Drei Schlösser, dazu zwei Querstangen zur Sicherung der Tür: Konstantin Barz überlässt nichts dem Zufall. Seit 15 Jahren bereitet er sich als Prepper akribisch auf jegliche Weltuntergangsszenarien vor. In der TV-Doku "Krieg, Krise, Katastrophe - bist du vorbereitet?" (ab sofort beim ZDF streambar) nimmt er Leon Windscheid mit in seiner Welt. "Ich habe keine Angst, ich bin ja Prepper", erklärt er seine Philosophie der Selbstwirksamkeit. Zwar könne er keine Lösung für alles bieten, aber zumindest für "lebensverlängernde Maßnahmen" könne er sorgen.

"Mit so einer Gardinenstange willst du den Russen fernhalten?", fragt Windscheid ob der Türverriegelung irritiert. Barz erklärt, die zusätzliche Sicherung würde ihm immerhin Zeit verschaffen, nach der (Fake-)Waffe zu greifen; "Ich hol die Schrotflinte, ich bin bereit sie zu benutzen." Schreckschusspistolen, Werkzeug, Funkgeräte, Medikamente und natürlich Lebensmittel hat er auch gelagert, dazu fertig gepackte Rucksäcke für verschiedene Arten von Notfällen.

Prepper räumt in ZDF-Doku ein: "Corona war heftig"

Inmitten des Raumes hat sich Barz zudem eine Art Kommandozentrale mit Computern errichtet. Auf mehreren Bildschirmen bleibt er mit anderen Preppern - bis zu 200.000 gibt es in Deutschland - in Kontakt und arbeitet an Lösungsansätzen, die im Ernstfall bei Asteroideneinschlägen, einem Cyberkrieg oder einem dysfunktionalen Bankensystem helfen könnten. "Es nimmt einem die Perspektive der Machtlosigkeit", erklärt der Prepper seine Philosophie.

Die Vorstellung davon, bei einem Ernstfall womöglich keine Steuern und keine Miete mehr zahlen zu müssen, sei "voll die Endzeitromantik". Dennoch ist es Konstantin Barz in der ZDF-Doku wichtig, zu betonen: "Kein richtiger Prepper hat Interesse an einem Weltuntergang. Wir finden die freiheitlich-demokratische Grundordnung voll geil." Dass immer wieder rechtspopulistisches Gedankengut mit Preppern in Verbindung gebracht werde, weist er weit von sich: "Von meiner Seite aus sollte unser höchstes Gut sein, die Ordnung zu erhalten, die wir haben."

Obwohl er für 101 Schreckensszenarien Lösungsansätze vorbereitet hat, war Barz noch von keinem betroffen. "Corona war heftig", lässt er Windscheid jedoch wissen, fügt aber gleichzeitig hinzu: "Da hatte ich das Gefühl, zumindest bin ich nicht der Idiot, der von Skalpern FFP2-Masken für tausendfache Preise kaufen muss." Auch mit Desinfektionsspray sei er ausreichend ausgestattet gewesen, sodass er keine Mondpreise habe zahlen müssen.

Prepper über Ernstfall in ZDF-Doku: "Wie schützt man sich dann gegen den Mob?"

Lebensmittel für drei Wochen und ein eigenes Notstromaggregat hat auch Gerhard zu Hause. In einer Studioumfrage gibt der 61-Jährige an: "Wir können weitestgehend autark sein." Scherzhaft entgegnet Leon Windscheid aufgrund seiner fehlenden Vorräte daheim daraufhin: "Wenn ich den Schlüssel zu meiner Wohnung verlieren würde und käme nicht raus, ich wäre wahrscheinlich nach acht Stunden tot."

Gerhard fürchtet aber genau diese Planlosigkeit. Denn er ist überzeugt, dass nach einigen Tagen Menschen an seiner Tür klopfen würden. "Wenn jetzt Katastrophe wäre, kämen die Faulen, die nichts vorbereitet haben, und wollen an deine Nudeln ran?", fragt Windscheid ungläubig. Gerhard erwidert überzeugt: "Das ist das Problem: Wie schützt man sich dann gegen den Mob?"

Zu glauben, Prepper seien "paranoide Spinner oder rechtsextreme Gefährder", sei falsch, erklärt Forscher Julian Genner in der ZDF-Doku. Vielmehr seien es "eigentlich ganz normale Leute, die sich Sorgen machen". Je mehr diese sich über Sicherheitsmaßnahmen erkundigen würden, desto größer werde aber deren Verunsicherung. Laut des empirischen Kulturwissenschaftlers würden sich viele Prepper fragen: "Auf die Gesellschaft kann ich mich nicht verlassen, auf die Behörden erst recht nicht. Was kann ich tun, um den Zusammenbruch der Gesellschaft zu überleben?" Aber, so argumentiert Genner: "Individuelle Vorbereitung löst keines der gegenwärtigen Probleme." Insofern sei das Mindset von Preppern lediglich auf kurzfristige Ausnahmezustände ausgelegt.

Quelle: teleschau – der mediendienst