Es gibt nicht viele Serien aus dem Vorabendprogramm, die es bis zu einem Spielfilm in der Primetime schaffen. Doch das Ermittlerteam aus "Watzmann ermittelt" (ARD) hat es mehr als verdient, nun endlich mal etwas länger über die Mattscheibe zu jagen, wie "Die Tränen der Madonna" zeigt. "Der Film gibt andere Möglichkeiten als die 45 Minuten am Vorabend - was die Figuren oder die Komplexität des Falls betrifft, aber auch die Härte der Themen", weiß Hauptdarstellerin Katharina Leonore Goebel. Sie und ihre Kollegen beweisen, dass die seit 2019 ausgestrahlte Serie durchaus ihre Daseinsberechtigung zur besten Sendezeit hat.

Serienurgestein Andreas Giebel fasste die Motivation hinter der kreativ anspruchsvollen Arbeit an einem solchen TV-Dauerbrenner einmal überraschend poetisch zusammen: "Aus Papier muss man Leben machen", sagte er im Interview mit der Agentur teleschau. Das gelingt aufs Trefflichste nach dem Drehbuch von Paul J. Milbers, Lars Albaum und Laura Haufe.

Der Kabarettist Giebel ist - ähnlich wie seine Rolle Kommissar Benedikt Beissl - am Set schon fast so etwas wie der personifizierte Watzmann - unverrückbar eben und nicht aus der Ruhe zu bringen. Doch dieses Mal obliegt es im Film eher Beissls Kollegen Jerry Paulsen (Peter Marton) und Sophia Strasser (Goebel), den Hauptverdächtigen im Mordfall an einem Antiquar hinterherzujagen. Beissl strawanzt in Eigenregie umher - ohne sich des Risikos seiner Spurensuche so richtig bewusst zu sein, wie sich herausstellt.

Mit seinem trockenen Humor und seine Geradlinigkeit gilt der kauzige Kommissar als wahrer Publikumsliebling. Nun kommen der Ermittler und sein Team unter der Regie von Grimme-Preisträgerin Sabine Derflinger erstmals im Hauptabend im Ersten zum Einsatz - mit dramatischem Showdown am Ende. Goebel sammelte dafür sogar Erfahrungen am Schießstand, auch wenn am Set mit Platzpatronen gefeuert wird: "Der Rückstoß nötigt einem Respekt ab für das, was man dann im Spiel in der Hand hält."

In diesem "Watzmann"-Krimi geht es inhaltlich um mehr als nur um Eifersuchts-Delikte, Dorf-interne Rache-Pläne oder kommunalpolitische Intrigen: Nun hält obendrein die serbische Mafia Einzug in Berchtesgaden. Und mit der "rechten Hand des Teufels", dem Ganoven Tarek Kristo (Luka Dimić), ist nicht zu spaßen. Da anfangs weder ein Mordmotiv noch Verdächtige auszumachen sind, sondern lediglich ein getöteter Antiquar und ein verschwundenes Bild im Mittelpunkt stehen, heißt es für den Zuschauer und die Zuschauerin: aufmerksam bleiben. Denn der Film, der bereits ab 26. Dezember, in der ARD Mediathek zu sehen ist, nimmt rasant an Fahrt auf.

Ein Drama um Schuld und Sühne

Die Macher setzen auf zwei Zeitebenen, um der Geschichte Würze zu verleihen. Die Ermittler begeben sich auf eine Spur, die sie tief in die Geschichte des Berchtesgadener Landes führt. "Ich fand interessant, dass die Geschichte aus der Perspektive erzählt wird, wie die Nazis den Juden die Wertsachen und Kunstschätze weggenommen haben", resümierte Marianne Sägebrecht. Ihr Spiel, das auch Kollege Marton als "Großes Kino" lobt, jagt einem förmlich einen Schauer über den Rücken. Sie verkörpert eine besorgte Oma, die mehr weiß, als sie zunächst zugibt. So authentisch, wie sie eine von ihren Emotionen und ihrem Schicksal gebeutelte alte Frau spielt, stehen einem glatt die Haare zu Berge. "Sie hat einen eigenen Zugang zu ihren Figuren", lobt Giebel.

Neben Sägebrecht glänzt auch Marcus Mittermeier in einer Gastrolle (spielt Dr. Holger Stalz) - sehr zur Freude des Hauptdarstellers: "Mit Marcus habe ich schon 'München 7' gedreht. Ich mag ihn und war sehr glücklich, dass er eine Gastrolle hatte", schwärmt Andreas Giebel.

Weitere neue Abenteuer aus der Region rund um das Watzmann-Massiv gibt es ebenfalls ab Mittwoch, 7. Januar (18.50 Uhr, im Ersten) mit zwölf Folgen der quotenstarken Vorabendserie - wieder wie gewohnt mit 45 bis 50 Minuten Polizeiarbeit.

"Watzmann ermittelt - Die Tränen der Madonna" - Mi. 07.01. - ARD: 20.15 Uhr

Quelle: teleschau – der mediendienst