Die stark eingebrochenen Verkaufszahlen beim Verkauf von Wärmepumpen führen nicht dazu, dass die Anschaffungspreise nachgeben und sinken. Im Gegenteil: Wie aus einer Marktanalyse der Energieberatung der Verbraucherzentrale hervorgeht, liegen die aktuellen Preise für die unterschiedlichen Varianten von Wärmepumpen um rund 40 % über dem Wert aus den Jahren 2021/2022. Warum es sich trotz der gestiegenen Anschaffungspreise lohnt, in die andere Art von Heiztechnik zu investieren, erläutern wir in unserem Beitrag.  

Die Wärmepumpe wird nie so kostengünstig in der Anschaffung wie ein Heizkessel

Der Absatz von Wärmepumpen entwickelte sich im ersten Halbjahr 2024 rückläufig. Die Hersteller setzen insgesamt 90.000 Einheiten ab, das entspricht einem Minus von 54 % gegenüber dem Vorjahr, das zeigen die Daten des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH).

Stefan Hartung, Chef des Unternehmens Bosch in Stuttgart, welches alle Varianten der Wärmepumpen anbietet, hält es für unwahrscheinlich, dass es demnächst deutlich niedrigere Preise für Wärmepumpen geben könnte. Das erläuterte er im Gespräch mit Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Teure Rohstoffe und die gedrosselte Produktion halten die Kosten hoch, trotz staatlicher Förderung, so seine Einschätzung. Wärmepumpen könnten wohl nie so preiswert sein wie herkömmliche Gaskessel.

Trotzdem glaubt das Unternehmen an die Zukunft der Wärmepumpe. 7,4 Milliarden Euro investierte Bosch in den größten Firmenzukauf in der Unter­nehmens­geschichte, die Übernahme der Heizungs- und Klimatechnik vom US‑Konzern Johnson Controls

Die Absatzzahlen für Wärmepumpen sind im Keller

Das sind die Absatzzahlen von Wärmepumpen in Deutschland laut Bundesverband der Deutschen Heizungsbauer (BDH) in den letzten zehn Jahren:

  • 2013: 60.000 
  • 2015: 57.000
  • 2017: 78.000
  • 2019: 86.000
  • 2021: 154.000
  • 2022: 236.000
  • 2023: 356.000
  • 2024: 200.000*

*Die Absatzzahl für 2024 ist eine Schätzung des BDH.

Die Zahl der verkauften Wärmepumpen geht in 2024 deutlich zurück. Zwar stieg die Anzahl der zugesagten KfW-Heizungsförderungen im Juni 2024 um 40 % gegenüber dem Vormonat, doch trotz dieser zuletzt leicht positiven Tendenz geht der Verband in seiner Prognose davon aus, dass im Jahr 2024 maximal 200.000 Wärmepumpen abzusetzen sind.

Das ist deutlich weniger als die von der Bundesregierung angestrebten 500.000 pro Jahr. Viele Verbraucher sind immer noch durch das Hickhack des neuen Gebäudeenergiegesetz verunsichert und zögern auch nach der Freigabe aller Förderungsvarianten durch die Bundesregierung mit dem Kauf. 

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Deutschland ist Wärmepumpen-Hochpreisland

Thomas Nowak, 17 Jahre lang "Mr. Heat Pump" beim europäischen Wärmepumpenverbands (EHPA) in Brüssel und seit diesem Jahr Vice-Präsident des schwedischen Wärmepumpenherstellers Ovantum International, analysiert im Interview mit dem Fachmagazin TGA+E, dass Deutschland traditionell ein "Wärmepumpen-Hochpreisland" ist. Die Unterschiede bei den Kosten im Vergleich zu anderen europäischen Ländern seien zum Teil sehr groß. So koste in England eine durchschnittliche Luft-/Wasser-Wärmepumpen-Installation dem Endkunden rund 10.000 Pfund, das sind etwas weniger als 12.000 Euro. "Das ist weniger als die Hälfte von dem, was man gegenwärtig in Deutschland bezahlen müsste." Vergleichen lohnt sich, Portale wie heizungsfinder.de bieten einen kostenlosen Angebotsvergleich für Wärmepumpen* an. 

