Der Einschlag erfolgte unmittelbar neben einem Wegkreuz an einem Aussichtspunkt oberhalb von Rödelmaier. Rödelmaier, das ist eine 924-Seelen-Gemeinde unweit von Bad Neustadt im Landkreis Rhön-Grabfeld. Wir genießen die exponierte Lage. Da hat sich der Dartpfeil mal ein richtiges landschaftliches Highlight ausgesucht. Die Gegend mutet fast toskanisch an mit einer grandiosen Aussicht unter anderem auf den Kreuzberg (928 m) und den Heidelstein (926 m). Allerdings ist weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Wir warten.
Nach einer Weile haben wir Glück. Spaziergänger nähern sich, ein Paar, das seine Hunde "Gassi" führt. Schnell entwickelt sich ein Gespräch. Wir erfahren von Stefanie Seubert, dass sie ein Rödelmaier Urgewächs ist. Zum Lehrerstudium war sie mal fort, ist inzwischen aber in ihre Heimat zurückgekehrt und unterrichtet an der Grundschule in Salz. Ihr Mann Marcel, kein Rödelmaier, sondern aus Thüringen zugereist, arbeitet in Bad Neustadt.
Im Verlauf des Gesprächs bemerke ich so ganz nebenbei, dass mein fotografierender Kollege ebenfalls aus der Gegend stammt. Woraufhin er von meiner Gesprächspartnerin eingehender gemustert wird. Mit einem Mal ein zunächst ungläubiger Blick. Und dann: "Matze bist das du?" Der Befragte bejaht und schon liegen sich - immerhin nach rund 25 Jahres erstmals wieder - Stefanie und ihr früherer Schulkamerad aus Bad Neustadter Tagen in den Armen. Unglaublich, was so ein auf die Frankenkarte geworfener Dartpfeil rein zufällig alles anzurichten vermag. Dabei war die Identifizierung des Kollegen gar nicht so einfach, weil der vor 25 Jahren eigenen Angaben zufolge noch Haare bis zum verlängerten Rücken trug, inzwischen allerdings seiner früheren Haarpracht vollständig beraubt ist.
Wunderbar, ein Anfang ist gemacht. Jetzt hoffen wir auf möglichst viele Begegnungen in der Ortsmitte. Von wegen. Es tut sich auch rund um Kirche und Bürgerhaus nichts. Kein Supermarkt, kein Bäcker oder Metzger, kein Gasthaus, schon gar kein Arzt oder eine Apotheke, nicht einmal ein Tante-Emma-Laden, einfach rein gar nichts. Ich überlege mir schon, einfach am nächstbesten Haus zu klingeln, als uns ein junger Mann vor dem Bürgerhaus über den Weg läuft. Der heißt Marius Pöhnlein und ist der Sohn des Bürgermeisters.
Ein Volltreffer wie sich gleich erweist. Marius studiert eigentlich in Bayreuth und ist derzeit auf "Heimaturlaub". Er führt uns gleich in den Sitzungssaal des Gebäudes. Rödelmaier ist noch selbstständige Gemeinde erfahren wir. Es gibt allerdings eine Verwaltungsgemeinschaft mit Bad Neustadt. Viel Gewerbe gibt's hier allerdings nicht, erzählt Marius. Aber immerhin eine Schreinerei, eine Textilreinigung und ein Callcenter, dazu die Straßenmeisterei. Nicht zu vergessen drei Bushaltestellen. Mehr aber auch nicht. Die Menschen müssen zur Arbeit nach Bad Neustadt oder gleich bis nach Schweinfurt pendeln. Jetzt ist uns auch klar, warum wir nirgendwo eine Menschenseele angetroffen haben.
