- Hexenverfolgung in Deutschland
- Reformation und Hexenverfolgung
- Oberfranken - wo brannten die Scheiterhaufen
- Tragische Schicksale
Mit dem "Hexenhammer" des Dominikanermönches Heinrich Kramer gab es ein mächtiges Instrument für die Inquisitoren. Er war eine Anleitung zur Überführung und Verurteilung von Hexen. Auch auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands wurden Hexen verfolgt, verhaftet, gefoltert und verbrannt, ebenfalls in Städten und Gebieten in Oberfranken. Wo waren hier die Hochburgen und welche Schicksale verbergen sich dahinter?
Hexenjagd in Deutschland und in Franken
Auch auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands wurden Hexen verfolgt. Insgesamt, so Schätzungen, wurden in Europa im Zeitraum von 1300 bis 1750 zwischen 40000 und 60000 Menschen Opfer der Verfolgung. Auf Deutschland entfielen etwa 25000 Opfer, davon alleine in Süddeutschland 9000, davon waren etwa 80 Prozent Frauen. Südwestdeutschland gilt als eine Region intensiver Hexenverfolgung, wenn auch die eher weltlich ausgerichteten Territorien wie das Herzogtum Württemberg oder die Kurpfalz sich in der Hexenverfolgung deutlich zurückhielten und dort verhältnismäßig wenig Opfer zu beklagen sind. Dennoch war die Verfolgung ein konfessionsübergreifendes Phänomen. Reichsweit fielen neben den fränkischen Hochstiften vor allem in den rheinischen Kurfürstentümern auffallend viele Menschen den Prozessen zum Opfer, man schätzt die Gesamtzahl dort auf etwa 4000, besonders heftig war es während der Regierung Ferdinands von Köln zwischen 1612 und 1650.
Auch in Franken wurden Hexen verfolgt. Hier war vor allem Bamberg eine Hochburg. Wie überall lief es dort nach dem gleichen Schema ab. Waren die vermeintlichen Hexen nicht geständig, wurden sie mittels Folter zu Geständnissen gezwungen, am Ende stand zumeist der Scheiterhaufen. Gefangengehalten wurden sie im "Malefizhaus". Dieses war unter Johann Georg II. erbaut worden. Dort befindet sich heute die Franz-Ludwigstraße. Bereits unter Johann Georg I., der ab 1609 in Bamberg regierte, wurde es für vermeintliche Hexen in Bamberg immer gefährlicher. Er war strikt gegen den Protestantismus, seine Residenz lag im Geyerswörthschloss. Sein engster Berater war Weihbischof Dr. Friedrich Förner. Von ihm ist folgendes Zitat überliefert. "Was soll ich über unser Bamberg sagen? Dort wird es kaum eine Gasse geben, in der, wenn nicht mehrere, so doch wenigstens eine solche Krankheitenaustreiberin und Zauberin oder angebliche Wahrsagerin zu finden ist." In der "Büttelstube" auf dem Domberg fanden die Folterungen statt, zunächst wurden die angeklagten Hexen in den dunklen Kerkern der "Alten Hofhaltung" gefangen gehalten. 1617 wurden 102 Menschen in Bamberg in Hexenprozessen hingerichtet, zwischen 1612 und 1618 starben etwa 300 Personen in den Flammen. Gebaut wurde das "Malefizhaus" wohl, weil man in den Folterkammern rund 3000 Namen aus den Angeklagten herausgepresst hatte und somit Platz für all die Beschuldigten brauchte. Die hohe Zahl bedeutet, dass jeder vierte der rund 12000 Bamberger Einwohner in direkter Lebensgefahr war. Bis 1632 starben insgesamt etwa 1000 Menschen durch die Verfolgung.
Eine weitere Hochburg war Würzburg. 1617 regierte dort, wie bereits in Bamberg, Johann Georg I. Er war der Nachfolger von Julius Echter von Mespelbrunn, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Glaubensabtrünnigen wieder zurückzugewinnen. Im Gegensatz dazu verfolgte Johann Georg I. in Würzburg wie auch in der Domstadt die Hexen. Ab 1623 regierte Philipp Adolph von Ehrenburg. Die Zahl der Verbrennungen nahm unter den beiden Regierenden zu, es sollen etwa 900 Menschen verbrannt worden sein. Erst 1642 unter der Regentschaft von Johann Philipp von Schönborn, der ein absoluter Gegner der Hexenverbrennungen war, wurden die Verfolgungen beendet. Auch in Eichstätt wütete die Inquisition. Fürst Johannes Christoph von Westerstetten war die Triebkraft der Hexenverfolgung. Im Volk nannte man ihn "Brand-Bischof" oder "Hexen-Bischof". Zwischen 1612 und 1637 war er für die Hinrichtung von 176 Männern, Frauen und Kindern verantwortlich. Auch in anderen Städten und Gemeinden fanden Hexenprozesse und Verbrennungen statt. So beispielsweise in Bad Staffelstein, Waischenfeld, Pottenstein und Forchheim. Insgesamt sind 7 Orte der Fränkischen Schweiz mit mindestens 18 Opfern überliefert. In Gerolzhofen bei Schweinfurt wurden zwischen 1616 und 1619 insgesamt 261 "Hexenleute" zum Tode verurteilt. Im ersten Jahr sprach der Gerolzhofener Richter Valentin Hausherr 98 von 99 Personen schuldig. Eine wurde freigesprochen – sie hatte den Richter mit zwei Fässern Wein bestochen.
