"Eigentlich brauche ich jetzt ein Sonnenbrillchen", fühlte sich Horst Lichter vom Glaspokal geblendet. "Das ist sowas von glänzend", war auch die "Bares für Rares"-Expertin Dr. Bianca Berding in der Freitagsfolge der ZDF-Trödelshow hin und weg. "Das ist mega! Ich finde das auch ganz, ganz toll!" Doch das Objekt hatte einen Haken ...
"Geboren bin ich in Rumänien, wo wir auch dieses schöne Glasgefäß herhaben", stellte sich Verkäuferin Andrea aus Bad Rappenau vor. "Dieses gute Stück gehört meiner Mama. Die hat das von einer alten Nachbarin, um die sie sich gekümmert hat."
Die Nachbarin wiederum lebte von 1903 bis 1913 in Amerika. "Dann kam sie wieder zurück. Die war kinderlos, hatte niemanden, und ist mit 96 dann mit uns nach Deutschland ausgewandert", erzählte Andrea.
"Bares für Rares"-Expertin weiß um sehr gut vernetzte Sammlerkreise
Berding bestätigte die Herkunft: "Es ist in Amerika für amerikanische Arbeiterfamilien gefertigt worden." Und zwar in der Zeit zwischen 1908 und 1912 in so großen Mengen, "dass es manchmal auch Backpulver-Glas genannt wird, weil es einfach verschenkt wurde zu Werbezwecken".
Denn was Berding ebenfalls sagen konnte: "Das ist ein Massenprodukt hier. Wir haben hier keine besondere Bläserei, sondern wir haben Pressglas." Das bewiesen die Pressnähte. Die Expertise klang erst einmal gar nicht so vielversprechend.
Aber: "Die Amerikaner machen ja ganz verrückte Sachen. Die finden das heute richtig gut." Berding weckte neue Hoffnung: "Es hat sich ein eigenes Sammelgebiet daraus entwickelt." Allerdings überwiegend in den USA. "Die Sammlerkreise sind sehr, sehr gut untereinander vernetzt", meinte die Expertin.
"Nee!" Horst Lichter wundert sich über hohen Schätzpreis
Deshalb sah Berding gute Verkaufschancen für die Giant Rose Bowl von John Fenton: "Diese Farbe und auch diese Form, die sind sehr begehrt." Ein Händler müsste sich nur die Mühe machen, sich mit der Thematik zu befassen.
"Hier hat keiner Interesse, viel Geld auszugeben für solch ein billiges Glas. Wir sind also weit unter 100 Euro", schätzte Berding den Wert für den deutschen Markt ein. "Die will keiner haben." Aber: Wer international handelt, könnte 700 bis 900 Euro erzielen - trotz Beschädigung!
"Nee!", staunte Horst Lichter. Er zückte die Händlerkarte: "Ich bin sehr gespannt, was da drüben passiert."
Verkäuferin wird sich mit den Händlern nicht einig
"Das nenne ich mal einen Pokal!", ließ sich Walter Lehnertz vom Glanz blenden. "Wo kommt der Prügel her?" Andrea erzählte die ganze Geschichte. Das Objekt gefiel, doch Daniel Meyer sprach das Problem aus: "Es ist Pressglas leider nur." Deshalb stiegen die Gebote nicht über 160 Euro.
Als die Verkäuferin den Schätzpreis nannte, meinte Friedrich Häusser sich verhört zu haben: "Wie bitte?!" Susanne Steiger gab Andrea den guten Rat: "Dann würde ich das Stück tatsächlich in Amerika verkaufen." Den nahm sie an: "Dann nehme ich es wieder mit."
Quelle: teleschau – der mediendienst