In anderen Ländern, wie Schweden, hätten Luft/Luft-Wärmepumpen einen hohen Marktanteil. "Die sind ebenfalls wesentlich günstiger, wodurch ein höherer Preisdruck für Luft/Wasser-Systeme entsteht." Trotzdem ist Nowak optimistisch, wenn er auf den deutschen Markt schaut. Er sieht drei Gründe, warum der Markt für Wärmepumpen deutlich anzieht: Die Öl- und Gaspreise steigen durch die CO₂-Bepreisung. "Und ich glaube, dass wir über die Einführung von flexiblen Stromtarifen günstigere Betriebskosten für die Wärmepumpe realisieren können." Auch die "gute Förderkulisse" wird nach Überzeugung von Nowak ihren Teil zu einem Wärmepumpen-Boom beitragen. Nach einem Jahr "Zwangspause" stehe damit einer "Renaissance der Wärmepumpe" in Deutschland nichts entgegen. 

Nowak hat auch noch einen Verbesserungsvorschlag parat, wie der Staat den Siegeszug der Pumpen unterstützen könnte: durch eine Anlaufstelle für Immobilien-Eigentümer in Form eines "One-Stop-Shop". Dort sollen sie eine unabhängige Betreuung rund um die energetische Sanierung von A bis Z erhalten. "Das ist nicht nur die Energieberatung, sondern es schließt vorab auch die Finanzierung und Förderung sowie die Prüfung von Handwerkerangeboten und hinterher eine Qualitätskontrolle mit ein". Nowak verweist darauf, dass es die One-Stop-Shops in Europa schon gibt. Und zwar in Irland und Frankreich

Nach 10 bis 15 Jahren ist die Wärmepumpe die preiswertere Wärmequelle

Eine neue und bemerkenswert exakte Analyse der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hat die Kosten für eine Gasheizung und eine Wärmepumpe gegenübergestellt und bewertet. Die Verbraucherzentrale vergleicht die Anschaffungskosten beider Systeme, die Förderung sowie die Kosten für den laufenden Betrieb. Außerdem schätzt sie die Wirtschaftlichkeit ein und zeigt die Vor- und Nachteile der verschiedenen Heizungen im Detail auf.

Im Ergebnis ist die Wärmepumpe (35.000 Euro) zwar in der Anschaffung deutlich teurer als eine herkömmliche Gasheizung (13.000 Euro). Die Differenz zwischen der Neuanschaffung der Gasheizung und einer Wärmepumpe beträgt immerhin 22.000 Euro. Der Unterschied wird allerdings durch die aktuelle Förderung von bis zu 40 % abgemildert. In der Beispielrechnung aus Rheinland-Pfalz sind das 15.000 Euro Zuschuss vom Staat, was die Anschaffung erleichtert.

Im laufenden Betrieb ist die Wärmepumpe kostengünstiger (pro Jahr mit 1.560 Euro). Eine Gasheizung schlägt mit 2.100 Euro pro Jahr zu Buche. Der Kostennachteil bei der Anschaffung gleicht sich nach zehn bis fünfzehn Jahren aus. Jetzt ist die Wärmepumpe sparsamer. In der Gesamtbilanz sieht die Verbraucherzentrale die Wärmpumpe im Vorteil gegenüber einer Gasheizung.

Höheres Kostenrisiko bei Gas- und Ölheizungen

Die Ergebnisse der Verbraucherschützer spiegeln sich auch in den Daten des Heizspiegels des Deutschen Mieterbundes (DMB) wider, wenn er fünf Energieträger und Heizsysteme vergleicht: Erdgas, Heizöl, Fernwärme, Wärmepumpe und Heizen mit Holzpellets. In den Prognosedaten, welche Heizform die preisgünstigste ist, wird die Wärmepumpe in 2024 die Holzpellets übertreffen.

Gemessen an den anfallenden Jahreskosten für eine 70 Quadratmeter große Wohnung in einem Mehrfamilienhaus, ist Heizen mit der Wärmepumpe die preisgünstigste Variante. Sie kostet im Jahr 2024 voraussichtlich 750 Euro.

