Wie verantwortungsvoll geht die Jugend mit ihrem Geld um? Wie viel Wissen hat sie von Geldgeschäften? Sparen sie überhaupt oder fließt alles Geld in das Online-Shopping, also in den Konsum? Viele Fragen und eine erste überraschende Antwort, die sich aus dem jüngsten Money Management Pulse des schwedischen Finanzdienstleisters Klarna ergibt: Die Jugend in Deutschland spart überdurchschnittlich und investiert, um ihre Ersparnisse zu vermehren. 

Wie und wofür gibt die Generation Z Geld aus? 

Das überrascht dann schon: In Deutschland wächst gerade eine Generation der Frugalist*innen heran. Frugalismus? Das bedeutet, ein bescheidenes Leben zu führen. Es geht um junge Leute, die in erster Linie von finanzieller Unabhängigkeit träumen. Ihr Ziel: Mit 40 Jahren finanziell ausgesorgt zu haben. Der Anteil junger Deutscher, die nach eigenen Aussagen ihr Geld sparen oder investieren, ist im letzten Jahr um weitere sechs Prozentpunkte gestiegen und liegt aktuell bei 92 %. Von einer finanziell "leichtfüßigen" jungen Generation kann also nicht die Rede sein.

Aber die 18- bis 24-Jährigen sparen ihr Geld nicht nur, sondern sie investieren ebenfalls. Am liebsten in Investmentfonds und ETFs. Die Sparziele der deutschen Gen Z sind weiterhin Urlaub, Wohnraum und Rente. Denn statt Geld für Lifestyle- oder Einrichtungstrends auszugeben, denken sie beim Sparen an ihre Zukunft und wappnen sich für größere Ausgaben. 

Trotz der erkennbaren und gelebten Verantwortung für ihre Finanzen haben knapp die Hälfte der jungen Erwachsenen in Deutschland bereits die Möglichkeit genutzt, im Internet einzukaufen und die Ware erst später zu bezahlen. Sie haben also die Zahlungsmethode Buy Now Pay Later (BNPL) genutzt. Das zeigt der W²-Jugend-Finanzmonitor, den die Schufa-Bildungsinitiative WirtschaftsWerkstatt (W²) gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa erhoben hat. Am häufigsten nutzen die Angebote die 22- bis 25-Jährigen.

Schuldenfalle Online-Shopping? Wie der Bezahl-Dienstleister Klarna Geld verdient

Einer der führenden Anbieter der BNPL-Zahlungsmethode ist der Finanzdienstleister Klarna aus Schweden, der seit 2005 am Markt agiert. Firmen und Händler, die überall auf der Welt im Internet Ware verkaufen, überlassen es Klarna, sich um die Bezahlung der Rechnungen ihrer Online-Kund*innen zu kümmern. John Craske, Communications Manager bei Klarna, erläutert gegenüber inFranken.de: "Das Gros unserer Einnahmen stammt von unseren global 450.000 Handelspartnern (und nicht etwa, wie oft fälschlich behauptet, von Mahngebühren), denen wir eine Gebühr dafür berechnen, dass sie unsere Services anbieten." 

Die Einzelhändler und Unternehmen zahlen eine "kleine Gebühr" (Originalzitat Klarna): konkret eine einmalige Kontoeinrichtungsgebühr von ca. 60 Euro, eine monatliche Grundgebühr von ca. fünf Euro und dann eine Gebühr, gestaffelt nach Zahl der erfolgten Identifikationen für Neu- und Bestandskunden zwischen 0,70 Cent und 3,70 Euro je Anfrage.

Die Zahlungsmoral der deutschen Kund*innen von Klarna ist ausgesprochen positiv, wie das Unternehmen versichert. Im ersten Halbjahr 2022 seien 53 % der Zahlungen per Rechnung sofort erfolgt. Bei weiteren 46 % erfolgt die Bezahlung auf Rechnung über einen Zeitraum von 30-Tagen. Die Zahlung auf Rechnung sei zwar ein "Kreditprodukt", für das der Kunde aber in den 30-Tagen nichts bezahlt. Um das Risiko zu verringern, dass ein Kauf zur Zahlung von Mahngebühren führt, hat der Finanzdienstleister eine gebührenfreie Erinnerung über seine App und per E-Mail eingeführt. Insgesamt ermahnt Klarna seine Kund*innen sechsmal per E-Mail, über die Klarna App und per Post, an die Zahlung zu denken. Klarna kannst du erst ab dem 18. Lebensjahr nutzen.  

"Buy-now-pay-later" oder Ratenkauf: Wo liegen die Unterschiede?

Eine sehr kleine Anzahl der Klarna-Kundschaft entscheidet sich nach Ablauf der 30-Tage-Frist von den Schulden für einen Kauf auf Rechnung in einen Ratenkredit umzusteigen. Nach Informationen des Unternehmens sei dies aber nur möglich mit einer neuen Bonitätsprüfung (Schufa, Boniversum und Arvato) und deshalb "keineswegs garantiert". Ratenkredite könnten nur mit einer "klar definierten Zahlungsfrist und einem Zinssatz von 13,6 %", vergeben werden. Klarna-Ratenkredite sind also durchaus "teuer".

