Seit Mai 2025 ist CSU-Politiker Alexander Dobrindt als Bundesinnenminister im Amt. In seiner Funktion ordnete er stärkere Kontrollen an den deutschen Binnengrenzen und Zurückweisungen von illegalen Migranten an. Während die Union von einer erfolgreichen "Migrationswende" schwärmt, machte Ex-Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Dienstagabend bei "Markus Lanz" deutlich, dass sie den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht habe. Als Lanz fragte, "Wie zufrieden sind Sie mit der Migrationswende Ihres Nachfolgers?", antwortete die SPD-Politikerin deutlich: "Man muss schon genau hingucken, was hat sich denn eigentlich seitdem verändert? Ich habe am Ende meiner Amtszeit gesagt, ich habe die Migrationszahlen um 55 Prozent reduziert. Wir haben jetzt die gleichen Zahlen!"
Faeser ergänzte, dass sie während ihrer Amtszeit maßgeblich am EU-Asylpaket mitgewirkt habe und durch Grenzkontrollen sowie härtere Maßnahmen gegen Schleuser handfeste Erfolge erzielt habe. Faeser ging sogar so weit, zu sagen: "Ich glaube schon, dass die innere Sicherheit und auch das Migrationsthema eines ist, worum sich die SPD kümmern muss." Eine Aussage, die nicht nur den ZDF-Moderator skeptisch machte. Faeser blieb jedoch dabei und behauptete selbstbewusst, sie habe "in meiner Amtszeit sehr viel" für die "Ordnung und Steuerung" der Migrationspolitik gemacht. Man habe "vieles auf den Weg" gebracht, "das zu einem Erfolg auch geführt hat", so die SPD-Politikerin weiter. Eine Aussage, die Lanz stutzig werden ließ. Er merkte an: "Sie haben Friedrich Merz immer wieder vorgeworfen: 'Das, was Sie da vorhaben, wird niemals funktionieren'."
Nancy Faeser: "Ich glaube nicht, dass wir zu spät reagiert haben"
Statt zurückzurudern, nickte Faeser: "Ja und? Es funktioniert ja auch nicht." Mit ihrer Aussage löste sie jedoch Verwirrung beim ZDF-Moderator aus. Er wollte wissen: "Was denn jetzt? (...) Es geht nur Licht an oder Licht aus!" Lanz stichelte weiter und fragte, ob Faeser nicht "Fehler in der politischen Kommunikation gemacht" habe, denn: "Sie reden heute anders als noch vor wenigen Jahren." Er konfrontierte die Ex-Bundesinnenministerin daraufhin mit einer Aussage vom Juni 2021, in der sie über Grenzkontrollen sagte: "Ich werde das Herzstück der EU, offene Grenzen im Innern, verteidigen. Schlagbäume wieder hochzuziehen, wird uns um Jahrzehnte zurückwerfen." Das Problem? Nur drei Monate später ordnete Faeser stationäre Kontrollen zu Polen und Tschechien an.
Nancy Faeser sah darin jedoch kein Problem und erläuterte, dass die Grenzkontrollen ein wichtiger symbolischer Schritt gewesen seien, "weil sie natürlich in die Welt setzen: 'Deutschland kontrolliert an den Grenzen stärker. Das heißt, wir sind nicht mehr bereit, alle aufzunehmen'." Dennoch beteuerte die SPD-Politikerin immer wieder: "Ich glaube nicht, dass wir zu spät reagiert haben." Während sie auf die harten Maßnahmen der Ampel aufmerksam machte, stellte Journalist Robin Alexander nüchtern klar: "Aber die Bevölkerung hat Ihnen die Position doch nicht abgenommen, das ist doch das Problem!" Faeser verteidigte sich prompt: "Ich habe mehr an Gesetzgebung auf den Weg gebracht als meine Vorgänger, um zu ordnen und zu steuern!"
Nancy Faeser: Grenzschließungen alleine hätten nicht gereicht
Dennoch ließ Lanz nicht locker und erinnerte die Politikerin auch an ihren Auftritt nach der Messerattacke von Brokstedt, bei dem sie gefragt habe, wie so etwas überhaupt passieren konnte. "Von Ihnen erwartet doch die Bevölkerung Antworten und nicht Fragen", so der Moderator fassungslos. Auch dieser Vorwurf blitzte jedoch an der ehemaligen Bundesinnenministerin ab. Sie bezeichnete ihre Fragen in Brokstedt als "berechtigt" und erinnerte daran, dass sie als Innenministerin nur bedingt Einfluss gehabt habe und so nicht immer die passenden Antworten liefern konnte.
Im Gespräch mit dem ZDF-Moderator kritisierte sie daraufhin die fehlende Sachlichkeit in der Migrationsdebatte und warnte vor zu viel Populismus. Man mache den Leuten was vor, wenn man sage, "damals hätte es gereicht, die Grenze zu schließen. Es hätte nicht gereicht mit einem Schlagbaum nur!" Laut der Ex-Bundesinnenministerin brauche es stattdessen "verschiedene Maßnahmen" und "ganz viele kleine Schritte" und "da sind wir jetzt gerade am Umsetzen". Das mache die neue Koalition übrigens auch", so Faeser, die bei "Markus Lanz" eine "Veränderung im Faktischen" forderte.