Urban Beekeeping boomt! Die "städtische Bienenhaltung" galt früher als verschrobenes Hobby älterer Herren, ist jetzt zum neuen Trendhobby junger Städter geworden. Das Hobby Imkern führte in den letzten Jahren zu einem Anstieg der Bienen-Besitzer - auch, weil es einfacher geworden ist: So lässt sich zum Beispiel beim gemeinnützigen Verein "Stadtbienen" eine sogenannte Bienenbox im Internet bestellen. Ein Erklärvideo soll bei den wichtigsten Schritten helfen.


Zahl der Hobbyimker verdreifacht


Auch bei den traditionellen Imkervereinen melden sich immer mehr junge Leute an, vor allem Frauen. Bundesweit ist die Zahl der Imker und Hobbyimker auf fast 130.000 angestiegen - vor rund zehn Jahren waren es noch etwas mehr als 80.000. Laut dem Kölner Imkerverein hat sich die Zahl der dortigen Hobbyimker in den vergangenen Jahren fast verdreifacht. Und es könnten bald noch mehr werden.

 


Denn Initiativen wie die sogenannte HonigConnection des Kölner Imkervereins, die vor wenigen Monaten ins Leben gerufen wurde, wollen die Imkerei noch bekannter machen - und gleichzeitig auch für die vom Aussterben bedrohte Wildbiene sensibilisieren. "Wir Imkerinnen und Imker können mehr als nur Honig machen. Wir können auch über das Insektensterben und die Lebensbedingungen der Bienen aufklären", erzählt Imkerin Iris Pinkepank, eine der Gründerinnen von HonigConnection, zur Idee ihres Vereins.

 

 


Wildbiene in Gefahr


Das ist auch bitter nötig: Schon seit Jahren warnen Umweltinitiativen davor, dass sich Nahrung und Raum für die Wildbienen immer weiter verknappen. Das hat fatale Folgen. In den vergangenen fast drei Jahrzehnten ist die Biomasse der fliegenden Insekten, also auch die der Bienen, um 75 Prozent zurückgegangen. "Das ist höchst gefährlich, weil die Insekten die Grundlage des Ökosystems bilden", sagt Corinna Hölzel, Referentin für Pestizide und Bienen beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Denn 80 Prozent der Pflanzen sind für ihre Fortpflanzung auf die Bestäubung der Insekten angewiesen. Vögeln und anderen Tieren dienen sie als Nahrung. "Über die Hälfte der Wildbienenarten sind bereits ausgestorben oder gefährdet", warnt Hölzel.

 

 


Mehr finanzielle Mittel gefordert


Das hat viele Gründe: "Die Siedlungsgebiete werden immer größer und zerschnittener", erklärt die Umweltexpertin. "Eine der Hauptursachen ist aber die intensive industrielle Landwirtschaft." Durch den Einsatz von Pestiziden würden nicht nur Schädlinge, sondern auch eben die Nützlinge wie die Wildbiene beeinträchtigt. Herbizide vernichteten die Pflanzen, von den sich die Wildbiene ernährten.
Hölzel fordert deshalb von der Politik entsprechende Verbote - und mehr finanzielle Mittel für die Bauern, um die Schwankungen im Ernteertrag auszugleichen und eine ökologisch sinnvolle Landwirtschaft mit breiten Fruchtfolgen betreiben zu können. Anstatt jedes Jahr oder jedes zweite Jahr zum Beispiel nur Mais oder Roggen anzubauen, sollte es eine stärkere Pflanzenvielfalt geben - auch um den Bienen mehr Nahrung zu bieten.

 

 


Gefahr für Bienen: Verbot für bestimmte Insektizide?

 


Imkerei fordert Verantwortungsbewusstsein


Doch auch jeder Einzelne kann etwas tun, zum Beispiel ökologisch angebaute Lebensmittel kaufen und im eigenen Garten auf ein Blühangebot von Frühjahr bis Herbst achten. Auch der Trend zum Hobbyimkern kann helfen. "Wildbienen rettet man zwar nicht, in dem man imkert", sagt Hölzel. "Aber es ist gut, dass die Problematik an sich durch das viele Imkern in das Bewusstsein der Menschen dringt."

Doch dafür müsse man wissen, wie es geht. "Viele erfahrene Imker sowie Berufsimker sind skeptisch, wenn jetzt jeder eine Bienenkiste hat, ohne das entsprechende Bewusstsein, dass sich darüber auch eine Bienenkrankheit weiter verbreiten kann."

So warnt auch der Deutsche Imkerbund vor einem allzu sorglosen Umgang. "Imkerei hat viel mit Verantwortung zu tun", sagt Geschäftsführerin Barbara Löwer. Das Wissen über Krankheiten wie zum Beispiel Faulbrut lasse sich nicht aus dem Internet lernen, sondern nur praktisch am Bienenvolk. Auch die Initiative HonigConnection rät zu intensiven Schulungen. Man müsse sich genau fragen, was man erreichen wolle. Bienen und Wildbienen ist auch mit kleinem Schritten schon geholfen: zum Beispiel mit bienenfreundlichen Pflanzen wie Lavendel oder Löwenmäulchen.

 

Foto: Daniel Reinhardt/dpa