Der Anteil der Rechnungen, die zu einer Mahngebühr (von Klarna festgesetzt auf 1,80 Euro) führen, ist nach Angaben des Unternehmens rückläufig. Von 12,2 % im ersten Quartal 2020 auf 7,84 % im vierten Quartal 2022. Wenn die Zahlung nicht eingeht, wird diese am Tag 78 an ein Inkassounternehmen weitergeleitet. Im 4. Quartal 2022 lag der Anteil der Rechnungen, von 18- bis 25-Jährige in Deutschland, die an ein Inkassounternehmen gingen, bei Klarna nach eigenen Angaben bei 0,87 %.

Wenn Zahlungen ausbleiben, schränkt das Unternehmen die Nutzung der Dienstleistungen ein, um durch neue Käufe die Anhäufung von Schulden zu verhindern. "Außerdem haben wir vor kurzem in der Klarna-App neue Funktionen zur Ausgabenbegrenzung eingeführt, um sicherzustellen, dass junge Menschen nicht über ihre Verhältnisse leben. Zusätzlich haben wir ein App-Budgetierungstool, mit dem sie ihre Finanzen besser im Blick haben", erläutert Pressemanager John Craske.

Kritik der Bankenaufsicht

Über den TikTok-Trend, wo sich junge Menschen mit Schulden ("Klarnaschulden") überbieten (inFranken.de berichtete darüber), ist der Finanzdienstleister alles andere als glücklich. John Craske zeigt sich "besorgt über den Trend" und betont: "Wir haben kein Interesse daran, dass Menschen sich verschulden, unabhängig von ihrem Alter." Klarna ist überzeugt, dass es auf dem Weg ist, "die weltweit beliebteste Art des Einkaufens zu werden", deshalb seien überschuldete Menschen mit schlechter Erfahrung nicht hilfreich.

Der Bewertung der deutschen Banken- und Finanzaufseher (BaFin) wird auf der Seite der Schufa-Seite zitiert und lautet: "Buy-now-pay-later-Angebote fühlen sich nicht wie Geldausgeben an. Das ist das Verführerische". Dem widerspricht der PR-Chef von Klarna. Aus der Einschätzung der BaFin spreche eine "herablassende Haltung". Schließlich informiere der Finanzdienstleister deutlich darüber, dass die Produkte "Später bezahlen" und "Finanzierung" Kreditoptionen seien, deren Nutzungen Konsequenzen haben.

"Anders als bei herkömmlichen Kreditoptionen überprüfen wir bei jeder Transaktion die Zahlungsfähigkeit unserer Kund*innen – wenn sie nicht zahlen können, dürfen sie bei uns nicht weiter einkaufen. Wir schränken unsere Dienste ein, wenn Zahlungen ausbleiben. Wir glauben fest daran, dass Verbraucher*innen nur mit dem Geld kaufen sollten, das sie tatsächlich zur Verfügung haben." Wenn Kund*innen eine Zahlung versäumten, reagiere das Unternehmen sofort, um zu verhindern, dass Menschen Schulden anhäufen – das sei das Gegenteil einer "Schuldenfalle".

Finanzbildung ist Klarna wichtig

Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski versicherte auf der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg, der Finanzdienstleister helfe der Kundschaft, ihre Finanzen im Griff zu halten. Siemiatkowski verwies auf "Budgeting Tools", mit denen Nutzende der Klarna-App bereits heute persönliche Budgetpläne erstellen könnten. 

Zu mehr Finanzbildung der jungen Kund*innen sollen die Hotelerbin Paris Hilton und Snoop Dogg beitragen. Die seien wirkungsvoller als ein schnöder Mann im Anzug in einem Büro. Außerdem können sich Kund*innen zwischen 18 und 25 Jahren ein Erklärvideo anschauen, das die wichtigsten Begriffe des Kreditwesens erläutert. Da heißt es dann, dass man nie etwas kaufen sollte, das man sich nicht leisten kann und hebt deutlich hervor, dass das Nichtbezahlen von Krediten Konsequenzen hat. "Ziel der Initiative ist es, die junge Generation zu befähigen, beim Online-Einkauf durchdachte und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen", so John Craske.

Zusätzlich erläutert das Unternehmen auf TikTok die Budget-Funktionen der Klarna-App. In der App lässt sich unter dem Tab "Ausgaben" ein monatliches Budget festlegen, das sich nach jedem Einkauf automatisch aktualisiert. So wissen die Kund*innen, wie viel sie wann und wofür ausgegeben haben.

Fazit

Der schwedische Finanzdienstleister Klarna hat offenbar verstanden, dass er mehr für die Finanzbildung der Jugend tun muss. Mit seiner Bezahlfunktion BNPL übernimmt er Verantwortung für die Finanzgeschäfte, insbesondere junger Leute. Folgt man dem offiziellen Statement des Unternehmens, dann ist das erkannt. Die Zukunft wird zeigen, ob die vielen Versprechen der Praxis standhalten.