Schauspielstars sind fragile Wesen. Mal brauchen sie Zuneigung, mal die harte Hand eines Entscheiders. Sie müssen wahlweise vor hartnäckig nachfragenden Talkshow-Moderatoren geschützt werden oder ihre künstlerische Vision gegenüber uneinsichtigen Regisseuren durchgesetzt bekommen.

Kurzum: Sie brauchen die Arbeit der Schauspielagentur Stern. So zumindest sehen es die Mitarbeitenden des Unternehmens im neuen deutschen Disney-Original "Call My Agent Berlin" (ab 12. September 2025).

Zehnteilige Disney-Serie über Schauspielagentur 

"Wir improvisieren, wir lügen nicht", erklärt Agentin Sascha (Karin Hanczewski) ihr Arbeitsethos - wobei Improvisation ein dehnbarer Begriff ist. Beim Drahtseilakt zwischen Ego massieren und gnadenloser Ehrlichkeit boxen auch ihre Kollegen Gabor (Lucas Gregorowicz) und Konstantin (Michael Klammer) die Wünsche ihrer Klienten durch.

Ob beim Gläschen Champagner in den edlen Firmenräumen oder auf dem roten Teppich, die zehnteilige Disney-Serie zeichnet das Schauspielbusiness als exaltiertes Geschäft, in dem am Ende das Geld oben steht - und es gleichzeitig an jeder Ecke menschelt.

Dieser Blick durchs Schlüsselloch auf eine Bling-Bling-Branche hätte durchaus oberflächlich und voyeuristisch ausfallen können. Tut er bei "Call My Agent" aber nicht, ganz im Gegenteil - und das liegt am größten Coup der Serie. Unter anderem mit Frederick Lau, Katja Riemann, Moritz Bleibtreu, Jürgen Vogel, Veronica Ferres und Iris Berben gibt sich das Who's who der deutschen Schauspielszene die Ehre und spielt sich selbst. Mit offensichtlicher Spielfreude nehmen die Filmgrößen sich und ihre Macken aufs Korn.

Hochkarätige Schauspiel-Besetzung

Moritz Bleibtreu etwa wird mit der tragischen Realität des Älterwerdens konfrontiert, als eine bereits ihm versprochene Rolle in einem Christopher-Nolan-Film an einen jüngeren Akteur abgetreten werden soll. Einziger Ausweg: Botox-Injektionen und Filler, finanziert von der Agentur des Ausnahmefilmemachers ("Sehen Sie es als eine Form des Method Acting"). Derweil spekuliert Veronica Ferres auf einen Jobwechsel in die Stand-up-Comedy, und Heike Makatsch gerät auf amouröse Abwege.

Doch die Starpower von "Call My Agent Berlin" ist nur ein Grund, warum das deutsche Original beste Unterhaltung bietet. Das Regietrio um Boris Kunz ("Hindafing"), Laura Lackmann ("Luden") und Johann Buchholz (Drehbuchautor der letzten beiden Staffeln von "jerks") verstrickt komödiantische Sequenzen gelungen mit persönlichen Hintergrundgeschichten der Agenturangestellten.

Die bindungsscheue Sascha lässt lieber die taffe Verhandlerin raushängen, als sich zwischen unzähligen Datingapp-Bekanntschaften wirklich mal verletzlich zu zeigen. Derweil setzt Gabor seine Ehe aufs Spiel, um nach dem Tod von Firmeneigner Richard Stern und finanziellen Engpässen die Agentur auf Kurs zu halten. Und schließlich ist da noch Sophie (Dana Herfurth), die eher zufällig als neue Assistentin von Sascha in das Haifischbecken Schauspielbusiness stolpert. Dabei sind es eigentlich sehr persönliche und weniger berufliche Gründe, die die junge Frau einen Fuß in die Agentur Stern haben setzen lassen ...

Adaption von französischer Erfolgsserie

Die Idee hinter "Call My Agent Berlin" ist nicht neu: Das Disney-Original adaptiert die französische Erfolgsserie "Dix pour cent", die hierzulande allerdings wohl nur ausgewiesenen Serienenthusiasten ein Begriff sein dürfte. So oder so ist die Serie frisch und kurzweilig erzählt, sie balanciert gekonnt zwischen Humor und Zwischenmenschlichem. Ein echtes Streaming-Vergnügen - oder in den zugegeben etwas pathetischen Worten von Sascha gesprochen: "Filme sind wichtiger als das Leben."

Im Mittelpunkt der Serie "Call My Agent Berlin" steht eine humorvolle und kritische Betrachtung der eigenen Film- und Fernsehbranche. Anstatt in Klischees zu versinken, werden diese geschickt thematisiert und mit einem Augenzwinkern präsentiert, sodass der Humor genau ins Schwarze trifft.

Die Serie beeindruckt insbesondere dadurch, dass ständig bekannte Persönlichkeiten erscheinen. Schauspielerinnen und Schauspieler sind in ihren eigenen Rollen zu sehen.