der Spotify-Kommentarspalte. Auch zahlreiche weitere User beklagen "die unkritische Gesprächsweise" von Hielscher: "In letzter Zeit fällt mir negativ auf, dass dann doch oft apolitisch gefragt wird", klagt ein Nutzer, ein anderer findet: "Hier braucht es gut vorbereitete Journalist:innen, die nicht einer Wagenknecht auf den Leim gehen."
Quelle: teleschau – der mediendienst