Beim Blick auf die Karriere von Katarina Witt gehen einem die Superlative aus: zwei Olympia-Titel, dazu vier Siege bei Weltmeisterschaften. Doch die heute 49-Jährige war stets mehr als "nur" eine Sportlerin. Als gefeierte Athletin der DDR repräsentierte sie das Regime auch nach außen hin.
"Natürlich hast du auch die Werte des Landes mitvertreten", blickt sie in der mehrteiligen ARD-Doku "Being Katarina Witt" (ab 27. November in der ARD-Mediathek) nun zurück und betont: "Ich war eine stolze DDR-Bürgerin."
Sie sei bereit gewesen, ihr Land zu verteidigen, verdeutlicht aber auch: "Ich habe nie etwas vorgelesen, was man mir nur hingelegt hat." Dennoch, so erklärt Sporthistorikerin Jutta Braun, seien alle erfolgreichen DDR-Sportlerinnen und -Sportler als "Diplomaten im Trainingsanzug" ein "Teil des Staatswesens" gewesen und hätten als "Aushängeschild des Sozialismus" fungiert.
DDR-Regime bescherte Katarina Witt "großen Herzschmerz"
So auch im Falle von Katarina Witt. Wie früh die Eiskunstläuferin derart engmaschig überwacht wurde, überrascht aber doch. "Mit sieben Jahren, jemanden zu beschatten, finde ich pervers", empört sich Ex-Eiskunstläufer Jan Hoffmann in der ARD-Dokumentation. Kommentator Daniel Weiss fügt hinzu: "Man wollte absolut sicher gehen, dass da alles mit rechten Dingen zugeht. Deswegen hat man sie bis unter die Bettkante verfolgt."
Witt selbst gibt preis, sie kenne ihre Akten, die unter dem operativen Vorgang "Flop" angelegt wurden. Darin sei ihre Familie als unbedenklich eingestuft worden. "Dass über mich diese Akten existieren, ist so weit weg, dass ich es nur noch mit Sarkasmus hinnehme", kann sie heute gut damit umgehen. Als junge Frau habe ihr das DDR-Regime bei allen Privilegien und bei aller Unterstützung aber auch "großen Herzschmerz" beschert. Nach ihrem ersten Olympiasieg beendete die Politführung Witts Beziehung zu einem Musiker, indem sie ihn in eine Kaserne im hinterletzten Winkel versetzte.
"Leistungssport ist halt kein Spaziergang durch den Wald"
Auch der Trainingsbetrieb der Vorzeigeathletin wurde penibel festgehalten - samt der Auseinandersetzungen mit ihrer Trainerin Jutta Müller, teils wortgenau. Müller förderte Witt in hohem Maße, wenn auch teils mit harten Methoden. In ihrer Teenagerzeit habe Witt an Gewicht zugenommen, was ihre Trainerin zu einer Anpassung ihrer Menüs animierte: "Da hab ich nur Reis bekommen im Eisstadion mit Süßstoff und Zitrone." Erst als ihr Vater davon Wind bekommen und durchgegriffen habe, habe sie nach einigen Tagen wieder normale Mahlzeiten bekommen, so Witt.
Aufgrund dieser Strenge habe sie sich teilweise gewünscht, Müller "gegen die Wand zu klatschen". Doch Witt habe auch gewusst, sie brauche die strikte Hand Müllers, um voranzukommen. Sie habe eine "unbarmherzige, harte Schule" durchlaufen: "Leistungssport ist halt kein Spaziergang durch den Wald."
Quelle: teleschau – der mediendienst