Es klingt so simpel wie grausam. 50 junge Männer werden bei einem langen Ausdauermarsch durch das amerikanische Hinterland getrieben, bei dem nur einer überleben soll. Das ist der Plot der neuen Stephen-King-Verfilmung "The Long Walk - Todesmarsch", der jetzt in den Kinos startet (11. September).
Die Geschichte erinnert auf den ersten Blick etwas an die Fantasy-Filmreihe "Die Tribute von Panem" - ebenfalls eine Romanadaption über einen tödlichen Wettkampf zwischen jungen Menschen -, ist aber deutlich älter. Bestsellerautor King hatte den Roman unter seinem Synonym Richard Bachman bereits im Jahr 1979 herausgebracht. Er schrieb die Geschichte damals vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs. Tatsächlich führt bei "The Long Walk" nun auch der "Panem"-Regisseur Francis Lawrence die Regie.
Männer beim "Todesmarsch" nach drei Warnungen erschossen
Wie im Buch wird im Film ein Nachkriegsamerika von einem autoritären Militärregime regiert. Die Menschen im Land sind arm. Unter der Leitung des Majors (Mark Hamill) wird jedes Jahr ein "Todesmarsch" veranstaltet, für den 50 junge Männer mehr oder weniger freiwillig zur Teilnahme ausgelost werden.
Das Ziel: Ohne Pause im Tempo von drei Meilen pro Stunde durch die USA laufen (umgerechnet knapp fünf Kilometer pro Stunde). Der Gewinner erhält ein hohes Preisgeld und hat einen Wunsch frei.
Eine festgelegte Ziellinie gibt es nicht. Vielmehr gewinnt derjenige, der am Ende übrig bleibt. Denn wer nicht mithalten kann oder eine Verschnaufpause einlegt, wird insgesamt dreimal verwarnt und dann sofort erschossen. Übertragen wird der Überlebenskampf im Fernsehen.
Viele brutale und explizite Szenen
Die Geschichte dreht sich um den Teilnehmer Raymond Garraty, gespielt von Cooper Hoffman, der Sohn von Hollywood-Legende Philip Seymour Hoffman. Er freundet sich auf der Strecke mit anderen Mitstreitern an.
Im Verlauf des beschwerlichen Marsches realisieren die Männer zunehmend, in welcher gefährlichen Situation sie stecken (Beispiel: "Es hat eine Weile gedauert, bis ich wirklich kapiert habe, worum es wirklich geht: Lauf weiter oder stirb").
"The Long Walk" ist eine insgesamt gelungene King-Adaption mit einigen Änderungen der Vorlage. Er dürfte Fans von Filmen "Tribute von Panem", "Death Race" oder auch des Netflix-Hits "Squid Game" gefallen. Zuschauer sollten sich auf viele brutale und explizite Szenen einstellen.
Kein klassischer Hollywood-Blockbuster - viel Dialog, wenig Action
Allerdings bringt Regisseur Lawrence mit dem Horror-Thriller keinen klassischen Hollywood-Blockbuster auf die Leinwand. Er verzichtet zum Beispiel auf aufwendige Action-Szenen, sondern beschränkt sich größtenteils auf die Eintönigkeit des Wettstreits.
So sieht der Zuschauer die meiste Zeit, wie die Männer Meile für Meile zurücklegen - tagsüber und nachts auf verlassenen Straßen. Geplagt werden sie von Hitze, Hügeln, steilen Straßen, dem Toilettengang (Nein, auch hier ist keine Pause erlaubt), der eigenen Psyche und Schlafmangel. Hinzu kommen schmerzende Knöchel und krampfende Muskeln, die ein Weiterlaufen teilweise unmöglich machen.
Nur selten werden Rückblenden gezeigt, auch die Übertragung des Wettstreits im Fernsehen bleibt eine Randnotiz. Zuschauer stehen lediglich vereinzelt an der Strecke. Es entsteht eine beklemmende, triste Stimmung, die Monotonie des Marsches wirkt visuell mit der Zeit abstumpfend.
Erschreckend aktuell
Umso tragischer wird die Geschichte, weil die meisten Teilnehmer untereinander Freundschaften schließen, sich gegenseitig retten und über ihre Lebensgeschichten sprechen, statt sich als Konkurrenten wahrzunehmen. "The Long Walk" ist daher auch ein dialoglastiger Film über den Wert von Kameradschaft.
Er lebt dabei von der Leistung der Schauspieler. "Star Wars"-Star Mark Hamill verkörpert den Major als kaltherzigen Befehlshaber mit verspiegelter Sonnenbrille, der stets in einem Geländewagen von Soldaten begleitet mitfährt und die Teilnehmer anheizt.
Er sagt, der Todesmarsch solle die Arbeitsmoral der Menschen im Land wecken ("Epidemie der Faulheit"), die rigorose Wortwahl erinnert dabei etwas an US-Präsident Donald Trump. Generell wirkt der Film in Zeiten von Kriegen und autoritären Regimen auf der Welt erschreckend aktuell.
Bald weitere King-Adaption in den Kinos geplant
Im Vergleich zur kürzlich erschienenen und lebensbejahenden Stephen-King-Verfilmung "The Life of Chuck" kommt also wieder ein deutlich düsterer Stoff des Autors auf die Leinwand.
Bereits im November soll mit "The Running Man" eine weitere King-Adaption in den Kinos laufen. Darin geht es um einen Mann, der an einer tödlichen Spielshow im Fernsehen teilnimmt, um Geld zu gewinnen. Also wieder ein Überlebenskampf.