Mit Kunstraub kommt man auch auf keinen grünen Zweig mehr. Angeblich soll die panische Mutter rumänischer Diebe sogar mal Meisterwerke von Picasso und Gauguin im Badezimmer-Ofen verbrannt haben, weil sich kein Abnehmer für die Beute finden ließ. Welch ein Wahnsinn! Die Drehbuchschreiber Uli Brée und Rupert Henning würden daraus wahrscheinlich im Handumdrehen eine fulminante Komödie zaubern, hätten sie nicht eine ganz ähnliche Idee schon 2012 zu Papier gebracht. Der Österreicher Wolfgang Murnberger inszenierte nach ihrem Buch "Alles Schwindel" (2012) mit dem gewohnten Esprit und Schmäh. Gut, dass einem auch hierzulande ein solch bezaubernder Nonsens dank dieser Wiederholung im Ersten nicht vorenthalten bleibt.

Was den Museumswärter Albert Wolf (Udo Samel) dazu bewogen hat, Gustav Klimts weltberühmtes Werk "Der Kuss" zu fälschen und dann heimlich gegen das Original in der Wiener Galerie Belvedere zu tauschen? "Mir war fad, und ich mal halt gern." Eh klar. Und logisch, dass das Ganze chaotische Verwicklungen nach sich zieht. Zumal die unerkannte "Kuss"-Kopie des Nachts von einem Räuber entwendet wird. Wärter Wolf, der zur Tatnacht Dienst tut, erleidet vor Schreck einen leichteren Herzinfarkt. Begreiflich. Das Bild will er auch unbedingt wiederhaben: Es ist ja schließlich seins. Ein echtes Wolf-Original, diese Klimt-Fälschung! Verwirrend.

Herrlich altmodische Farce voller Wienerischer Weisheiten

Zur Seite steht ihm Tochter Isabell (Ursula Strauss), eine ambitionierte Modedesignerin, die aus Paris nach Wien geeilt ist und gar nicht fassen kann, was der Papa da alles angestellt hat während ihrer Abwesenheit. Noch mehr geht der hochallergischen Haute-Couture-Zicke aber auf den Zeiger, dass ständig der verarmte deutsche Adelige Leopold von Hohensinn (Benno Fürmann) ihre Wege kreuzt. Dem tapsigen Blaublüter kommt der Raub sehr zu Pass: Da "Der Kuss" eine Leihgabe aus Familienbesitz ist, spekuliert er auf die Versicherungssumme, die ihn sanieren und eines usbekischen Grobians entledigen würde, der sich - wiewohl älter an Jahren - als Poldis Adoptivsohn ins Adelsgeschlecht einkaufen will. Zur Not auch mit roher Gewalt.

Was soll man sagen? All diese Zufälle und Volten sind natürlich exakt so entrückt und saudoof, wie sie sich lesen. Und gerade deshalb ist diese herrlich altmodische Farce voller Wienerischer Weisheiten ("Das Herz ist ein Hund!") vom "Knochenmann"- und "Silentium"-Regisseur Wolfgang Murnberger auch die köstlichste TV-Unterhaltung, die sich denken lässt. Früher machte mal Billy Wilder solch rasante, fesche Filme in Hollywood. Und ein so vorzügliches Ensemble wie Benno Fürmann, Ursula Strauss, Udo Samel und Bibiana Zeller (als demente und doch gewitzte Adelsmutter) hätte der Screwball-Meister garantiert zu schätzen gewusst.

Gustav Klimts Gemälde "Der Kuss", um das es im Film geht und das angeblich 100 Millionen Euro wert sein soll, gibt es tatsächlich. Und es hängt auch wie im Film im Wiener Museum "Österreichische Galerie", heute nur noch "Belvedere" genannt. Die Wertschätzung des Gemäldes aus dem 13 Jahre alten Film ist übrigens überholt. Aktuelle Spekulationen in der Kunstwelt setzen für "Der Kuss" einen Schätzwert von mindestens 200 Millionen US-Dollar oder darüber an.

Alles Schwindel - Mi. 10.09. - ARD: 20.15 Uhr