Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat eine der heftigsten Sonneneruptionen der vergangenen Jahre beobachtet, der Folgen für die Erde haben könnten. Nachdem es erst am Freitag (9. Februar 2024) einen relativ starken Ausbruch gegeben hatte, folgte in der Nacht zum Sonntag (10./11. Februar 2024) ein etwas kleinerer, wie der private Weltraumwetterdienst Spaceweather.com berichtete. Dabei sei die Sonneneruption in der Nacht zum Sonntag mit einem Flare der Klasse M9 relativ stark und damit nahe der stärksten Klasse X auf der fünfteiligen Skala gewesen.
Flares sind Lichtblitze, die am Ausbruchsort auf der Sonne entstehen. Wenn Flares und Sonneneruptionen die Erde treffen, können sie laut Nasa den Funkverkehr, die Stromnetze und die Navigationssignale beeinträchtigen und stellen eine Gefahr für Raumschiffe und Astronauten dar. "Obwohl der Großteil des koronalen Massenauswurfs (CME) nördlich an der Erde vorbeiziehen wird, liegt doch ein bedeutender Anteil der Wolke auf der Sonne-Erde-Linie." Die Sonnenteilchen könnten am Dienstag zur Erde kommen, schreibt speaceweather.com mit Verweis auf eine vorläufige Modellrechnung der Nasa. Sie könnten einen geomagnetischen Sturm der niedrigsten Klassen auslösen, die recht häufig sind. Astrophysiker Volker Bothmer von der Universität Göttingen erwartet er jedoch keine extremen Auswirkungen. Für die Menschen bestehe keine nennenswerte Gefahr.
Nasa beobachtet heftige Sonneneruption - diese Folgen drohen für Strom und Telekommunikation
Spurlos geht der Sonnenausbruch allerdings nicht an der Erde vorbei. Denn dabei entstehen positiv geladenen Teilchen, sogenannte Protonen, die eine Geschwindigkeit von über 1000 Kilometern pro Sekunde haben, erläutert Bothmer. Sie bewegten sich entlang von Magnetfeldlinien zu uns, die so gekrümmt seien wie die Spirale eines drehenden Rasensprengers. "Deshalb sind wir magnetisch mit dem Westen der Sonne verbunden". Grund für den Protonenzustrom sei die bei der Sonneneruption entstehende schnelle Schockwelle, die sich dann von der Sonne in den Weltraum ausbreite. Die Sonneneruption am Freitag habe ein mittelstarkes Strahlungsereignis R3 erzeugt und könne zu Funkausfällen führen.
In hohen Breitengraden sind durch die Auswirkung der Protonen etwa Störungen im Stromnetz und beim Kurzwellenfunk möglich, da das Magnetfeld der Erde viele der eintreffenden Protonen zu den Polen lenkt. Dort könnten sie Radiosignale unter 30 Megahertz auslöschen. Der Sonnensturm sollte aufgrund der Lage des Ausbruchs die Erde aber nicht treffen, so Bothmer. Das bedeute, es würden keine Polarlichter zu sehen sein.
Etwa alle elf Jahre, in einem sogenannten Sonnenzyklus, gibt es Phasen mit schwacher und mit starker Aktivität. Seit Dezember 2019 nimmt die Aktivität der Sonne wieder zu. Aktuell nähert sich die Sonne einem Maximum, bei dem Sonneneruptionen häufig auftreten. Zu einem Sonnenausbruch kommt es immer dann, wenn für kurze Zeit aufgrund der Wölbungen im Magnetfeld deutlich mehr Strahlen und Teilchen von der Sonne in den Weltraum geschleudert werden, als üblich. Nur gelegentlich treffen dabei Teilchen die Erde und lösen dann einen Sonnensturm aus.
Auswirkungen von Sonnenstürmen nicht vorhersehbar
Wie genau sich ein Sonnensturm auswirkt, ist allerdings nicht vorhersehbar. 2003 sorgte ein magnetischer Sturm für einen Ausfall des europäischen Flugradars und sorgte im schwedischen Malmö für einen mehrstündigen Stromausfall. Obwohl Sonnenstürme theoretisch größere Schäden verursachen können, gilt dies nach Ansicht vieler Wissenschaftler als unwahrscheinlich. Erst im vergangenen Jahr brachte ein starker Sonnensturm Polarlichter bis nach Franken. ami/mit dpa