  • Erdgas
  • Ist-Kosten pro Quadratmeter 2023: 19,00 Euro
  • Ist-Kosten 70-qm-Wohnung 2023: 1.380 Euro
  • Prognose für 70-qm-Wohnung 2024: 1.005 Euro

 

  • Heizöl
  • Ist-Kosten pro Quadratmeter 2023: 16,30 Euro
  • Ist-Kosten70-qm-Wohnung 2023: 1.140 Euro
  • Prognose für 70-qm-Wohnung 2024:1.095 Euro

 

  • Fernwärme
  • Ist-Kosten pro Quadratmeter 2023: 15,70 Euro
  • Ist-Kosten 70-qm-Wohnung 2023: 1.100 Euro
  • Prognose für 70-qm-Wohnung 2024: 1.335 Euro

 

  • Wärmepumpe
  • Ist-Kosten pro Quadratmeter 2023: 13,00 Euro
  • Ist-Kosten 70-qm-Wohnung 2023: 910 Euro
  • Prognose für 2024: 750 Euro

 

  • Holzpellets
  • Ist-Kosten pro Quadratmeter 2023: 12,00 Euro
  • Ist-Kosten 70-qm-Wohnung 2023: 840 Euro
  • Prognose für 70-qm-Wohnung 2024: 785 Euro
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Gasheizungen haben deutliche Kostenrisiken in der Zukunft

Mit dem Betrieb einer Gasheizung sind, nach Auffassung der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, zusätzliche Kostenrisiken verbunden. Diese ergeben sich aus der zu erwartenden Steigerung des CO₂-Preises und höheren Netzentgelten bei einer künftig sinkenden Zahl an Haushalten, die mit Erdgas heizen. Erdgasheizungen, die bis 2025 eingebaut sind, müssen zudem ab 2029 Mindestquoten von Biogas oder Wasserstoff nutzen. Diese Quoten steigen im Sechsjahresrhythmus deutlich und erhöhen damit die Heizkosten. Fazit der Verbraucherschützer in Rheinland-Pfalz: Wer jetzt noch eine alte Gas- oder Ölheizung gegen eine neue austauscht, geht ein hohes Kostenrisiko ein.

"Die Befürchtung, dass die Wärmepumpe nur gut läuft, wenn das Haus komplett saniert wird, ist nicht korrekt", so Hans Weinreuter, Fachbereichsleiter Energie und Bauen der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. "Meist reichen schon kleinere Maßnahmen wie etwa der Einbau einzelner größerer Heizkörper für den effizienten Betrieb aus." Liegt der bisherige Erdgasverbrauch etwa bei 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, ist es in jedem Fall sinnvoll, kleinere oder auch größere Schritte der energetischen Sanierung anzupacken. Dies gilt unabhängig von der Wahl des Heizungssystems, weil Sparmaßnahmen immer die Heizkosten reduzieren.

Da für eine Wärmedämmung des Hauses Investitionen notwendig sind, gibt es die Möglichkeit, bei einem selbstgenutzten Eigenheim einen zinsverbilligten Kredit in der Höhe von bis zu 120.000 Euro je Wohneinheit zu bekommen. Der Zinssatz beginnt bei 0,01 % effektivem Jahreszins. Mit dem Kredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) kannst du auch den Heizungstausch finanzieren. Die Voraussetzung, um mit den Maßnahmen zu beginnen, ist allerdings eine Zuschusszusage der KfW

Welche Zuschüsse vom Staat gibt es für die Wärmepumpe?

Der Staat fördert außerdem den Einbau einer Wärmepumpe, und zwar mit einem Zuschuss von bis zu 70 %. Dabei liegen die förderfähigen Kosten maximal bei 30.000 Euro, was einen Höchst-Zuschussbetrag von 21.000 Euro ergibt. Ist dein Jahreseinkommen im Haushalt geringer als 40.000 Euro, erhältst du einen weiteren Zuschuss von 30 %

Ist das Wohneigentum selbst genutzt oder du bist Kleinvermieter mit bis zu sechs Einheiten, von denen eine selbst bewohnt wird, dann erhältst du einkommensunabhängig eine Grundförderung von 30 % bei Verwendung eines natürlichen Kältemittels wie R290 (Propan). Nutzt du keine natürlichen Kältemittel, beträgt die Grundförderung nur 25 %. Wer bis Ende 2028 eine alte Gas-, Öl- oder Nachtspeicherheizung austauscht, erhält einen Geschwindigkeits-Bonus von 20 %. Ab 2029 gilt: Der Bonus sinkt zweijährig um drei Prozentpunkte.

Wichtige Grundbedingung: Die Wärmepumpe muss in der Liste der förderfähigen Anlagen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) auftauchen. Ist die Anlage dort nicht gelistet, gibt es keine Förderung. Bei der BAFA kannst du den Förderantrag ausfüllen, wobei du eine Reihe von Fragen beantworten musst. 

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