- Forscherteam beobachtet Explosion eines roten Überriesens
- Gewaltige Explosion in 120 Lichtjahren Entfernung
- Einige Fragen bleiben jedoch offen: Typ-II-Supernova verhielt sich anders als erwartet
Es sei gewesen, als hätten sie "eine tickende Zeitbombe" beobachtet, wie die Astrophysikerin Raffaella Margutti ausdrückte. Einem Forscherteam um Wynn Jacobson-Galán von der University of California in Berkeley ist es erstmals gelungen, einem "roten Überriesen" in Echtzeit beim Sterben zuzusehen. Die Beobachtung habe dabei zahlreiche Fragen aufgeworfen, so Galán - denn der Todeskampf des Sterns sei weitaus brutaler abgelaufen, als man es bisher angenommen habe. "Das ist ein Durchbruch in unserem Verständnis davon, wie sich massive Sterne in den letzten Momenten vor ihrem Tod verhalten", so Jacobson-Galán auf der Seite des an der Beobachtung beteiligten Keck-Observatoriums,
Extreme Energien: Forscher bei Supernova "live" dabei
Bisher ging man davon aus, dass vergleichsweise Explosionen von Sternen, sogenannte Typ-II-Supernovae, anders verhielten: Der Lebenszyklus eines Sterns endet, wenn er seinen "Brennstoff", vor allem also Wasserstoff, fusioniert hat. Am Ende dieser Lebenszeit beginnen Sterne, sich auszudehnen. Während der Kern des Sterns aufgrund der veränderten Kernfusion immer weiter komprimiert wird, treibt die Strahlung die Hüllen des Sterns auseinander. In den letzten Momenten des Sterns, wenn die Kernfusion im Inneren des Sterns schließlich zum Erliegen kommt, stürzen die Hüllen unter dem Einfluss der Gravitation auf den Kern. Dies löst eine infernalische Explosion aus, welche manchmal heller als eine ganze Galaxie leuchten kann. Wie eine solche Explosion aussieht, haben die Forscher*innen im folgenden Video dargestellt (Quelle: W. M. Keck Observatory/Adam Makarenko).
Bei der mithilfe des Pan-STARRS- und des Keck-Teleskops auf Hawaii beobachten Supernova (SN 2020tlf) blähte sich der Stern auf den 1500-fachen Radius unserer Sonne aus - wobei der Stern "nur" etwa zehnmal so schwer war wie die Sonne. In dieser Phase war der etwa 120 Millionen Lichtjahre entfernte rote Überriese erstaunlich aktiv und setzte immense Mengen an Strahlung und Materie frei. Warum dies passierte, stellt die Forscher noch vor ein Rätsel. Bisherige Beobachtungen und theoretische Modelle ließen eher eine ruhigere Entwicklung in den letzten Tagen vor der finalen Explosion vermuten. Für die Strahlungsausbrüche, so spekulieren die Forscher, könnten Gravitationswellen oder ein nuklearer Blitz aus der Verbrennung von Silizium verantwortlich sein.
Der Stern in der Galaxie NGC 5731 fiel dem Forscherteam erstmals im Sommer 2020 auf. Damals erhöhte sich die Lichtenergie des Sterns stark. 130 Tage später war es dann so weit: Der Stern explodierte in einer enormen Supernova und sendete einen gewaltigen Lichtblitz durch die Tiefen des Alls bis hin zur Erde, wo er vom Keck Observatorium aufgefangen wurde. Die Auswertung der Daten dauerte jedoch, weshalb das Team um Wynn Jacobson-Galán seine Erkenntnisse erst am 6. Januar 2022 im "Astrophysical Journal" veröffentlichten.