- Studie zum Effekt grüner Städte
- Was ist der Wärmeinseleffekt?
- Die Datenanalyse
- Städte weltweit: Was wird gemacht?
- Fazit
Lebst du in einer Großstadt und bist an einem heißen Sommertag schon einmal durch einen Park dort gelaufen, wirst du gemerkt haben, dass Bäume eine stark kühlende Wirkung haben. Dieses Phänomen haben Forscher*innen mit dem Fokus darauf, was dies für die Umwelt zu bedeuten hat, untersucht.
Städte in Deutschland: Grundsätze der Studie
In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Städten. Insgesamt sind es dem Stand vom ersten März 2022 zufolge ganze 2055 Städte. Bayern ist Spitzenreiter mit 317 Städten und Gemeinden. Doch wer in einer größeren Stadt lebt, weiß, dass Asphalt und Beton Wärme stark reflektieren. Demzufolge kann die Hitze bei hohem Temperaturen schnell unerträglich werden.
Genauso wirst du sicher auch schon einmal bemerkt haben, dass es sich unter den Bäumen eines städtischen Parks bereits um einige Grad kühler anfühlt. In der Hitze werden die Parks geradezu zu einer Klimaoase. Dass sich die Bäume tatsächlich positiv auf das Klima auswirken, wurde nun auch wissenschaftlich bestätigt.
Eine internationale Forschungsgruppe hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt und die Ergebnisse im September 2022 im Fachmagazin "Nature Earth & Environment" veröffentlicht. Das zentrale Ergebnis der Forschung: Werden Städte mehr begrünt, können etwa 0,13 Grad der Oberflächenerwärmung pro Jahrzehnt in den Städten ausgeglichen werden.
Gründe für die Erwärmung in Städten und ein Datenvergleich
Das Phänomen, dass städtische Gebiete sich stärker erwärmen, ist auf den sogenannten Wärmeinseleffekt zurückzuführen. Dies bedeutet, dass im Vergleich zu ländlicheren Regionen in Städten bodennah deutlich höhere Lufttemperaturen gemessen werden können. Wie intensiv dieser Effekt ist, hängt vor allem von der Größe der Stadt, ihrer Struktur und den weiteren allgemeinen klimatischen Gegebenheiten, wie der Klimazone oder der Wetterlage, ab. Überdies kann vermutet werden, dass dieser Wärmeeffekt sich zukünftig durch den Klimawandel und das Bevölkerungswachstum der Städte verstärkt.
Insgesamt analysierte das Forschungsteam zwischen 2002 und 2021 Satellitentemperaturdaten für mehr als 2000 Stadtzentren weltweit. Die erfassten Daten wurden im Anschluss mit den in ländlichen Räumen gemessenen Oberflächentemperaturen verglichen. In die Messung einbezogen wurden auch sogenannte Megastädte wie Phoenix, London, São Paulo oder Peking.
Der Vergleich zeigte, dass Städte sich um etwa 29 % schneller erwärmen als ländliche Gebiete. Bei Megastädten findet die Erwärmung noch schneller statt. Die Forscher*innen weisen darauf hin, dass der Klimawandel hierbei eine wichtige Rolle spielt: Er erhöhe die Landesoberflächentemperaturen im Durchschnitt um 0,3 Grad pro Jahrzehnt.
Begrünung in anderen Städten und der Effekt
Der Erwärmung von Städten könne durch das Anpflanzen von Bäumen oder dem Erschaffen von Grünflächen entgegengewirkt werden. Anhand der gemessenen Daten konnte das Forschungsteam berechnen, dass eine Begrünung der europäischen Städte die Oberflächenerwärmung pro Jahrzehnt um 0,13 Grad ausgleichen kann.
In der Planung verwendet wird diese Erkenntnis bisher noch nicht, da nur wenige Städte das Begrünungsziel verfolgen. Jedoch gibt es auch einige Städte, die positiv hervorzuheben sind. In Izmir in der Türkei wurde beispielsweise 2020 eine Grünfläche mit 1.150 zusätzlichen Bäumen und 250.000 Büschen versehen. Seoul erlebte im Jahr 2018 eine Hitzewelle. Aufgrund derer wurde zwei Jahre später der Plan für einen neuen Park, namens "Forest of Winds", veröffentlicht. Das Ziel: Die Temperatur der Megacity soll etwas gesenkt werden. Auch wenn die Eröffnung für 2022 angelegt war, ist der Park bis jetzt noch nicht eröffnet.
Ähnlich wie Seoul entschied sich Chicago nach einer Hitzewelle im Jahr 1995 dazu, verstärkt Straßenbäume zu pflanzen. Im Zuge einer Trendanalyse der Stadt konnten die Forscher*innen herausfinden, dass der Vegetationsindex in Chicago pro Dekade um 0,011 gestiegen war - und die Oberflächenerwärmung hatte sich parallel dazu um 0,084 Grad verringert. Die finale Forderung der Forscher*innen: Die Begrünung der Städte weltweit muss mit Blick auf den Klimawandel deutlich voranschreiten.
Fazit
Die positiven Auswirkungen der Bäume auf das Klima kann empirisch bestätigt werden. Das internationale Forschungsteam konnte anhand seiner Daten nun zusätzlich wissenschaftlich bestätigen, dass eine Begrünung der Städte dem Klimawandel entgegenwirken kann. Auch, wenn der Effekt nur gering wirken mag: Jeder noch so kleine Schritt in die richtige Richtung hilft.
Einige Städte weltweit gehen bereits mit gutem Beispiel voran und pflanzen mehr Bäume an. In Deutschland ist in dem Sinne noch viel Luft nach oben. 2020 forderten die Grünen vom Bund ein 800 Millionen Euro schweres Investitionsprogramm. Das Geld solle in Grünflächen investiert werden: Parks, Dach- und Fassadenbegrünung sowie nachhaltiger Gartenbau sollen Städte vermehrt zieren.
Das Thema ist also auch in der Politik präsent. Dies lässt hoffen, dass die Begrünung zukünftig weiter voranschreitet.