Draußen ist es kalt und dunkel, drinnen ist alles in sanftes Kerzenlicht gehüllt, und es duftet nach Kardamom, Orangen und Zimt. Ich sitze am Esszimmertisch, der immer ein bisschen zu klein ist für unser Advents-Puzzle-Chaos, und denke an meine Oma, die diese Tage „die stillen Nächte“ nannte.
Heute weiß ich, dass sie von den Raunächten sprach, jenen zwölf Nächten rund um den Jahreswechsel, denen in Europa seit Jahrhunderten eine besondere Bedeutung zugeschrieben wird.
Die ersten Wochen im Dezember sind häufig sehr stressig
Zu Beginn des Dezembers wird es auf der Arbeit, in der Schule und in den Vereinen meistens noch mal sehr laut. Geschenke, kleine Feiern… jeder will noch schnell vor Jahresende etwas erledigen. Das stresst!
Aber je weiter der Dezember voranschreitet, umso leiser werden die ‚Anliegen‘ und E-Mails, und das Wichtigste im Leben rückt weiter nach vorn: das leise – und manchmal sehr laute – Gemurmel meiner Kinder, die blubberartigen Bellgeräusche in den Träumen unseres Labradors und die Stimme meines Mannes, der mich fragt, ob ich noch einen Kaffee möchte.
Endlich wieder durchatmen und Familienzeit verbringen
Wir haben wieder mehr Zeit für kleine Inseln: gemeinsam selbstgemachten Weihnachtspunsch zu trinken, Plätzchen und andere Leckereien zu essen und eine Runde „Trivial Pursuit“ oder „Monopoly“ zu spielen. Ab dem 25.12. ziehe ich dazu noch jeden Abend eine Karte: eine aus dem Tarot und eine aus meinen Achtsamkeitskarten – ganz ohne Hokuspokus, sondern um in Ruhe über mich, meine Familie und meine Wünsche im neuen Jahr nachzudenken. Denn genau das ist die heimliche Kraft dieser Tage: Wir hören uns selbst (und einander) wieder besser zu.
Meist werden die Raunächte als die Zeit zwischen Weihnachten und den Heiligen Drei Königen verstanden, also vom 25. Dezember bis 6. Januar. Die Wurzeln verlieren sich im Halbdunkel alter Bräuche. Der Name selbst wird doppelt gedeutet: Entweder von „Rauch“ (wegen des Ausräucherns von Haus und Stall) oder von „rau/rûch“ – wild, haarig, ungezähmt.
Räuchern war (und ist) ein zentrales Ritual: Schon vor dem Christentum wurden Kräuter verbrannt, um Böses zu vertreiben, das Gut zu begrüßen und Räume zu reinigen. Ich liebe das! Meinem Mann wird davon schlecht… darum räuchere ich nur, wenn er nicht da ist.
Die Bedeutung der einzelnen "Raunächte"
Jede Raunacht steht als Omen für einen Monat des kommenden Jahres – zwölf Nächte, zwölf Monate. Ob man nun prophezeit oder einfach reflektiert: Diese Nächte sind für mich ein sanfter Übergang vom Alten ins Neue, in dem ich das Jahr abschließe und mich auf das kommende „vorbereite“.
Ich formuliere Wünsche, begründe sie emotional und rational und schreibe mir auf, wie ich sie im Laufe des kommenden Jahres erreichen möchte. Man muss es nicht „Raunächte“ nennen oder diese zelebrieren. Am Ende ist es eine Einladung, langsamer und ruhiger zu werden sowie die Zeit „zwischen den Jahren“ als weichen Übergang zu gestalten, mit Ritualen, die erden statt zu überfordern.
Ideen für achtsame Inseln zwischen den Jahren
- Einfach mal das Smartphone 30 Minuten auf „Flugmodus“ stellen, eine Kerze anzünden und ein Heißgetränk genießen.
- Spieleabende: Puzzles und Brettspiele sind die perfekte Brücke zwischen Stille und Nähe. Sie beruhigen die Gedanken – und bringen uns einander noch näher … und zum Lachen!
