Wer ihn als Musiker und TV-Persönlichkeit kennt, kennt auch seinen Namen: Álvaro Soler. Bei den wenigsten fällt aber der Groschen, wird nach dem bürgerlichen Namen des Sängers gefragt. Denn eigentlich steckt zwischen den beiden Wörtern Álvaro und Soler ein unsichtbares drittes. Eines, das den vollständigen Namen noch schöner klingen lässt. Aber auch ungewöhnlicher und spannender. Kurzum, ein Wort, das neugierig macht auf den Namensträger: Tauchert.
Álvaro Tauchert Soler also - schon der Name verweist auf die verwickelte kulturelle Identität des Singer/Songwriters. Soler wurde 1991 in Barcelona geboren, er lebte mehrere Jahre in Japan, dann wieder in Spanien, um seit geraumer Zeit zwischen Berlin und seiner Geburtsstadt zu pendeln. Seine Mutter ist halb Spanierin, halb Belgierin, sein Vater Deutscher. Von ihm hat er den Namensteil Tauchert. Dass Soler augenzwinkernd der "deutsche Spanier" genannt wird, hängt mit diesem familiären Hintergrund zusammen.
Spanien, Japan, Deutschland - welcher Kultur sich Soler angehörig fühlt, das weiß er selbst nicht so genau. Und das scheint auch gut so. "Am Ende legt man einfach fest, dass es egal ist, wo man ist. Es ist ja gerade das Schöne, zwischen den Kulturen pendeln zu können", sagte der Musiker 2021 der Nachrichtenagentur dpa. Ohnehin ist für ihn Heimat etwas, das an keinen Ort gebunden ist. "Heimat", erklärt er, "ist einfach in uns. Das Wichtigste ist, dass wir glücklich sind. Egal wo."
Durchbruch als Musiker in Deutschland
In Japan dennoch liegen Solers musikalischen Anfänge. Dorthin, genauer: nach Tokio waren seine Eltern mit ihm und seinem zwei Jahre jüngeren Bruder wegen der Arbeit von Vater Marten Tauchert, eines Ingenieurs, gezogen. In Japan, wo er von seinem zehnten bis 17. Lebensjahr lebte, lernte er Klavier und Gitarre spielen und machte in einer Schülerband mit. Für ihn eine "prägende" Zeit, wie er sagt. "Man lernt sehr schnell, sich auf verschiedene Kulturen, Mentalitäten und unterschiedlichste Menschen einzustellen."
Als Musiker hat sich der Deutsch-Spanier mit Japan-Erfahrung dann aber doch auf die Seite der spanischen Kultur geschlagen. Seine Songs singt er auf Spanisch, obwohl er daneben vier weitere Sprachen von fließend bis ausreichend beherrscht: deutsch, englisch, japanisch, italienisch. Warum er auf Spanisch singt? Weil sich die Sprache, so Soler, für Ausstehende, und er sagt das vor allem mit Blick auf die Deutschen, "exotischer, besser und lässiger" anhöre.
Vielleicht musste seine Karriere auch deswegen erst in Deutschland Fahrt aufnehmen. Zwar hatte er in Spanien schon mit der Band Urban Lights eine Platte aufgenommen, doch der große Erfolg blieb aus. Nach Deutschland hatte es ihn Mitte der 2010er-Jahre verschlagen, wo er bald sein Debütalbum aufnahm, "Eterno agosto" (2015). Die erste Single daraus, "El mismo sol", wurde ein europaweiter Hit, in der Schweiz, in Polen und Italien kletterte der schwungvoll-lässige Ohrwurm sogar an die Spitze der Charts.
Kosmopolit findet Halt in Familie
Als Kosmopolit ist Soler immer offen für Neues: für neue Sounds, an denen er unablässig tüftelt. Offen auch für die Musik anderer Kulturen und Musiker, mit denen er nicht selten zusammenarbeitet. Jennifer Lopez, die von "El mismo sol" begeistert war, nahm mit ihm eine spanisch-englischsprachige Version des Hits auf. Dass sich kulturelle Aufgeschlossenheit auszahlt, zeigt aber auch eindrücklich Solers Einlassungen mit dem Fernsehen. Seine Auftritte in Sendungen wie "The X Factor", "Sing meinen Song" oder "The Voice Kids" verdanken sich seiner Popularität und sind dieser wiederum förderlich.
Aber: Wer so viel unterwegs ist, muss irgendwann auch zur Ruhe kommen, braucht einen einen Halt und den Fokus aufs Wesentliche. Für Soler bildet neuerdings seine Familie dieses emotionale Zentrum. Seit Mai 2023 ist er mit dem deutschen Model Melanie Kroll verheiratet, im Juli vergangenen Jahres kam ihre Tochter zur Welt. Ereignisse, die nicht ohne Wirkung auf Soler blieben. "Durch meine Frau und unsere Tochter", sagt er laut "TrendyOne", "haben sich meine Prioritäten komplett verschoben. Ich bin viel ruhiger, ausgeglichener und selbstreflektierter geworden."
Das hört man auch auf seinem neuen, dem vierten Studioalbum "El Camino", das am 10. Oktober herauskommt und das Soler als sein persönlichstes bezeichnet. Die 14 Songs auf der Platte seien "ein wenig anders als das, was man sonst von mir kennt", sagt er. Sie klängen "mutig, modern, erwachsen, neugierig", fügt er hinzu. "Und vielleicht ein wenig geheimnisvoll."