"Schürrle ... Der kommt an. Mach ihn! Mach ihn! Er macht ihn! Mario Götze!" Mit diesen wenigen Worten schrieb Tom Bartels 2014 deutsche Fernsehgeschichte. Als Live-Kommentator des Fußball-WM-Finales Deutschland gegen Argentinien hatte der ARD-Journalist das Privileg, das deutsche Siegtor bejubeln zu dürfen - vor rund 35 Millionen Fans an den TV-Geräten. Viele von ihnen verbinden den bislang letzten deutschen Sieg bei einer Fußball-Weltmeisterschaft auch mit der Stimme von Tom Bartels.
Er habe "viele große Spiele gemacht", erinnerte sich der 60-Jährige nun im Podcast "Football Finance". "Aber so ein Moment wird nicht wiederkommen."
Wie groß die Belastung für den Live-Reporter damals war, zeigt ein dramatisches Erlebnis, das er im Podcast-Gespräch enthüllte. Am Tag nach dem Finale von Rio sei er nach Hause geflogen zu seiner Familie. Zwei weitere Tage später sei es in den Urlaub nach Norwegen gegangen. Bis dahin habe er sich gut gefühlt und den Eindruck gehabt, die Final-Reportage hätte nicht viel besser laufen können. Dann sei er plötzlich zusammengebrochen.
Tom Bartels über seinen schlimmsten Reporter-Albtraum: "Das ist der Untergang"
"Ich bin im Prinzip ab Tag drei in Norwegen wie eine Hülle von meiner Familie durch die Gegend gefahren worden", berichtete Bartels: "Der Körper hat sich komplett verabschiedet." Er könne nicht sagen, ob er krank gewesen sei: "Ich habe nachts vier T-Shirts durchgeschwitzt und war im Prinzip wie apathisch. Das hat eine Woche angehalten und dann ging es wieder." Bartels vermutet im Rückblick einen akuten Stress-Abfall: "Ich habe das nie wieder so gehabt."
Angesprochen auf den berühmt geworden Ausruf "Mach ihn! Er macht ihn!" unterstrich Bartels, wie groß die Anspannung schon vor Spielbeginn war. Einer seiner Albträume sei es gewesen, den entscheidenden Spielmoment als Kommentator zu verpassen. "Du musst die ganze Zeit am Spiel bleiben. Du darfst nicht in irgendeiner Geschichte sein oder irgendwo mit deinen Gedanken, wenn der Ball in den Strafraum fliegt", erläuterte Bartels. Im spielentscheidenden Moment eines WM-Finales mit deutscher Beteiligung nicht das Geschehen zu kommentieren, sei "das Schlimmste" in so einer Situation. "Das ist der Untergang."
Zurechtgelegt habe er sich den Ausruf "Mach ihn!" im Vorhinein dennoch nicht. So etwas könne man nicht vorausplanen. "Das wäre schlimm, wenn man das im Kopf hätte", sagte Bartels. "Du musst einfach dir vertrauen und sagen, was du denkst." Am Ende konnte Bartels vom Triumph der deutschen Mannschaft auch persönlich profitieren, wie er glaubt: "Wenn die Mannschaft gewinnt, gewinnst du mit. Wenn die Mannschaft verliert, bist du der Überbringer der schlechten Nachricht. Dann gibt es meistens auch viel mehr Kritik."