- Durch Popeln können die Schleimhäute verletzt werden
- Schlimmstenfalls bildet sich ein Loch
- Verformung der Nase möglich
Zugegeben, Popeln ist kein besonders leckeres Thema. Dennoch sollte es nicht totgeschwiegen werden. Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und -Ärztinnen weisen darauf hin, dass unbedachtes "In-der-Nase-bohren" gefährlich sein kann. Wir erklären dir, wie schädlich das Popeln tatsächlich ist.
Wieso popeln wir in der Nase?
Hand aufs Herz: Hast du schon einmal in der Nase gebohrt? Die meisten Menschen tun es - sei es bewusst oder unbewusst. In einer Studie, die Mitte der 1990er-Jahre im "Journal of Clinical Psychology" veröffentlicht wurde, gestanden 91 Prozent der Befragten, regelmäßig in der Nase zu bohren. Übrigens scheinen Männer (62 Prozent) häufiger in der Nase zu bohren als Frauen (51 Prozent). Zu diesem Ergebnis kam Autor Christoph Drösser, der für sein Buch "Wie wir Deutschen ticken" diverse Umfragen auswertete.
Aber weshalb bohren wir in der Nase? In erster Linie dient das Popeln dazu, besser Luft zu bekommen. Sobald uns etwas im Naseneingang beim Atmen behindert, versuchen wir es zu entfernen. Natürlich ist der Griff zum Taschentuch galanter. In unbeobachteten Momenten probieren jedoch viele, die störende Verstopfung mit dem Finger zu entfernen. Manche Menschen popeln auch aus Langeweile - nicht nur Kinder. Es gibt sogar Menschen, die das Nasenbohren zwanghaft betreiben. Der Fachbegriff hierfür lautet Rhinotillexomanie. In diesem Fall hat das Popeln psychische Ursachen.
Ganz gleich, welche Gründe das Nasenbohren auslösen, gut ist es nicht. Zum einen ganz einfach deswegen, da durch den Griff in die Nase Krankheitskeime von außen in den Körper gelangen können. Rhinoviren verbreiten sich beispielsweise häufig über kontaminierte Hände. Das ist aber längst nicht der einzige Grund, weshalb Popeln ungesund ist.
Weshalb in der Nase zu bohren schädlich sein kann
Häufiges Nasenbohren kann ernst zu nehmende Folgen haben. Denn durch das Popeln kann die empfindliche Schleimhaut in der Nase verletzt werden. Infolge dieser durch Popeln ausgelösten mechanischen Verletzungen bilden sich Krusten. Diese stören in der Nase und regen dadurch zu neuerlichem Popeln an. Durch das vermehrte "In-der-Nase-bohren" brechen die Krusten wieder auf. Oftmals kommt es durch diese frischen Wunden zu Nasenbluten - und anschließend erneut zu einer Krustenbildung. Nun beginnt alles von vorn: Die Kruste stört, das Nasenbohren wird verstärkt, die Kruste bricht auf - ein Teufelskreis, der zu chronischen Entzündungen führen kann.
Das Problem hierbei: Die Schleimhaut in der Nase wird durch das starke und häufige Nasenbohren immer dünner. Schlimmstenfalls kann ein Loch in der Nasenscheidewand entstehen, das sich durch ein pfeifendes Atemgeräusch bemerkbar macht. Diese Perforation in der Nasenscheidewand (auch: Septumperforation) verursacht zwar meist keine Schmerzen, führt aber zu weiteren Komplikationen. Es kommt zu Luftverwirbelungen in der Nase. Der Luftstrom ist gestört. Dies wiederum reizt erneut die Schleimhaut und kann Nasenbluten und eine anschließende Krustenbildung begünstigen.
Durch das Loch in der Nasenscheidewand kann sich schlimmstenfalls die Nase verformen. Denn wenn das Loch sehr groß ist, geht zu viel stabilisierende Knorpelsubstanz verloren. Dadurch kann sich die Nasenspitze absenken. Glücklicherweise kommt dies relativ selten und nur bei "Dauer-Bohrern" vor.
Ist Popelessen gefährlich?
Popelessen hat einen extrem hohen Ekelfaktor. Aber: Es ist normalerweise nicht gefährlich. Zwar kann Nasensekret auch Viren und Bakterien enthalten. Da das Nasensekret aber über einen hohen Wasseranteil (95 Prozent) verfügt, ist die Belastung mit Viren und Bakterien in der Regel zu gering, um krankzumachen. Außerdem werden spätestens durch die Magensäure möglicherweise enthaltene Krankheitserreger zuverlässig vernichtet.
Abgesehen davon: Da Nase und Mund zusammenhängen, gelangt ohnehin immer wieder Nasensekret in unseren Magen. Es wird unbemerkt heruntergeschluckt. Im Grunde unterscheidet es sich nur in seiner Konsistenz von einem Popel.
Der Fachbegriff fürs Popelessen lautet übrigens Mukophagie, was so viel wie "Schleim essen" bedeutet. Die Mukophagie ist im Grunde harmlos. Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, dass in einem Popel Schadstoffpartikel aus der Umwelt gebunden sein können (etwa Pollen oder Staub aus der Luft). Für gesunde Erwachsene mit stabilem Immunsystem ist dies normalerweise unbedenklich. Für Kinder könnte der Popelkonsum allerdings schädlicher sein. Ihr Körper ist noch nicht ausgereift. Sie sind empfindlicher gegen Giftstoffe als Erwachsene. Du solltest also auch deshalb darauf achten, dass dein Kind das Nasenbohren nicht zu exzessiv betreibt.
Alternative Möglichkeiten, um die Nase zu befreien
In der Nase bohren, ist keine gute Idee, um die Nase zu befreien. Hier ein paar Tipps, wie du deine Nase stattdessen sauber halten kannst:
- Vorsichtig schnäuzen: Beim Schnäuzen wird ein leichter Druck aufgebaut, der die Popel nach außen transportiert - ganz ohne aktiven Fingereinsatz in der Nase.
- Salben: Es gibt spezielle Nasensalben, die hartnäckige Popel lösen und gleichzeitig Verletzungen lindern. Solche Salben enthalten häufig den Wirkstoff Dexpanthenol. Dexpanthenol dringt in die Nasenschleimhaut ein, fördert den Wiederaufbau und spendet Feuchtigkeit. Lass dich in einer Apotheke beraten.
- Nasenduschen: Nasenduschen sind eigentlich nicht zum Popel entfernen gedacht. Vielmehr sollen sie den oberen Teil der Nase reinigen. Nasenduschen sorgen allerdings für feuchte Nasenschleimhäute. Und bei einer feuchten Nasenschleimhaut ist das Bedürfnis kleiner, in der Nase zu bohren.
- Ausreichend trinken: Achte darauf, dass dein Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen ist. Wenn du genug trinkst, bleibt dein Körper hydriert und das Nasensekret flüssig. Es entstehen weniger Popel, die den Drang auslösen könnten, in der Nase zu bohren.