"Jetzt. Wohin. Meine Reise mit Robert Habeck" erscheint am Sonntag (7. Dezember 2025) in den deutschen Kinos und erzählt die Geschichte des Scheiterns. Er begleitet insbesondere den Wahlkampf von Robert Habeck. Im Mittelpunkt steht der Grünen-Politiker, der zuvor als Kanzlerkandidat, Wirtschaftsminister und Vizekanzler bekannt war. Für einige galt er als Hoffnungsträger, für andere wurde er zur Projektionsfläche für Kritik.
Nach einem enttäuschenden Wahlergebnis zog sich Habeck schließlich aus der Politik zurück. Regisseur Lars Jessen gibt mit seinem Werk einen Einblick hinter die Kulissen. Es ist ein sehr persönlicher, ein parteiischer und nachdenklicher Dokumentarfilm. Jessen, langjähriger Freund und Berater des fast gleichaltrigen 56-Jährigen. Der Anspruch: das "filmische Protokoll eines politischen und menschlichen Experiments".
Kinofilm "Jetzt. Wohin": Robert Habeck benennt Moment, in dem er politisch wurde
Jessen versuche in seiner Arbeit Geschichten vom Gelingen zu erzählen, sagt er. "Jetzt wohin" ist auch der Titel eines Gedichts von Heinrich Heine. Es handelt von Orientierungslosigkeit. Habeck zu Beginn des Films: "Ich will nicht glauben, dass Leute belogen werden wollen. Dann können wir den Laden doch dichtmachen." Es folgt das Kernthema der Grünen, der Klimaschutz, die Folgen des Klimawandels, unterlegt mit Bildern: Jahrhundertfluten, Unwetter, Dürren, Hitzewellen. Das Thema Klimaschutz aber spielte im Bundestagswahlkampf kaum eine Rolle, es dominierten Migration und Sicherheit.
Die Grünen und Habeck können bei diesen Themen nicht überzeugen. Das spielt eine große Rolle im Film. Habeck (56) erzählt, wie ihn Tschernobyl geprägt habe, die Katastrophe habe ihn politisch gemacht, erklärt er. Der Schriftsteller geht in die Politik, es folgt ein steiler Aufstieg. Zu sehen sind Szenen des jungen Habeck. Er wird Kreisvorsitzender, Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein und Landesminister. Dann Bundesvorsitzender und in der Ampel Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister.
Die Ampel scheitert, Habeck wird Spitzenkandidat der Grünen. Er will Kanzler werden, mindestens als Minister weitermachen. Sein zentraler Slogan im Wahlkampf lautet Zuversicht. Er will für einen anderen Politikstil stehen. "Demokratie handelt ja vom Reden, vom Erklären, aber eben auch vom Zuhören. Also irgendeiner muss ja auch zuhören", sagt er im Film. Am Anfang des Wahlkampfs macht Habeck viele Gespräche mit normalen Menschen, immer begleitet von Videos für die sozialen Medien.
Habeck durchlebt Attacken und niederschmetternden Wahlabend
Habeck will die Grünen als "neue progressive Kraft" der politischen Mitte verankern. Er erzählt von seiner Zeit in Kiel: "Das Besondere war ja, dass ich Landwirtschafts- und Umweltminister war. Mein Gedanke war dann nun - genau, wie ich das davor angelegt hatte - quasi eine neue Mitte zu finden." Der Film zeigt viele Szenen aus dem Wahlkampf. Auch Attacken auf Habeck sind Thema - zum Beispiel von CSU-Chef Markus Söder, der wettert: "Die Grünen sind und bleiben Linke und bleiben Ideologen." Söder lehnt Schwarz-Grün ab. Das liegt auch an dem Projekt, mit dem Habeck polarisiert: das Heizungsgesetz.
Im Film wird von einer beispiellosen Kampagne der Desinformation gegen Habeck gesprochen. FDP-Politikern wird vorgeworfen, sie hätten fossile Geschäftsmodelle von Energiekonzernen schützen wollen. "Man kann nicht klimaneutral sein, wenn 80, 90 Prozent des Landes mit Gas- und Ölheizung heizen", sagt Habeck. 23. Februar 2025, Wahlabend.
18 Uhr, die Prognosen. Am Ende werden es 11,6 Prozent. In dem Interview im Film sagte Habeck, er habe für seinen Ansatz nicht das Mandat bekommen. "Dahinter ist ja auch der Gedanke, der Union als letzter verbliebener größerer Volkspartei, eine Brücke zu bauen, mit den Grünen zusammenzuarbeiten. Diese Brücke ist ja nicht nur nicht begangen worden, die ist ja eingerissen worden von so Wurstpolitikern wie Söder und Spahn und Klöckner und auch Friedrich Merz."
Arbeiten im Ausland nach befreiendem Rücktritt
Das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin, Anfang Mai. Habeck übergibt sein Amt an seine Nachfolgerin Katherina Reiche von der CDU. Im Film wird aufgezählt: Die Schuldenbremse ist reformiert worden, eine jahrelange Forderung Habecks, die Erfolge bei den erneuerbaren Energien seien überall sichtbar.
Und Habecks Nachfolgerin wolle neue Gaskraftwerke bauen - was allerdings verschwiegen wird: Das wollte aus Gründen der Versorgungssicherheit auch Habeck. Überhaupt gibt es nur wenige Habeck-kritische, einordnende Stimmen. Zum 1. September gibt Habeck sein Bundestagsmandat zurück. Er will künftig an Unis im Ausland arbeiten, im Berliner Ensemble hat er inzwischen die Gesprächsreihe "Habeck Live".
Am Ende des Films sagt er in dem Interview, offensichtlich geführt nach seinem Abschied aus der Politik: "Nachdem ich's entschieden habe, habe ich wieder Luft unter die Flügel bekommen."