Des einen Bücher wurden 1933 von den Nazis verbrannt. Da war der kurz zuvor emigrierte Erich Maria Remarque bereits ein berühmter Schriftsteller, dessen 1926 erschienener Roman "Im Westen nichts Neues" von Millionen Menschen in aller Welt gelesen wurde. Marlene Dietrich, die andere, feierte mit dem "blauen Engel" nach Heinrich Mann Triumphe, entfernte sich aber von Goebbels' Propaganda mit dem Rückzug nach Hollywood. Beide verband die Gegnerschaft gegen Hitler, aber auch eine beiderseitige Attraktion. Die mit großartigen Archivaufnahmen arbeitende Dokumentation "Erich Maria Remarque und Marlene Dietrich - Flucht in die Liebe" (MDR / ARTE, 2025) zeigt die Beziehung der beiden in all ihren Facetten.

Spätestens seit einer ersten Begegnung bei den Filmfestspielen in Venedig 1937 war der charmante Remarque in Marlene verknallt, er pflasterte sie mit leidenschaftlichen Briefen und Telegrammen zu - auch mit Blumenbuketten von Zimmer zu Zimmer in den Hotels von Antibes und Paris, in denen sie später immer wieder in getrennten Zimmern wohnten.

Marlene Dietrich hatte an der Côte d' Azur allerdings immer ihren Ehemann Rudolf Sieber, dessen Liebste und ihre Tochter sowie andere Verehrer dabei. Das sollte auch trotz aller Liebeserklärungen so bleiben, in Paris, wo beide immer wieder viele Wochen gemeinsam verbrachten, aber auch später in Los Angeles, als sich die Dietrich in glanzvoller Pose bei Dinners und Partys den Fotografen präsentierte, den Schriftsteller stets neben und hinter sich.

Die Geschichte von "Arc de Triomphe"

Schon früh hatte Remarque der Filmdiva einen eigens für sie geschriebenen Roman versprochen und sie zärtlich seinen "Panther" genannt. Alle Freiheiten inbegriffen, denn ein Panther gehöre schließlich nicht in den Käfig. Zehn Jahre lang wartete die Dietrich auf den fertigen Roman nach der Titelgebung "Arc de Triomphe". Remarque schrieb den Roman mehrfach um, mal aus berechtigter Eifersucht, schließlich aber, weil Hitlers Krieg samt Flucht und Exil dazwischen kam. "Arc de Triomphe" wurde nun ein Exilroman aus dem Paris vor dem Einmarsch der Deutschen - und vor allem eine Reflexion über die Verantwortung des Einzelnen gegenüber der Diktatur. Keine Liebeserklärung mehr an Marlene, den Panther.

Der Film von Hedwig Schmutte und Rolf Lambert bietet eine glamouröse Mischung aus Schwarzweiß-Fotos an attraktivsten Schauplätzen, sowie Spielfilm- und Dokumentaraufnahmen. Das Auf-und-ab einer doch etwas einseitig ausgerichteten Beziehung wird von Literaturexperten vorsichtig nahegebracht, Comic-Firlefanz scheint in neueren TV-Dokus allerdings unabdingbar. Auch bei Superlativen wie etwa "der Exilroman des 19. Jahrhunderts" wäre sicher etwas mehr Enthaltung angezeigt.

Erich Maria Remarque und Marlene Dietrich - Flucht in die Liebe - Mo. 08.09. - ARTE: 22.30 Uhr