• Neue Betrugsmasche: Betrüger täuschen mit Künstlicher Intelligenz (KI) vertraute Stimmen am Telefon vor 
  • Verbraucherzentrale warnt: Darauf solltest du achten
  • Kein Einzelfall: Landeskriminalämter stehen vor Herausforderung

"Mama, ich bin's. Ich habe einen Unfall gebaut und ein Mensch ist gestorben" - so oder so ähnlich beginnen viele Telefongespräche einer perfiden Variante des sogenannten Enkeltricks. Die Verbraucherzentrale Thüringen warnt vor einer neuen Art des Enkeltricks. Wir erklären, wie die Betrüger*innen vorgehen, wie sie neue Technologien und Künstliche Intelligenz einsetzen und wie du solche Schockanrufe erkennen kannst. 

Neue Betrugsmasche: Wie Betrüger Künstliche Intelligenz einsetzen

Bei dieser neuen Enkeltrick-Masche wird wie beim klassischen Enkeltrick vorgetäuscht, dass sich der Enkel oder die Enkelin, der Neffe, die Nichte, die Tochter oder der Sohn in einer Notsituation befindet und dringend Geld benötigt. Besonders hinterlistig bei der neuen Betrugsart ist, dass die Betrugsopfer glauben, eine vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung zu erkennen.

"Die Betrüger nutzen offenbar Sprachfetzen, beispielsweise aus den sozialen Medien und manipulieren diese. Eine KI-Software sorgt dann dafür, dass der eingesprochene Hilferuf am Telefon wie die echte Stimme von Verwandten klingt", erklärt Ralf Reichertz, Referatsleiter Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Thüringen. Gerade für ältere Menschen sei es schwierig, den Betrug zu erkennen. Tatsächlich können jedoch Menschen aller Altersklassen Ziel von solchen Fake-Anrufen werden.

"Achten Sie auf kleine Unregelmäßigkeiten in der Stimme – etwa abgehackt klingende Wortfetzen –, um einen möglichen Betrug zu entlarven", rät Reichertz. Egal ob der Hilferuf per Anruf oder per Whatsapp-Nachricht eingeht, das Beste sei es, das Gespräch zu beenden und sich direkt selbst bei dem Neffen oder der Enkelin zu melden. Häufig gehen die Anrufe mit unterdrückter Nummer ein. Daher ist es sinnvoll, bei den angeblichen Verwandten nachzufragen, ob tatsächlich eine Notlage besteht. "Treffen Sie auf keinen Fall überstürzte Entscheidungen, nur weil man Sie am Telefon unter Druck setzt."

"Vielfältige und komplexe Herausforderungen": Ermittler im Umgang mit KI-Betrug

Vor allem ältere Menschen werden laut der Verbraucherzentrale vermehrt zum Ziel von Telefonbetrüger*innen, denn deren Nummern sind oft noch im Telefonbuch zu finden. Dann könne es ratsam sein, sich aus dem Telefonbuch austragen zu lassen. 

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Mittlerweile gibt es mehrere Online-Dienste, die das Klonen von Stimmen mithilfe von KI ermöglichen. Recherchen des SWR-Formats Vollbild zufolge missbrauchen Kriminelle diese Technik zum Identitätsdiebstahl oder für betrügerische Anrufe. Das Bundesinnenministerium teilt auf Anfrage des SWR mit, dass die Sicherheitsbehörden aufgrund der technologischen Entwicklung "täglich vor vielfältigen und komplexen Herausforderungen" stünden.

Eine Anfrage bei den 16 Landeskriminalämtern (LKA) zeige, dass diese Anrufe keine Einzelfälle seien. "Ich mache keinen Hehl daraus, dass es schwierig ist, diese Ermittlungen zu führen", sagt Daniela Dässel, Sprecherin des LKA Nordrhein-Westfalen, im Interview mit Vollbild.

Audio-Fakes: Betrugsfälle mehren sich

Bundesweit werde die Anzahl der Schockanrufe nicht erhoben, teilte das Bundeskriminalamt auf Anfrage mit. Kein LKA erfasse gesondert, wie viele dieser Straftaten mithilfe von KI begangen wurden. Das LKA Hessen weist laut SWR darauf hin, dass Audio-Fakes noch vor ein bis zwei Jahren eine Herausforderung für Betrüger*innen gewesen seien. Inzwischen gebe es jedoch teilweise kostenfreie Webseiten, mit denen es möglich sei, bereits mit kurzen, qualitativ hochwertigen Aufnahmen der Opfer "gute Ergebnisse" in Form von Stimmenklonung zu erzielen. Diese Fortschritte der KI-Technologie bereite den Ermittler*innen Sorgen.

Laut einer Umfrage des Tech-Unternehmens McAfee haben 22 Prozent der Deutschen angegeben, dass sie oder Menschen in ihrem Umfeld bereits Opfer eines Betrugs mittels KI-Stimmenklonung geworden sind.

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