Horst Lichter outete sich in der Donnerstagsausgabe der ZDF-Trödelshow "Bares für Rares" mit einem Augenzwinkern: "Gute Zigarren sind wie guter Wein." Inspiriert wurde er von einer besonderen Rarität, die Colmar Schulte-Goltz sogar als "Höhepunkt des Kunsthandwerks" einordnete. Alles schien perfekt, bis der Verkäufer den Händlerraum betrat ... Der Moderator kam aus dem Schwärmen kaum heraus, als er das "wunderschöne" Zigarrenetui in den Händen von Colmar Schulte-Goltz sah: "Aber, Hallöli!" Als Erstes sprang ihn die detaillierte Emaille-Verarbeitung ins Auge, doch als der Experte das Etui öffnete, erkannte Lichter erst: "Oh, für Zigärrchen." Schulte-Goltz nickte: "Genau, für Zigarren."

Danach plauderte Lichter aus dem Nähkästchen und verriet sein Faible für "gute Zigarren". Schulte-Goltz schien nicht so firm auf dem Gebiet: "Redet man da auch viel von Schiefer?" Lichter lächelte: "Von Schokolade und von Hanglage." Danach wurde das Geplänkel über Anbau und Aromen von Tabak und Wein aber unterbrochen - und zwar von Kirsten und Lutz aus Osterode. Das Paar hatte sich entschieden, ihre Sammlung russischer Cloisonné-Objekte aufzulösen. Das Zigarrenetui kam 2000 als Entdeckung auf einer Berliner Antikmesse hinzu. "Das Teil ist wunderschön", betonte Lichter und der Experte beschriebt es als "Höhepunkt des Kunsthandwerks des panslawischen Stils".

Im 19. Jahrhundert sei man auf der Suche "nach etwas Neuem" gewesen, erklärte Schulte-Goltz, wie der Stil als Gegenbewegung zur Industrialisierung und zur Bewahrung der schönen Künste entstand. Die florale, farbenfrohe Ornamentik aus Russland "wurde auf alles Mögliche übertragen, auf Stoffe, Bücher oder Gemälde", erläuterte der Experte. Das Etui war ein Beispiel des russischen Stils, ausgeführt in Cloisonné-Emaille von höchster Qualität. Gefertigt wurde das punzierte Stück aus 875er-Silber. Innen ist es vergoldet. Der Hersteller heißt Ivan Petrovich Khlebnikov, "der seinerzeit sehr berühmt war und in Moskau wie auch in St. Petersburg große Werkstätten sowie Zeichenschulen betrieb".

"Bares für Rares"-Experte schwärmt von "herausragendem Kunsthandwerk"

"Das ist etwas ganz Tolles und herausragendes Kunsthandwerk", schwärmte Schulte-Goltz über das dekorierte Etui, das sich stilistisch eindeutig einordnen ließ. "So etwas schätzen wir in Kunstwerken", führte der Experte aus, der das gut erhaltene Stück in die Zeit von 1908 bis 1917 datierte. Der Wunschpreis lag jedenfalls bei 3.000 Euro. Experte Schulte-Goltz ließ sich von dem hohen Wunsch nicht aus der Ruhe bringen, denn "es gibt viele Zigarettenetuis, aber nur wenige Zigarrenetuis", wusste er. Genau das - zusammen mit der außergewöhnlichen Form - machte das Stück "besonders sammelwürdig" und 3.500 bis 4.000 Euro wert "Da haben wir aber Glück gehabt", freute sich die Verkäuferin.

Bestärkt durch die hohe Expertise freuten sich die beiden Verkäufer auf den Händlerraum und kündigten schon an: "Wir kommen wieder." Schließlich wartete noch mehr aus ihrer Cloisonné-Sammlung darauf, verkauft zu werden. Doch jetzt ging es erstmal um das Etui, und das ließ besonders David Suppes' Augen aufleuchten. "Mein Gott, ist die schön", bekundete Suppes sofort sein großes Interesse. Doch das erste Gebot gab Fabian Kahl ab, der in der Punze von Khlebnikov den russischen Hoflieferanten des Zarenhofs erkannte: "Das ist was Gutes." Entsprechend stieg er mit 400 Euro ein. Doch Suppes ließ nicht locker und steigerte sich langsam bis auf 1.100 Euro.

"Was halten Sie denn davon?", fragte Kahl angesichts dem Gebot von Suppes. "Gar nichts", entgegnet der Verkäufer direkt. Auch bei 1.500 Euro von Suppes erntete der Händler nur ein Kopfschütteln vom Verkäufer. Schließlich legte der Händler 2.750 Euro auf den Tisch und sprach von "dem perfekten Deal". Doch der Verkäufer blieb standhaft. Für die Verkäuferin stand fest: "Das tut zu weh." So hielt sie an der Schmerzgrenze von 3.000 Euro fest und ihr Mann beschloss: "Dann nehmen wir es wieder mit." Suppes wirkte sichtlich geknickt, denn auch für ihn galt: "Das tut weh." "Wirklich schade", fand Elke Velten den geplatzten Deal, "aber das ist einfach zu viel", betonte Suppes nochmal.

Trotz mauer Expertise: Parfumflasche überrascht im Händlerraum

Als weiteres Objekt der Sendung wurde ein Ring aus 585er-Weißgold mit Zuchtperle und kleinen Diamanten (0,7 Karat) von Wendela Horz in den 1960er-Jahren datiert, "damals hat man Perlen gefeiert". Gewünscht wurden 500 und 1.000 Euro, geschätzt 600 Euro und von Elke Velten letztlich 470 Euro gezahlt. Wendela Horz datierte einen Kreuz-Anhänger aus Silber mit Diamanten (zwei Karat) auf die Zeit um 1780. Der Wunschpreis lag bei 1.000 Euro. Die Expertin glaubte, es seien sogar 1.500 bis 1.700 Euro drin. Elke Velten erhielt für 1.100 Euro den Zuschlag.

Eine limitierte Attrappen-Parfumflasche (172/1.000) wurde laut Colmar Schulte-Goltz in Anlehnung an ein typisches Picasso-Bild (Sitzende Frau mit blauem und rotem Hut, 1939) 1994 entworfen. Gewünscht wurden 300 und 400 Euro, der Experte taxierte das Mitbringsel nur auf 150 bis 180 Euro. Doch Elke Velten zahlte schließlich 300 Euro. Ein originales Lokomotiven-Schild stammte laut Sven Deutschmanek von Ende der 1920er-Jahre. Der Wunschpreis lag bei 300 Euro. Doch der Experte schätzte den Wert wegen des rostigen Zustands nur auf 100 bis 150 Euro. Händler Roman Runkel erhielt für 120 Euro den Zuschlag.