- Ein „Zwölf-Nächte“-Tagebuch: Notiere jede Nacht drei Zeilen – Was war? Was ist? Was darf werden? Wenn du magst, widme jede Nacht einem Monat – Januar bis Dezember.
- Bewusste Familienzeit: Ein Spaziergang bei Dämmerung. Eine Geschichte aus der Kindheit der Älteren. Oder einfach offene Fragen stellen: „Was hast du als Kind am liebsten gemacht?“ „Welche Freundin oder welcher Freund hat dich dieses Jahr besonders überrascht?“ „Was würdest du nächstes Jahr auf jeden Fall wieder machen?!“
Leichte Rituale statt starrer Regeln
Statt strenger Regeln und „wir müssen noch“: Schaffe leichte Rituale, die zu dir und deiner Familie passen. Und falls du dich doch für Mythen öffnen kannst und willst, kann ich aus Erfahrung sagen, dass es etwas Tröstliches hat, sich vorzustellen, dass draußen eine alte Geschichte vorbeirauscht, während drinnen die Lichter brennen.
In diesem Sinne: Genieß die leisen, gemütlichen Abende im Dezember und nimm dir Zeit, um dich mit dir und deinen Wünschen auseinanderzusetzen. Es gibt für mich keine bessere Zeit dafür als jetzt!
Meine 5 "Must-Haves" für die Zeit der Raunächte:
Bücher zum Lesen:
‚Rauhnächte mit Kindern erleben‘ – Eine magische Reise für die ganze Familie
"Da in dieser Zeit meist keine Termine oder Verpflichtungen liegen und Familien traditionell beisammen sind, eignen sich die zwölf Nächte besonders gut, um gemeinsam mit den Kindern die Natur bewusst zu erleben und Momente familiärer Verbundenheit zu erschaffen. Dieser liebevolle und inspirierende Ratgeber begleitet Familien Tag für Tag und Nacht für Nacht durch die besinnliche Zeit ― mit geführten Meditationen, Ritualvorschlägen und kindgerechten Tipps zur inneren Einkehr."
„Achtsamkeit für Mamas“ – 5-Minuten Entspannung für jeden Tag
"Mit diesem Buch finden Mütter in ihrem Alltag ganz einfach wieder zu mehr Ruhe, Präsenz und Verbundenheit. Inmitten der täglichen Herausforderungen einer Mama scheint es oft unmöglich, Momente der Ruhe zu genießen und sich so vor dem Wahnsinn zu schützen. Die Psychotherapeutin Shonda Moralis weiß, wovon sie spricht. "
Bücher zum reinschreiben:
‚Ein guter Plan‘ - Terminkalender für mehr Achtsamkeit und weniger Stress
"Der Bestseller, die Design-Ikone, das Original: Ein guter Plan ist ein ganzheitlicher Terminkalender für mehr Achtsamkeit und Selbstliebe. Frei von Kitsch, Klischees und Selbstoptimierung. Lerne dich kennen, behalte dein Stresslevel im Blick und hol dir die Kontrolle über dein Leben zurück."
Karten zum orakeln und schmökern:
„Die Energie der Rauhnächte“ - 52 Orakelkarten mit überlieferten und neuen Rauhnächte-Ritualen
"Mit zahlreichen Gedankenreisen, neuen Ritualen und Meditationen zeigt dir dieses farbig illustrierte, kreative Eintragbuch, wie es gelingen kann, zu dir selbst zu finden, in Verbindung mit der geheimnisvollen Tradition der Rauhnächte zu kommen und Kraft zu gewinnen für das neue Jahr."
„Good Karma Tarot“ - Eine Einführung in das Legen und Lesen von Tarotkarten
"Auf den wunderschön illustrierten Tarot-Karten sind 78 große und kleine Arkana zu finden. Das vollständige Kartenset richtet sich an alle, die eine Orientierungshilfe im Alltag oder in besonderen Lebenssituationen suchen oder sich selbst weiterentwickeln wollen."