"Rapunzel" ist ein eigenes, speziell österreichisches Kraut - davon ist Renate (51) überzeugt. "Zu hundert Prozent sicher" ist sich allerdings Pascal (32), dass es sich bei der Vorspeisen-Komponente an Tag 2 in Wien um den berühmten "Vogerlsalat" handelt, zu Deutsch schnöde "Feldsalat". Er behält recht.
Gastgeberin Petra (61) ist eine waschechte Wienerin. In ihrer wunderschönen Altbauwohnung von 1902 lebt ihre Familie seit 1904 ("Zur Miete - also sind wir quasi Eigentümer"). Die Rezepte für ihre Knödel aus Semmeln und Laugengebäck sowie für ihre Grießschnitte zum Dessert entnimmt sie einem handgeschriebenen Kochbuch, in dem ihre Mutter vor 70 Jahren ("Sie war damals 16") ihre Rezepte notierte: "In Schönschrift." Ihr hat Petra auch die Freude am Kochen zu verdanken: "Sie ist jedem Fehler, den ich als Kind gemacht habe, mit Grandezza begegnet." Grandios liest sich auch Petras Menüfolge:
Motto: Einfach heimisch
- Vorspeise: Eine runde Sache mit "Rapunzel" - Semmelknödel / Kürbiskernöl / Wildkräuter / Salat
- Hauptspeise: Wasser, Land & Feld - Wels / Speck / Linsen / Fenchel / Paprika
- Nachspeise: Wie bei Oma - Gries / Milch / Sahne / Früchte der Saison
Schoko-Käse-Pralinen mit einem "Crunch aus ausgelassenem Speck"
Obwohl Petra schon "in Pension" ist, also im Ruhestand, ist ihr Alltag auf vielen Ebenen bunt. Als Kind wollte sie unbedingt Backgroundsängerin werden: "Ich fand dieses 'Schubidu' im Fernsehen immer so toll." Ihre Eltern verboten ihr das "Schubidu", es blieben die Leitung von Pfadfinderinnen-Gruppen und das solidere Gewerbe der Versicherungskauffrau.
Vor sechs Jahren verwitwet, widmet sie sich heute unter anderem der Deko ihrer Wohnung ("Schaut's her, mein Hundertwasser-Badezimmer"), dem Bau liebevoller Miniatur-Welten, Glaskunst, dem Schreiben eines historischen Romans ("Bin seit sieben Jahren dabei, 40 Seiten sind fertig") und dem Leiten von Pralinen-Kursen.
Als "hochkreativ" empfindet sie diese Arbeit, und besonders stolz ist sie auf ihre Kreation aus weißer Schokolade, gefüllt mit Blauschimmelkäse, Birnengelee und "einem Crunch aus ausgelassenem Speck". An der Verkostung kommen ihre Gäste haarscharf vorbei, stattdessen gibt es zum Dessert eine klassischere Kreation mit Erdbeeren.
"Das würde mich wahnsinnig machen"
Grundsätzlich bezeichnet sich Petra als "Ich-mache-dich-satt-Köchin". Ihre Aktivitäten werden genauestens beäugt: In ihrer schmalen Küche drängeln sich bald alle Gäste (Patrick, 39: "Das würde mich wahnsinnig machen"). Ihre "Hausmannskost mit moderner Note" kommt durchaus an: Der Wels, den sie im Speckmantel auf Linsengemüse serviert, "fischelt nicht", so die Gastgeberin. Als "elegant, aber nicht weltbewegend", empfindet Pascal den Hauptgang, während Renate sowohl die "kalten Knödel" im Carpaccio als auch den "kalten Grieß" im Dessert moniert: "Nicht fein genug".
Auf die Punkte schlägt sich das kaum nieder: 33 Punkte gehen an die bunte, lebensfrohe "Petzi". Und Patrick resümiert: "Das nächste Hakerl ist gesetzt."
Quelle: teleschau – der mediendienst