• Teil einer Rakete schlug am 13:25 Uhr auf dem Mond ein
  • Der Ursprung des Raketenteils ist bislang ungeklärt
  • "Weißglühender Blitz" beim Aufprall entstehen

Rakete auf Kollisionskurs mit dem Mond: Am Freitag (4.3.2022) ist ein Raketenteil auf dem Mond eingeschlagen. Dabei soll es sich um eine verbrauchte Oberstufenrakete handeln, die mit fast 10.000 km/h auf die Mondoberfläche prallt. Das berichtet der Planetenwissenschaftler Paul Hayne von der University of Colorado, Boulder, auf dem Portal The Conversation. Jene Oberstufenrakete soll bei einem Satellitenstart in großer Höhe ausrangiert worden sein.

Mondkollision: Raketenteil trifft auf Mondoberfläche

Laut Hochrechnungen von Fachleuten sollte das etwa 12 Meter lange und fast 4.500 Kilogramm schwere Raketenteil am Freitag gegen 13:25 auf dem Mond einschlagen.  Die Besonderheit bei der Kollision: Es handelt sich um den ersten ungeplanten Einschlag eines Stücks Weltraumschrott auf dem Mond, wie die Frankfurter Rundschau in einem Artikel berichtet. 

Deshalb spricht Paul Hayne auch von einem zufälligen Experiment, das viel darüber verraten könnte, wie natürliche Kollisionen die Planetenoberflächen zerschmettern und aushöhlen. Bislang waren es Einschläge von Asteroiden oder Kometen, die für Krater auf dem Mond verantwortlich waren.

Doch was passiert genau bei dem Einschlag? „Einen Augenblick, nachdem die Rakete die Mondoberfläche berührt hat, wird sich eine Schockwelle mit mehreren Kilometern pro Sekunde über die Länge des Geschosses ausbreiten. Innerhalb von Millisekunden wird das hintere Ende der Raketenhülle durch in alle Richtungen explodierende Metallteile ausgelöscht“, beschreibt Hayne den Einschlag.

"Weißglühender Blitz" entsteht beim Aufprall

Danach werde sich eine zweite Schockwelle nach unten, in die pulverförmige oberste Schicht der Mondoberfläche, ausbreiten. Durch den Einschlag würden Staub und Gestein aufgeheizt und ein „weißglühender Blitz“ entstehe. Dieser wäre vom Weltraum aus sichtbar, „wenn sich zu diesem Zeitpunkt zufällig ein Raumschiff in der Nähe befände“, so Paul Hayne.

Eine Wolke aus verdampftem Gestein und Metall werde sich dann von der Einschlagstelle ausbreiten und Staub und sandkorngroße Partikel in den Himmel schleudern. Innerhalb der nächsten Minuten würde das ausgeworfene Material wieder auf den Mond herabregnen und in den schwelenden Krater und seine Umgebung fallen. „Von der verunglückten Rakete wird so gut wie nichts übrig bleiben“, betont der Planetwissenschaftler.

Woher das Raketenteil stammt, konnte bisher nicht endgültig geklärt werde. Anzeichen deuten darauf hin, dass es sich entweder um eine 2015 gestartete SpaceX-Rakete oder eine 2014 gestartete chinesische Rakete handelt. Den Anfangsverdacht, dass es sich bei dem Raketenteil möglicherweise um eine Raketenstufe des US-amerikanischen Raumfahrtunternehmens SpaceX handeln könnte, korrigierten Fachleute später.

War Einschlag auf der Erde zu sehen?

Derzeit wird die ausrangierte Oberstufenrakete einem chinesischen Projekt zugeordnet. Demnach geht um eine Rakete, die im Zuge der Mond-Mission "Chang´e 5-T1" im Oktober 2014 auf den Weg gebracht wurde. Doch sowohl China als auch SpaceX bestreiten jegliche Anschuldigungen.

Alle Astronomie-Fans werden jetzt leider enttäuscht, denn der Einschlag der Rakete auf dem Mond war von der Erde aus nicht zu sehen. Das hat zwei Gründe: Zum einen haben Fachleute berechnet, dass die Rakete in einen etwa 570 Kilometer großen Hertzsprung-Krater einschlagen wird. Dieser befindet sich jedoch auf der Rückseite des Mondes außerhalb der Sichtweite der Erde. Zum anderen ist der Mond am 4.3.2022 nur zu etwa fünf Prozent vom Sonnenlicht beleuchtet. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass mit diesen fünf Prozent ausgerechnet die Einschlagstelle beleuchtet sein wird.

Doch auch wenn wir Menschen womöglich den Raketeneinschlag nicht sehen konnten, sollte die Raumsonde Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO) der US-Raumfahrtorganisation Nasa nach dem Einschlag so schnell wie möglich den entstandenen Krater suchen, finden und fotografieren. Jedoch konnte auch die Raumsonde die Kollision nicht live beobachten.

Untersuchung durch Raumsonde der Nasa

Nach zwei Wochen kann die LRO frühstens den Hertzsprung-Krater erkunden und Aufnahmen von der Einschlagstelle machen. Dabei werden die Bilder eine Auflösung von etwa einem Meter pro Pixel haben. Andere Raumfahrtagenturen aus China oder Indien könnten ebenfalls ihre Kameras auf den Krater richten. Ob sie dies machen werden, ist bisher nicht bekannt. 

Fest steht: Dem Mond konnte der Einschlag der Rakete nicht schaden. Seit seinem Bestehen hat er bereits unzählige Einschläge überstanden. Dies zeigen die zahlreichen Krater auf seiner Oberfläche. Für die meisten Krater sind andere Himmelskörper, wie Asteroiden oder Kometen verantwortlich. Im Vergleich zu deren Einschlägen wird das Raketenteil nur einen verhältnismäßig kleinen Krater auf der Mondoberfläche hinterlassen. Fachleute gehen davon aus, dass er einen Durchmesser von zehn bis 30 Metern haben und etwa bis drei Meter tief sein wird.

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