Hark Bohm, einer der wichtigsten deutschen Autorenfilmer der Nachkriegszeit, ist tot. Der Regisseur, Autor, Produzent, Schauspieler und Hochschulprofessor ist am Freitag (14. November 2025) im Alter von 86 Jahren in Hamburg im Kreis seiner Familie gestorben, wie seine Tochter der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
Sein Coming-of-Age-Drama "Nordsee ist Mordsee" (1976), in dem zwei seiner adoptierten Söhne die Hauptrollen spielten, war herausragendes sozialkritisches Kino. Der Ausreißer-Film samt Soundtrack von Udo Lindenberg beeindruckt mit schonungsloser Realität: Minderjährige aus der Hochhaussiedlung stehlen, lügen und stechen sich mit Nadel und Kugelschreiber vor laufender Kamera echte Tattoos. Kindesmisshandlung wird in voller Härte gezeigt. Manche Szenen sind so intensiv, dass die Jugendschützer anfangs eine Freigabe ab 12 Jahren verweigerten, Millionen Teenager fanden ihre Welt in dem Film wieder.
Hark Bohmn mit 86 Jahren gestorben - Mitbegründer vom "Filmverlag der Autoren"
"Mich interessiert das Erzählen von Geschichten", sagte Hark Bohm einmal. Damit grenzte sich der Filmregisseur und Drehbuchautor von vielen Kollegen seiner Generation ab, die ihre Werke avantgardistischer gestalten wollten. Bohm gelang das Kunststück, mit Produktionen wie "Nordsee ist Mordsee" (1976), "Moritz, lieber Moritz" (1978) sowie "Yasemin" (1988), wofür er den Bundesfilmpreis in Gold erhielt, ein breites Publikum zu unterhalten - und gleichzeitig den Intellektuellen geistige Nahrung zu bieten.
Vor allem dank der Coming-Of-Age-Filme, zu denen bereits 1973 der Neo-Western "Tschetan, der Indianerjunge" gehörte, schrieb Bohm Kinogeschichte. Mit seinem ehemaligen Schüler Fatih Akin ("Gegen die Wand") - heute selbst ein Meisterregisseur - verfasste er später das Skript zu dessen Adaption des Jugendromans "Tschick" von Wolfgang Herrndorf (2016). Auch das Drehbuch zu Akins international erfolgreichem NSU-Drama "Aus dem Nichts" mit Diane Kruger (2017) schrieben beide gemeinsam - ebenso wie das "Amrum"-Drehbuch.
Bohm, ein studierter Jurist, initiierte 1971 in München mit anderen jungen Kollegen den "Filmverlag der Autoren", der als Keimzelle des Neuen Deutschen Films gilt. Der Mann mit dem wettergegerbten, irgendwie zerknautschten, aber stets redlich wirkenden Gesicht bleibt nicht zuletzt als markanter Darsteller von Klein- und Nebenrollen in Erinnerung. Mehrfach arbeitete Bohm dabei mit der Regielegende Fassbinder zusammen.
Sich-fremd-fühlen als Motiv für sein Schaffen
"Ich weiß nicht, warum ich Filmemacher geworden bin", sagte Bohm der dpa zu seinem 80. Geburtstag in seinem Haus in den Hamburger Elbvororten. Er fügte hinzu: "Ich frage mich aber, ob ein 'Sich-immer-fremd-fühlen' ein Motiv ist, Romane zu schreiben, Bilder zu malen oder Filme zu drehen. Weil man sich so die Welt immer neu aneignen muss."
Mit seiner Frau, der Produzentin Natalia Bowakow, hatte Bohm vier Adoptivkinder - darunter den Schauspieler Uwe Bohm (1962-2022) - sowie zwei Pflegekinder. Durch Erlebnisse mit ihnen ließ sich der begeisterte Vater immer wieder zu Kinogeschichten inspirieren. So spielte Sohn Dschingis die Titelrolle im Western "Tschetan, der Indianerjunge". Dschingis und Uwe bildeten auch das zunächst ungleiche Gespann im Drama "Nordsee ist Mordsee".
Den Vater verkörperte darin Marquard Bohm (1941-2006), der jüngere Bruder des Regisseurs. Durch den renommierten Akteur ("Angst essen Seele auf") und Autor Marquard war Bohm einst in die Filmbranche geraten - eher intuitiv und ganz und gar nicht rational durchdacht, wie er später betonte.
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