Telefon-Betrüger sind heute raffinierter denn je. Mit perfiden Tricks gelingt es ihnen, sensible Daten zu stehlen und Menschen unter Druck zu setzen. Besonders gefährlich ist die sogenannte "Kölner Masche", bei der Gespräche manipuliert und falsche Verträge erstellt werden.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gibt klare Handlungsempfehlungen, wie du dich am besten am Telefon verhalten solltest. Eins solltest du auf keinen Fall tun: Du solltest nicht "Ja" sagen - egal, ob du dich damit am Telefon meldest oder im nachfolgenden Gespräch damit antwortest.
Telefon-Betrug: Wie "Ja"-Fallen dich täuschen können
Telefon-Betrüger versuchen, dir mit Fragen wie "Können Sie mich hören?" oder "Sind Sie noch dran?" auf ganz subtile Art und Weise ein "Ja" zu entlocken. Vermeide es daher unbedingt, auf irgendeine Frage mit "Ja" zu antworten - erscheint sie auch noch so harmlos. Denn: Der Anruf könnte ohne dein Wissen aufgezeichnet werden. Betrüger können das Gespräch dann so zusammenschneiden, dass du mit deinem "Ja" einem Vertrag oder einem Kauf zustimmst. Nutze stattdessen ganze Sätze.
Um nicht in die "Ja"-Falle zu tappen, kannst du beispielsweise auf die Frage "Können Sie mich hören?" mit "Ich höre Sie" antworten. Auf die Frage "Sind Sie noch dran?" kannst du "Ich bin noch dran" entgegnen. Kommt dir der Anrufer suspekt vor, hast du natürlich auch jederzeit die Möglichkeit aufzulegen. Nimm den Hörer nicht mehr ab, falls es der Anrufer im Anschluss erneut versuchen sollte. Solltest du zuvor jedoch bereits auf eine Frage mit "Ja" geantwortet haben, könntest du dennoch nach wenigen Tagen eine Rechnung per Post erhalten.
Nun könntest du sagen, du ignorierst diese Rechnung einfach. Allerdings lassen Telefon-Betrüger nicht so schnell locker. Wenn du die Zahlung verweigerst, nutzen sie den falschen Telefonmitschnitt, um Druck auszuüben und dich einzuschüchtern. Sie drohen dir mit einem negativen Schufa-Eintrag oder dem Inkassobüro.
Am Telefon "Ja" gesagt? So gehst du mit betrügerischen Verträgen um
Telefon-Betrug ist bei weitem kein Randphänomen: Laut einer aktuellen Umfrage von inFranken.de mit mehr als 64.500 abgegebenen Stimmen (Stand: 8. Dezember 2025) haben bereits 74 Prozent der Teilnehmer einen Betrugsanruf erhalten. Lediglich 18 Prozent blieben demnach davon verschont (8 Prozent enthielten sich). Bei einigen Telefonnummern solltest du besonders vorsichtig sein.
Ganz wichtig: Lass dich nicht einschüchtern und zahle auf gar keinen Fall die in der Rechnung aufgeführte Summe. Gehe stattdessen in die Offensive. Schreibe sofort einen Brief an den Absender der Rechnung, in dem du klarstellst, dass ein solcher Vertrag nie geschlossen wurde und du dem Abschluss widersprichst. "Wer ein Tablet kauft, einen Mobilfunkvertrag abschließt oder ein Hotelzimmer bucht, muss grundsätzlich keine Schriftstücke unterzeichnen, damit die Verträge wirksam sind. Häufig genügt ein Anruf, eine SMS oder ein ausgefülltes Onlineformular", so die Verbraucherzentrale.
Viele Verbraucher "glauben jedoch, so abgeschlossene Verträge seien nicht wirksam, weil sie nichts unterschrieben haben", heißt es. Aber: "Das ist ein Irrtum." Sollten die Betrüger nicht locker lassen und versuchen, mit dem manipulierten Telefonmitschnitt Druck auszuüben, mache den Betrügern klar, dass du deine Rechte kennst und nicht auf ihre Masche hereinfallen wirst. Weise darauf hin, dass du einem Telefonmitschnitt nicht zugestimmt hattest und dieser daher nicht verwertbar ist. Denn: Ohne die Zustimmung des Angerufenen darf kein Mitschnitt erfolgen.
Psychologische Tricks und Manipulation: Wie Betrüger Druck ausüben
Sobald die Telefon-Betrüger merken, dass du deine Rechte kennst, dich nicht unter Druck setzen lässt und auf keinen Fall zahlen wirst, hörst du möglicherweise nichts mehr von ihnen. Falls sie weiterhin Druck ausüben und etwa mit dem Inkassobüro drohen sollten, kannst du dich an die Verbraucherzentrale wenden. Die Verbraucherzentrale berät Betroffene und stellt ihnen zudem Musterbriefe zur Verfügung, die bei der Abwehr unberechtigter Forderungen helfen können. Alternativ kannst du einen Rechtsanwalt aufsuchen. Auch eine Strafanzeige bei der Polizei ist möglich.
Betrüger setzen gezielt auf psychologische Manipulation, um ihre Opfer unter Druck zu setzen:
- Einsatz von immer neuen, scheinbar harmlosen Fragen wie "Sind Sie noch dran?".
- Zeitdruck durch begrenzte Verfügbarkeit von Angeboten oder emotionale Szenarien wie Unfälle und familiäre Notlagen.
