Ob Rainer Werner Fassbinder, Lars von Trier, Andy Warhol oder Madonna: Die Liste an legendären Figuren der Film- und Kulturwelt, mit denen Udo Kier zusammengearbeitet hat, ist so groß wie der Kultstatus des Schauspielers selbst. Am Sonntagmoren ist der gebürtige Kölner, der den Sprung nach Hollywood schaffte, mit 81 Jahren verstorben. Das berichtet das US-Branchenmagazin "Variety" unter Berufung auf Kiers Partner, den Künstler Delbert McBride.
Kier wurde 1944 in Köln geboren, während Militärflugzeuge der Alliierten die Stadt bombardierten. Nach seiner Geburt traf eine Bombe das Krankenhaus, in dessen Entbindungsstation der Säugling lag. Kier wurde aus den Trümmern des Krankenhauses geborgen - ein angemessen dramatischer Lebensbeginn für einen Schauspieler mit Hang zu exzentrischen Rollen.
Kindheit in Armut
Kiers Mutter war nicht verheiratet - der Vater schon: Er hatte bereits drei Kinder mit einer Frau, von der Kiers Mutter nichts wusste. Der spätere Hollywoodstar wuchs in Armut auf. Laut eigener Aussage lebte er ohne warmes Wasser, bis er 17 Jahre alt war. Da hatte er bereits den ein Jahr jüngeren, späteren deutschen Starregisseur Rainer Werner Fassbinder getroffen. Mit 18 zog er nach London. Den Durchbruch als Schauspieler hatte er 1970 in dem Horrorfilm "Hexen bis aufs Blut gequält" des englischen Regisseurs Michael Armstrong.
Während Kiers Karriere sicherlich von seiner Ausstrahlung, mitsamt seiner stechend blauen Augen, profitierte, war laut Kier selbst Glück der wichtigste Faktor in seiner Vita. So sei er in einem Flugzeug neben Paul Morrissey gesessen, Andy Warhols Hausregisseur. Mit ihm drehte er die Filme "Andy Warhols Frankenstein" (1973) und "Andy Warhols Dracula" (1974). Für seinen Freund Fassbinder stand er für "Lola" (1981) und die Serie "Berlin Alexanderplatz" (1980) vor der Kamera.
Durchbruch in Hollywood
In Hollywood machte Kier vor allem durch seine Rolle in Gus Van Sants "My Private Idaho" auf sich aufmerksam. In der Folge etablierte er sich als Charakterdarsteller, der meistens in einer Nebenrolle besonders erinnerungswürdige bis exzentrische Figuren spielte. Wiederholt arbeitete er mit dem dänischen Skandalregisseur Lars von Trier zusammen, etwa in "Melancholia" (2011) und "Nymphomaniac: Teil 2" (2013). Mit Madonna stand er für deren Videos zu den Singles "Erotica" und "Deeper and Deeper" (beide 1992) vor der Kamera.
Udo Kier wirkte im Laufe seiner Karriere an 275 Filmen mit. Er starb in seiner Wahlheimat Palm Springs im US-Bundesstaat Kalifornien. Eine Todesursache ist nicht publik gemacht worden.
Quelle: teleschau – der mediendienst