Es herrscht Urlaubszeit in Deutschland. Doch der erhöhte Reiseverkehr führte zu einem regelrechten Chaos an deutschen Flughäfen. Ein Flugbegleiter, der für die Fluggesellschaft Lufthansa arbeitet, machte nun in einem Interview seinem Frust Luft.
"Vor diesem Sommer wurde intern bereits seit einem Dreivierteljahr gewarnt. Lufthansa hatte die Mittel und hätte proaktiv handeln können, doch das hat die Führungsebene nicht getan. Das ist totales Missmanagement", sagte der Flugbegleiter gegenüber Focus Online. Dass die Lage schwierig ist, kommunizieren auch die Fluggesellschaften.
Lufthansa warnt nach Buchung vor "längeren Wartezeiten"
Bucht man aktuell einen Flug bei Lufthansa mit dem Startflughafen Hamburg, erhält man eine E-Mail, in der zu lesen ist: "Aufgrund eines erhöhten Passagieraufkommens kann es zu längeren Wartezeiten in verschiedenen Bereichen am Flughafen in Hamburg kommen. Aus diesem Grunde möchten wir Sie bitten, frühzeitig vor Ihrem Abflug am Flughafen einzutreffen", berichtet der Stern. Konkretere Angaben seien indes weder in der Mail, noch auf der Webseite aufzufinden.
Für den Flugbegleiter ein Versäumnis der Fluggesellschaften. Er sagte, dass er und die Gäste, in den vergangenen Fünf Tagen in ganz Europa unterwegs gewesen seien, bei den planmäßigen Flughäfen sei man jedoch nur "selten" gelandet. In drei Tagen seien Flugziele fünfmal angepasst worden. Er erklärte, dass er und seine Kollegen "nicht mehr können", denn "keiner weiß, was am Ende des Tages mit ihm passiert, wo er landet. Das verursacht psychischen Stress", erklärte er gegenüber Focus Online. Die Situation derzeit sei "richtig, richtig schlimm", ergänzte er.
Lufthansa-Vorstand Detlef Kayser räumte gegenüber der Welt ein, dass mit einer Normalisierung des Flugbetriebs der deutschen Lufthansa frühestens 2023 zu rechnen sei. "Eine kurzfristige Verbesserung jetzt im Sommer werden wir realistisch leider kaum erreichen können", sagte er.
Lufthansa-Chef rechnet mit keiner Besserung vor 2023
Aktuell könne das Problem nur mit einer Reduzierung der gesamten Flüge bekämpft werden. Kayser betonte zudem, dass es sich dabei nicht nur um ein deutschlandweites, sondern weltweites Problem handele. Die Beobachtungen des Flugbegleiters gehen in eine ähnliche Richtung. "Ich glaube, das ist erst der Anfang, es wird noch schlimmer. Der Kranich ist am Sinken."
Das größte Problem des Flugbegleiters ist die mangelnde Kommunikation der Fluggesellschaft. Gästen werden seiner Meinung nach am Gate nicht ausreichend zu den Verspätungen informiert. "Letztendlich mussten sich die Passagiere gegenseitig informieren", erklärte er. Jeder habe sein Wissen und seine Erfahrungen aus verschiedensten Internet-Plattformen einbringen müssen.