Tragische Einzelschicksale
Viele Schicksale bleiben im Dunkeln, doch einige sind überaus gut dokumentiert, auch in Oberfraken. Waren es zumeist Frauen, die in die Hände der Verfolger gerieten, so gerieten auch Männer immer wieder ins Visier der Hexenjäger. Auch angesehene Bürger und Würdenträger konnten durchaus angeklagt werden. Der Bürgermeister von Bamberg, Johannes Junius, geriet in die Fänge der Verfolger. Schon seine Frau war durch Denunziation unter den Verdacht der Hexerei geraten und hatte nach der Folter gestanden und wurde verbrannt. Im Juni 1628 wurde Junius verhaftet und schon beim ersten Verhör gefoltert. Nach sechs Tagen brach sein Widerstand zusammen, er gestand und wurde verbrannt.
Buchtipp 'Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung' - hier ansehenIn Michelau bei Lichtenfels traf es Margaretha Königerin. Eine einfache Frau, deren Mann 11 Jahre zuvor gestorben war. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni 1617 holten mehrere Männer sie aus ihrem Haus und durchsuchten alles nach Hexenwerkzeugen oder Salben. Der 50-Jährigen wurde der Prozess gemacht, sie gab zu, mit dem Teufel im Bund zu sein. 17 Tage später wurde sie verbrannt, ihre Asche verstreut, sodass am jüngsten Tag kein Körper mehr für die Auferstehung vorhanden sein sollte. Doch wie kam es dazu? Wie so oft stand am Anfang die Denunziation. Eine nicht näher benannte Person wurde im Juni 1617 befragt, die den Namen der Margaretha Königerin nannte. Damit war deren Schicksal besiegelt, denn die Halsgerichtsordnung des Bischofs Julius Echter von Mespelbrunn sah vor, dass bei der mehrfachen Nennung eines Namens im Hexenverhör, diese auch verhaftet und zu verhört werden musste. Königerin wird durch Richter Valentin Hausherr befragt. Freiwillig berichtete sie, von einer Frau Stöcklein, welche bereits 1616 hingerichtet wurde, in die Hexerei eingeführt worden zu sein. In den Verhören erwähnte sie mehrmals Details zu einer Teufelshochzeit und dem Hexensabbath. Auf die Frage nach weiteren Teilnehmern erwähnte sie die Frau des Eckhart Schmit aus Dingolshausen, die auch zuvor schon mehrmals benannt worden war. Mit Margaretha Königerin wurden weitere acht Personen schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.
Die Frage, warum Königerin geständig war und Frau Schmit sowie Frau Stöcklein erwähnte, erscheint zunächst unverständlich. Doch sie wusste, dass ihr Schicksal unausweichlich war und wie das Ende sein würde. Durch ihr "Geständnis" hatte sie sich Folter und tagelange Qualen erspart. Durch die Erwähnung der Frau Stöcklein als ihre Lehrerin brachte sie keine weitere Person in Gefahr, da diese bereits hingerichtet worden war. Auch mit Frau Schmit, die bereits als Hexe dem Richter bekannt war, nannte sie keinen neuen Namen. Möglicherweise war Königerin bewusst, dass Frau Schmit bereits verloren war. Richter Hausherr wurde am 7. Juli 1618 durch Männer des Bischofs verhaftet und sollte wegen Korruption, Trunkenheit im Amt, Urkundenfälschung und weiterer Vergehen vor Gericht gestellt werden. Er erhängte sich am 28. November 1618 in seiner Zelle. Sein Leichnam wurde verbrannt und die Asche im Wind verstreut. Damit teilte er letztlich das Schicksal all derer, die er selber hat verbrennen lassen.
Fazit
Wie man anhand der Beispiele erkennen kann, war es letztlich unmöglich, die eigene Unschuld zu beweisen. Gilt heute in der Rechtsprechung der Grundsatz, jeder ist unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist, so war man als verfolgte Hexe im Grunde genommen bereits verurteilt, sobald man verhaftet wurde.
Lies auch den ersten und dritten Teil unserer Reihe zur Hexenverfolgung.
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