- Aufteilung des Gesprächs in mehrere Anrufe, um Opfer zu verwirren.
- Unwissen der Opfer wird ausgenutzt, zum Beispiel sprachliche Barrieren oder technische Probleme, um die Erfolgschancen zu verbessern.
Tipps von Verbraucherschützern: So wehrst du dich gegen Telefon-Betrug
Verbraucher sollten sich dieser Taktiken bewusst sein und konsequent auf ganze Sätze zurückgreifen, um Missverständnisse zu vermeiden. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, in verdächtigen Situationen sofort aufzulegen und keine weiteren Gespräche zu führen.
Sollten dennoch Forderungen eintreffen, helfen Musterbriefe und rechtliche Beratung, sich gegen die Betrüger zu wehren. Psychologische Tricks verlieren ihre Wirkung, sobald Betroffene ihre Rechte kennen und sich nicht einschüchtern lassen. Es kann außerdem hilfreich sein, neue Apps und Services zu verwenden, die betrügerische Anrufversuche automatisch erkennen und blockieren. Beim Festnetztelefon kannst du einzelne Nummern oder ganze Rufnummernbereiche über deinen Anbieter sperren lassen.
Bei Smartphones geht das ebenfalls, gerade neuere Modelle haben aber bereits Software installiert, die Anrufe von unbekannten Nummern prüfen, bevor du sie annimmst. Bei iPhones ab iOS 26, beim Google Pixel, Samsung Galaxy und anderen Android-Smartphones ab Android 16 gibt es diese Funktion. Eine KI-Stimme nimmt dabei den Anruf an und fragt nach dem Grund für den Anruf - die meisten Betrüger legen bereits beim Hinweis auf, dass das Gespräch aufgezeichnet wird.
Die "Kölner Masche": Wirtschaftsverband sieht zunehmende Bedrohung aus US-Stadt
Der Deutsche Schutzverband gegen Wirtschaftskriminalität e.V. verzeichnet nach eigenen Angaben vermehrt Hinweise darauf, dass das Geschäftsmodell der sogenannten "Kölner Masche" inzwischen aus den USA operiert wird, auch wenn der Name anderes vermuten lässt. Das Geschäftsmodell beinhalte "kalte" Anrufe (Cold Calls), bei denen den Betroffenen eine Bestätigung bereits veröffentlichter Daten entlockt wird. Das "Ja" des kontaktierten Opfers werde so verzerrt, dass es als Bestätigung eines neuen Anzeigenvertrags erscheint.
"Im Zweifel wird das Gespräch aufgezeichnet und so zusammengeschnitten, dass die Bestätigung an der richtigen Stelle erscheint", schreibt der Verband in einer Warnung vom Herbst 2024. Bei einer anderen Variante werde das Gespräch in zwei Anrufe aufgeteilt. Zeitlicher Druck und sprachliche Barrieren beim Angerufenen steigern demnach die "Erfolgsquote" des Anrufers zusätzlich. In der Vergangenheit seien bei der Staatsanwaltschaft Köln deshalb mehrere Betrugsdezernate eingerichtet worden, die sich ausschließlich mit der Verfolgung dieses Geschäftsmodells befassten.
Der Begriff "Kölner Masche" leite sich davon ab, dass die Betreiberfirmen meist zwischen Koblenz und Köln angesiedelt waren, was die örtliche Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft Köln rechtfertigte. Um strafrechtlicher Verfolgung zu entgehen, hätten allerdings viele Betreiberfirmen inzwischen ihren Sitz und das beauftragte Callcenter ins Ausland verlagert, heißt es. Beobachtungen des Schutzverbands zufolge hat sich in den letzten Jahren ein Schwerpunkt in der Türkei gebildet. Inzwischen scheine jedoch ein neuer Standort gefunden worden zu sein: die Stadt Wilmington in Delaware, USA. Hier säßen jetzt gleich mehrere Betrügerfirmen, heißt es.
Voice-Cloning und Ping-Calls: Vorsicht vor neuen Betrugsmaschen
Ein LKA-Experte warnt zudem aktuell vor sogenannten Ping-Calls. Dabei sollen die potenziellen Opfer mit kurzen Anrufen zum Rückruf verleitet werden. Das kann für Verbraucher nicht nur teuer werden, sie verlieren auch persönliche Daten an die Betrüger.
Mit der Weiterentwicklung von KI-Technologien greifen Betrüger zunehmend auf sogenannte Voice-Cloning-Methoden zurück. Dabei wird die Stimme eines Familienmitglieds oder eines bekannten Unternehmensvertreters imitiert, um Vertrauen zu schaffen. Diese Masche sorgt dafür, dass Opfer schneller sensible Informationen preisgeben, da die Stimme authentisch wirkt.
Auch Plattformen wie "Fanblast" täuschen Nutzer mit vermeintlichen Promi-Chats, die jedoch von Agenturen betrieben werden, die den Schreibstil der Stars imitieren. Das Landgericht Hamburg und das Oberlandesgericht Hamburg haben entschieden, dass diese Irreführung unzulässig ist. Zum Schutz vor solchen Betrugsmaschen sollten Nutzer keine persönlichen Informationen wie Bankdaten am Telefon preisgeben. Einzelne Maßnahmen wie die Blockierung von Nummern können bereits helfen, sich effektiv zu schützen.