• Bildschirmzeit beeinflusst kognitive, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern
  • Übermäßiger Gebrauch von Bildschirmen beeinträchtigt Konzentration und Sprachentwicklung
  • Medieninhalte entscheiden über Auswirkungen auf Kinder
  • Empfohlene Bildschirmzeiten nach Altersstufen gestaffelt
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Für Kinder und Jugendliche gehören TV, Tablet, Smartphone und Computerspiele heute schon von klein auf zum Alltag. Doch wie wirkt sich die gestiegene Nutzung von Bildschirmen auf die kindliche Entwicklung aus? Verschiedene Studien zeigen, dass Bildschirmzeiten die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern beeinflussen. Eltern und Betreuer müssen den richtigen Umgang mit der Bildschirmnutzung der Kinder finden.

Diese Folgen können zu lange Bildschirmzeiten haben

Verschiedene Studien befanden, dass übermäßiger Gebrauch von Bildschirmen die Konzentration, Problemlösungsfähigkeiten und Sprachentwicklung von Kindern beeinflusst. Dr. Avelina Lovis Schmidt (Technische Universität Chemnitz) erforscht die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Sie wies den Zusammenhang zwischen hoher Bildschirmnutzung und schlechteren schulischen Leistungen nach.

Vor dem Smartphone, Fernseher oder Computer können Kinder bestimmte Erfahrungen nicht machen. Besonders kleine Kinder "begreifen" ihre Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes: Sie fassen Dinge an, um etwas zu lernen. Sie lernen auch durch und in Bewegung. Das geht am Bildschirm nicht. Schweden gilt als Musterland der Digitalisierung. Jetzt ist in den Schulen dort eine teilweise Rückkehr zu traditionellem Unterricht mit Tafel, Stift und Buch geplant. Vieles lernen Kinder anscheinend nicht gut mit digitalen Medien.

Einige Forscherinnen und Forscher, wie Katarzyna Kostyrka-Allchorne u. a. (2017), weisen darauf hin, dass es nicht nur um die reine Bildschirmzeit geht. Vielmehr sind Auswirkungen auf die Kinder abhängig von den Medieninhalten. Fachleute empfehlen insbesondere bei kleineren Kindern, altersgerechte und qualitativ hochwertige Inhalte auszuwählen. 

Bildschirmzeit und emotionale Entwicklung

Manche Studien sagen, dass mehr Bildschirmzeit, unabhängig vom Alter der Kinder, zu mehr Unzufriedenheit führt. Je früher Kinder Zeit vor dem Bildschirm verbringen, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit für Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität, Angststörungen und Depressionen. Amy Orben und Andrew K. Przybylski kommen dagegen zu dem Schluss, dass sich die Nutzung digitaler Medien kaum auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen auswirke. 

Eine neue Studie von Oflu u. a. (2021) befasst sich mit der Fähigkeit von Vorschulkindern, mit den eigenen Gefühlen umzugehen. Sie zeigt, dass Kinder mit hoher Bildschirmzeit zwar ihre Gefühle gut regulieren können, aber mehr negative Emotionen wie Wut oder Trauer zeigen. Eine Studie von Twenge u. a. (2018) fand heraus, dass Kinder zwischen 2 und 17 Jahren mit einer Bildschirmzeit von über vier Stunden schlechter mit Stress umgehen können und viel streiten.

Zu viel Bildschirmzeit kann bei Kindern außerdem die Zeit für ein Miteinander mit anderen Menschen verringern und so ihre soziale Entwicklung beeinflussen. Ein Mehr an Bildschirmzeit kann beispielsweise auch zu einem Rückgang von Eltern-Kind-Gesprächen führen. Allerdings gibt es beispielsweise auch kooperative PC-Spiele mit mehreren Spielern und Spielerinnen, die zusammenarbeiten. Das kann soziale Fähigkeiten stärken.

Empfohlene Bildschirmzeiten

Diskutiert werden immer wieder auch körperliche Auswirkungen von zu langer Bildschirmzeit wie Kurzsichtigkeit, Bewegungsmangel, Haltungsschäden und Gewichtszunahme durch zu viel Sitzen. Auch zu Schlafstörungen und Suchtverhalten kann es kommen.

Je weniger Zeit Kinder vor Bildschirmen verbringen, desto besser – so heißt es in einer Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Fachleute wollen damit Eltern helfen, die Bildschirmzeit ihrer Kinder und Jugendlichen zu begrenzen. Dazu empfehlen sie nach Altersstufen gestaffelte Bildschirmzeiten. Zu den Bildschirmzeiten zählt alles vom Fernsehen über Tablet, Playstation bis zum Smartphone. Die Empfehlungen:

  • Unter 3 Jahren: keine Zeit vor Bildschirmmedien. Eltern sollten auch möglichst vor den Kindern nicht ständig aufs Handy schauen.
  • 3 bis 6 Jahre: höchstens 30 Minuten an einzelnen Tagen. Das Kind soll dabei nicht allein gelassen werden.
  • 6 bis 9 Jahre: höchstens 30 bis 45 Minuten am Tag. Keine eigene Spielkonsole und kein freier Internetzugang.
  • 9 bis 12 Jahre: höchstens 45 bis 60 Minuten am Tag. Diese Altersgruppe sollte das Internet nur unter Beaufsichtigung nutzen.
  • 12 bis 16 Jahre: höchstens ein bis zwei Stunden täglich und spätestens bis 21 Uhr. Auch hier sollten Eltern inhaltlich begleiten und den Zugang beschränken.

Ein eigenes Smartphone wird frühestens ab neun Jahren, besser ab zwölf Jahren empfohlen. Der Internetzugang sollte dabei eingeschränkt werden. Ab 16 Jahren könne er uneingeschränkt sein. Die Experten raten, Bildschirmmedien nicht als Belohnung einzusetzen. Beim Essen sollten die Geräte immer weggelegt werden.