Wer alles hat, nimmt sich gerne noch mehr: Es ist ein klassischer Konflikt, von dem "Sons of Anarchy"- Schöpfer Kurt Sutter in seiner neuen Serie "The Abandons" (ab 4. Dezember bei Netflix) erzählt. Im Mittelpunkt des achtteiligen Westernepos stehen zwei starke Frauen, die sich im Jahr1854 im Washington Territory in erbitterter Feindschaft bekämpfen.
Die Lebensentwürfe von Constance Van Ness ("Akte X"-Star Gillian Anderson) und Fiona Nolan ("Game of Thrones"-Tyrannin Lena Headey) könnten nicht anders sein. Während Van Ness reich und gierig in einem herrschaftlichen Haus residiert, steht Nolan einer bunt zusammengewürfelten Patchwork-Familie vor. Die beiden Matriarchinnen streiten um die Vorherrschaft auf einem Stück Land, das reiche Silbervorkommen birgt.
Auf diesem Land lebt Nolan auf ihrer Farm eine Art Utopie: Ohne Mann, aber mit vier (erwachsenen) Kindern, die nicht ihre eigenen sind. "Familie ist keine Frage des Blutes", sagt sie und wird zur Löwenmutter, als ihre Tochter von einem Van Ness-Spross angegriffen wird.
Das brutale Ereignis lässt den Konflikt zwischen den Frauen eskalieren. Während Van Ness die Brutalitätsschraube anzieht (und dabei auch vor Hunden nicht Halt macht), kann Nolan ihre Nachbarn überzeugen, sich gemeinsam gegen die gierige Tyrannin zur Wehr zu setzen.
Blutige Mistgabeln udn kitschige Romanze
Es ist eine klassische Geschichte von Gesetz und Gesetzlosigkeit, von Blutrache und Viehdieben, mit der Netflix den von Serien wie "Yellowstone" und Co. angeregten Appetit auf Westernserien befriedigt. Dabei ist "The Abandons" mit eindimensionalen Figuren und einer überinszenierten Western-Ikonografie weniger ehrlich, als es etwa die großartige Miniserie "American Primeval" war.
Ein gewisser Kitschfaktor ist nicht zu verleugnen, wenn sich zwischen all den Viehdieben und blutigen Mistgabeln auch noch eine "Romeo und Julia"-Liebesgeschichte anbahnt. Hochkarätig besetzt und aufwendig produziert, hat "The Abandons" trotzdem Hitpotenzial und lässt sich gut wegschauen.
Initiator Kurt Sutter hat das Projekt übrigens kurz vor Ende der Dreharbeiten wegen kreativer Differenzen verlassen.
Quelle: teleschau – der mediendienst