Der Eurovision Song Contest (ESC) steht im Zentrum einer heftigen Debatte um die Teilnahme Israels und befindet sich möglicherweise in der größten Krise seiner fast 70-jährigen Geschichte. Schon seit einigen Monaten gibt es Spannungen unter den Wettbewerbsteilnehmern. Aktuell hat der spanische Sender, einer der fünf Hauptfinanziers, mit einem Rückzug gedroht, falls Israel beim ESC 2026 einen Beitrag einreicht. Zuvor hatten bereits Irland, die Niederlande und Slowenien mit einem Boykott gedroht.
Worum geht es? In jüngster Zeit gibt es in mehreren Ländern Bestrebungen, Israel auszuschließen. Der Hintergrund hierfür ist der Konflikt im Gazastreifen. Der Krieg wurde durch den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 ausgelöst, bei dem etwa 1200 Menschen in Israel ums Leben kamen und mehr als 250 Menschen, darunter auch Kinder, in den Gazastreifen entführt wurden.
Beben beim Eurovision Song Contest: Spanien erwägt Rückzug
Wie beispielsweise Ntv berichtet, hatte der spanische Regierungschef Pedro Sánchez aufgrund der Kritik an Israels militärischem Vorgehen im Gazastreifen bereits im Mai gefordert, Israel von dem Musikwettbewerb auszuschließen. Der spanische Sender RTVE zeigte damals vor der Ausstrahlung des ESC-Finales eine Botschaft, in der "Frieden und Gerechtigkeit für Palästina" gefordert wurde. Die Entscheidung über die Teilnahme Israels liege jedoch bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU).
Seither sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mindestens 64.900 Palästinenser im Küstengebiet getötet worden, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Deswegen gab es bei den ESC-Wettbewerben in Malmö 2024 und Basel 2025 Demonstrationen. Das Gesundheitsministerium differenziert nicht zwischen Bewaffneten und Zivilisten. Die UN haben diese Angaben als glaubhaft eingestuft.
Ein immer wieder vorgebrachtes Argument ist der Vergleich zu Russland. Nach dem Einmarsch in die Ukraine ist das Land vom Eurovision Song Contest in Turin 2022 ausgeschlossen und seither nicht mehr zurück in den Kreis der Teilnehmerländer aufgenommen worden. "Wir dürfen keine doppelten Standards in der Kultur zulassen", sagte zum Beispiel Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez mit Blick auf Israel und Russland.
Israel und ESC-Veranstalter sehen keinen politischen Wettbewerb
Israel hat laut Medienberichten angekündigt, trotz Boykott-Drohungen anderer Länder im nächsten Jahr am Eurovision Song Contest (ESC) teilnehmen zu wollen. "Es gibt keinen Grund, warum Israel nicht weiterhin ein wichtiger Teil dieses kulturellen Ereignisses sein sollte, das unter keinen Umständen politisch werden darf", äußerte laut israelischen Medien der Direktor des israelischen, am ESC teilnehmenden Fernsehsenders Kan, Golan Jochpaz. Diese Aussage stellt die erste Reaktion Israels auf die angedrohten Boykotte dar.
Die Veranstalter, die Europäische Rundfunk-Union (EBU) in Genf, betrachten den ESC ebenfalls als unpolitisches künstlerisches Ereignis. Entscheidender noch ist aber nach Erläuterung von EBU-Generaldirektor Noel Curran, dass der ESC "kein Wettbewerb zwischen Regierungen" sei.
Die EBU beurteilt also nicht die politischen Handlungen der Teilnehmerländer, sondern die Unabhängigkeit ihrer Rundfunkanstalten, die dann die Künstlerinnen und Künstler entsenden. Der israelische Kan-Sender werde diesen Anforderungen gerecht. Das russische Fernsehen hingegen stehe dem kriegführenden russischen Staat zu nahe.
Warum wiegt Spaniens Absage so schwer?
Die Zahl der Teilnehmerländer variiert beim ESC jedes Jahr. Die EBU könnte also theoretisch gelassen reagieren, solange es bei einzelnen Absagen bleibt. Allerdings tobt die Debatte in mehreren Ländern. Zudem hat sich der Eurovision Song Contest seit den Anfängen 1956 zu einem der kostspieligsten Live-Events Europas entwickelt. Neben den Ausrichtern vor Ort übernehmen die ESC-Nationen Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien einen Löwenanteil der Kosten. Sie bilden die "Big Five", deren Sängerinnen und Sänger seit vielen Jahren jedes Mal automatisch für das Finale gesetzt sind.
Wie der Konflikt beizulegen ist, zeichnet sich bisher nicht ab. Immer wieder ist von den Verhandlungen die Rede, die die EBU noch bis Dezember mit Israel-kritischen Teilnehmerländern führen will, zu denen etwa auch Island und Belgien gehören. Anfang dieser Woche ließ ein Bericht des israelischen Portals "ynet" die ESC-Gemeinde aufhorchen. Angeblich habe man inoffiziell den Israelis zwei Szenarien vorgeschlagen: Ein Jahr aussetzen, in der Hoffnung, dass der Krieg 2027 vorbei ist. Oder ein Auftritt in Wien mit einer neutralen Flagge.
Es folgte ein scharfes Dementi aus Genf: "Die EBU hat (dem israelischen Sender) Kan keinerlei Vorschläge mit Blick auf ihre Teilnahme beim nächsten ESC gemacht. Die Beratungen im großen Kreis unserer Mitglieder laufen weiterhin. Bevor dieser Prozess nicht abgeschlossen ist, wird keine Entscheidung fallen", so die EBU. Für die ARD übernimmt der Südwestrundfunk (SWR) die Federführung. Der SWR betont auf Anfrage die Werte Vielfalt, Respekt und Offenheit, unabhängig von Herkunft, Religion oder Weltanschauung. "Es handelt sich um einen Wettbewerb, der von EBU-Sendern, nicht von Regierungen organisiert wird." Man unterstütze aber den Konsultationsprozess. "Ziel ist es, eine fundierte, nachhaltige Einigung zu finden, die mit den Werten der EBU im Einklang steht."
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