Von unserem jungen Fremdenführer erfahren wir aber auch, dass es in Rödelmaier ein Karmelitinnenkloster gibt. Auf unser Läuten hin wird uns dort um 14 Uhr aufgemacht. Vorher halten die Ordensfrauen Einkehr und wollen nicht gestört werden. Die Priorin, Schwester Ancilla, führt uns durch das Kloster, ein früheres Rittergut. Seit 90 Jahren gibt es Karmelitinnen im Ort. Heute zählt die Gemeinschaft noch acht Mitglieder. Die jüngste ist 51 Jahre alt, die älteste 84. Wirtschaftliches Standbein des Klosters ist neben einer Kerzenwerkstatt insbesondere eine Hostienbäckerei, für die das Kloster weithin bekannt ist. Schwester Ancilla demonstriert uns die Funktionsweise der Backmaschine. Gebacken wird nur einmal die Woche, dafür werden drei Tage lang die runden Hostien aus den Formen gestochen. Zwischen 60 000 und 80 000 Hostien kommen so zustande, die in der ganzen Gegend verkauft werden. Bis aus dem Bistum Fulda wird da geordert. Wie lange wohl noch, wollen wir mit Blick auf das Alter der Schwestern wissen. Die Priorin, sonst um keine Antwort verlegen, zuckt bedauernd mit den Schultern. "Das wissen wir nicht."
Nach einer Weile haben wir Glück. Spaziergänger nähern sich, ein Paar, das seine Hunde "Gassi" führt. Schnell entwickelt sich ein Gespräch. Wir erfahren von Stefanie Seubert, dass sie ein Rödelmaier Urgewächs ist. Zum Lehrerstudium war sie mal fort, ist inzwischen aber in ihre Heimat zurückgekehrt und unterrichtet an der Grundschule in Salz. Ihr Mann Marcel, kein Rödelmaier, sondern aus Thüringen zugereist, arbeitet in Bad Neustadt.
"Matze, bist das du?"
Im Verlauf des Gesprächs bemerke ich so ganz nebenbei, dass mein fotografierender Kollege ebenfalls aus der Gegend stammt. Woraufhin er von meiner Gesprächspartnerin eingehender gemustert wird. Mit einem Mal ein zunächst ungläubiger Blick. Und dann: "Matze bist das du?" Der Befragte bejaht und schon liegen sich - immerhin nach rund 25 Jahres erstmals wieder - Stefanie und ihr früherer Schulkamerad aus Bad Neustadter Tagen in den Armen. Unglaublich, was so ein auf die Frankenkarte geworfener Dartpfeil rein zufällig alles anzurichten vermag. Dabei war die Identifizierung des Kollegen gar nicht so einfach, weil der vor 25 Jahren eigenen Angaben zufolge noch Haare bis zum verlängerten Rücken trug, inzwischen allerdings seiner früheren Haarpracht vollständig beraubt ist.Wunderbar, ein Anfang ist gemacht. Jetzt hoffen wir auf möglichst viele Begegnungen in der Ortsmitte. Von wegen. Es tut sich auch rund um Kirche und Bürgerhaus nichts. Kein Supermarkt, kein Bäcker oder Metzger, kein Gasthaus, schon gar kein Arzt oder eine Apotheke, nicht einmal ein Tante-Emma-Laden, einfach rein gar nichts. Ich überlege mir schon, einfach am nächstbesten Haus zu klingeln, als uns ein junger Mann vor dem Bürgerhaus über den Weg läuft. Der heißt Marius Pöhnlein und ist der Sohn des Bürgermeisters.
Ein Volltreffer wie sich gleich erweist. Marius studiert eigentlich in Bayreuth und ist derzeit auf "Heimaturlaub". Er führt uns gleich in den Sitzungssaal des Gebäudes. Rödelmaier ist noch selbstständige Gemeinde erfahren wir. Es gibt allerdings eine Verwaltungsgemeinschaft mit Bad Neustadt. Viel Gewerbe gibt's hier allerdings nicht, erzählt Marius. Aber immerhin eine Schreinerei, eine Textilreinigung und ein Callcenter, dazu die Straßenmeisterei. Nicht zu vergessen drei Bushaltestellen. Mehr aber auch nicht. Die Menschen müssen zur Arbeit nach Bad Neustadt oder gleich bis nach Schweinfurt pendeln. Jetzt ist uns auch klar, warum wir nirgendwo eine Menschenseele angetroffen haben.