Dieter Nuhr ist ein bekannter Kabarettist, auch weil er seit Jahren eine eigene Sendung im Ersten hat. Am Mittwochabend ist er Gast bei Sandra Maischberger. Dort soll er auf die letzten Monate zurückblicken. Er sei einer der erfolgreichsten, spitzesten und kontroversesten Kabarettisten, so stellt ihn Sandra Maischberger vor. Dagegen kann man nichts sagen. Im kommenden Jahr feiert Nuhr sein 40. Bühnenjubiläum. Das bedeutet: Er hat viele Bundeskanzler kommen und gehen sehen. Nach seinem Lieblingskanzler gefragt, antwortet er: "Adenauer." Doch das meint er nicht ernst.

Friedrich Merz könnte es sein. Aber "er hat gerade erst angefangen", sagt Nuhr - und fügt hinzu: "Es kann sein, dass ich hier in drei Jahren wieder sitzen werde und sage. Er hat gerade erst angefangen." Gespannt sei Nuhr, wann Merz endlich loslegen werde. "Ich weiß nicht, was ich von ihm sagen soll. Ich mag ihn noch nicht so richtig beurteilen. Er überrascht mich immer wieder. Ich finde es aber ein bisschen doof, dass wir immer sagen: Die sind so gelackt. Sie sagen immer nur vorgefertigte Floskeln. Und wenn Merz mal einen raushaut, dann stürzen sich alle sofort auf einen Nebensatz. So spielte doch das Stadtbild keine große Rolle in dem, was Merz gesagt hat. Wenn wir jemanden wollen, der nicht so gelackt ist und der auch mal einen raushaut, dann müssen wir es halt mal hinnehmen."

Nuhr sieht Bildung als "eines der ganz wesentlichen Probleme in unserem Land"

Was ihn stört: In Deutschland werde gerne über Dinge diskutiert, die nicht so wichtig sind, aber nicht über die wirklich wichtigen Dinge. "Die Investoren verlassen scharenweise das Land. Kein Mensch will mehr hier investieren. Ich glaube auch nicht, dass das an den Lohnkosten liegt. Das Problem hatten wir eigentlich immer. Es gab Zeiten, da wurde das durch größere Produktivität aufgefangen. Die Zeiten sind nun vorbei. Jetzt müssten wir eigentlich schauen, wie wir das wieder hinkriegen, dass wir wieder produktiver werden."

Nuhr sieht vor allem das Bildungssystem als Problem: Dort kämen "Leute raus, die die Universitätsanforderungen nicht so richtig erfüllen, da muss noch mit lesen und schreiben nachgeholfen werden. Ich habe das Gefühl, dass wir uns nicht auf das Wesentliche konzentrieren. Bildung wäre zum Beispiel eines der ganz wesentlichen Probleme in unserem Land, wo echt was in die Hose gegangen ist", analysiert Nuhr. "Seit ich denken kann, wird da immer reformiert, aber es ist nie was besser geworden." Nuhrs Wünsche für eine neue Form der Bildung: "Mehr Bildung in die Schule verlagern statt Hausaufgaben."

Nuhr: Kein Fan von Außenminister Wadephul

Früher sei er mal grün und alternativ gewesen, erklärt er mal wieder. Jetzt sei er aber klüger geworden. Dennoch vermisst Nuhr die Ampelregierung, sagt er. Vor allem beruflich. "Das sind Pointenbringer, die kriegt man so nicht wieder", so Nuhr. Dabei gibt es derartiges auch in der neuen Regierung. "Wenn sich Merz bewegt, wirkt er, als hätte man ihn grade aus der Augsburger Puppenkiste befreit", witzelt Nuhr. Aber das sei "nicht wirklich lustig": "Es trägt nicht so wie bei Herrn Habeck, dass man das Gefühl hatte, hier ist jetzt einer, der keinen Schimmer hat von dem, was er tut, aber er traut es sich zu. Solche Leute kommen jetzt von der AfD."

Mit Bundesaußenminister Johann Wadephul hat Nuhr auch einige Probleme. Am Anfang habe der Minister auf ihn einen professionellen Eindruck gemacht. "Jetzt hat man den Eindruck, er habe viel von Frau Baerbock gelernt." Das ist für Nuhr kein Kompliment. "Es ist mir ein Rätsel, wieso wir diesen Posten immer mit Leuten besetzen, die keinen Fettnapf auslassen", sagt er. Nuhr steht auf Diplomatie im Außenministerium. Als Kabarettist braucht er die nicht. Darum kann er auch bei Maischberger ein wenig über US-Präsident Donald Trump herziehen: "Trump ist ein großer Schwätzer", sagt er. "Aber er bewegt auch Dinge, die interessant sind. Zum Beispiel im Nahen Osten."

Dann ist das Gespräch zu Ende. Das gefällt Nuhr gar nicht. "Ich habe doch noch gar nicht angefangen." Das wird er schon noch. Im Fernsehen und auf seiner nächsten Tournee.

Quelle: teleschau – der mediendienst