Der Herbstanfang markiert für viele auch den Anfang der Pilzsaison. Dabei können Pilze je nach Art zwischen April und November geerntet werden. Die idealen Bedingungen für Pilzwachstum sind laut Naturschutzbund Deutschland Feuchtigkeit und darauffolgende hohe Temperaturen. Doch bevor du loslegst, solltest du einiges beachten. Denn gerade für Anfänger*innen kann es durchaus schwer sein, essbare von giftigen Pilzen zu unterscheiden. Und in diesem Fall ist Unwissenheit sogar lebensgefährlich. Im digitalen Zeitalter gibt es dafür bereits Abhilfe. Auf dem Markt tummeln sich einige Apps zur Pilzerkennung. Aber kann eine App wirklich dabei helfen?

Das sind die beliebtesten Apps für Android und iOS

Laut CHIP ist der Pilz Atlas eine der besten Pilz-Apps für iOS- sowie Android-Nutzer*innen. Diese App ist kostenlos und stellt dir breitgefächerte Informationen über die verschiedenen Eigenschaften der Pilzart zur Verfügung, beispielsweise zu Geschmack und Geruch. Du siehst zudem sofort, ob der gesuchte Pilz genießbar oder giftig ist, und brauchst keine Internetverbindung für die Nutzung. Das heißt, auch in einem Funkloch im Wald kannst du auf die Datenbank zugreifen.

Jana Lickteig empfiehlt bei Praxistipps Focus außerdem eine App, die in der iOS-Version Pilz Erkenner heißt und in der Android-Version Pilzator. Auch diese App ist gratis. Das Gute ist: Du kannst einfach ein Foto vom Pilz machen, woraufhin automatisch die Datenbank nach Informationen durchsucht wird. Zudem kannst du deine gefundenen Waldpilze den Kategorien "essbar", "zu vermeiden" und "giftig" zuordnen, deine Fundorte speichern und ein Quiz machen, um dein Wissen zu testen.

Ebenso gibt es zwei kostenpflichtige Apps, die mit Pilzexpert*innen gestaltet oder zumindest von ihnen als hilfreich bewertet werden. Pilzführer PRO ist eine iOS-spezifische App, in der du für 9,99 Euro zu jedem der über 300 Pilze eine detailreiche Beschreibung und zahlreiche Bilder bekommst – auch ohne Internetempfang. Die Inhalte wurden vom Mykologen Dr. Ewald Gerhardt zusammengestellt. Meine Pilze ist wiederum eine Android-spezifische App und Testsieger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. In der Pro-Version, die 4,99 Euro kostet, werden über 5000 Fotos zu über 300 Pilzen freigeschaltet. Anhand der Fotosuche und Auswahlfilter wirst du schnell fündig. Hier kannst du auch deinen genauen Standort speichern, um die Fundstelle wiederzufinden.

Ist das Pilzsammeln mit App ungefährlich?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die genannten Pilz-Apps dir sicherlich bei der Suche helfen können. Die Datenbanken werden immer größer, die Bestimmung per Foto immer genauer. Trotzdem ist das Pilzsammeln auch mit ihnen nicht gänzlich ungefährlich. Schließlich hat es einen Grund, dass selbst die Pilzsachverständigen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie keine "Fremdbestimmungen" per E-Mail oder WhatsApp machen dürfen. Der Verein schreibt auf seiner Webseite: "Beispielsweise können wichtige Merkmale wie z. B. Geruch und Geschmack nicht zur Bestimmung herangezogen werden. Außerdem fehlen oft konkrete Angaben zum Fundort, wie z. B. Begleitpflanzen und Bodenbeschaffenheit." Deshalb prüfen die Expert*innen nur vor Ort.

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In diesem Verzeichnis findest du Pilzsachverständige in deiner Nähe, die du bei Unsicherheiten und Fragen kontaktieren kannst. Wenn ihr einen Termin für die Pilzberatung ausgemacht habt, solltest du darauf achten, ausnahmslos alle deine Funde mitzubringen, die Pilze mit vollständigem Fruchtkörper inklusive Stiel vorzulegen und den groben Schmutz zu entfernen. Du kannst sie dir auch schon einmal genauer anschauen und deine Gedanken dann mit dem oder der Sachverständigen teilen.

Generell empfehlen sowohl der Verein als auch der NABU den Kauf eines Bestimmungsbuchs und die Teilnahme an Pilzexkursionen. Die Vizepräsidentin des Vereins, Dr. Rita Lüder erklärt auf der Webseite des NABU zusätzlich sechs Regeln fürs Pilzesammeln:

  • Nimm Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt in der Umgebung.
  • Sammle achtsam und iss nichts, was dir nicht zu 100 % bekannt ist oder schimmelt.
  • Ernte korrekt, indem du bekannte Pilze kurz über dem Boden abschneidest und unbekannte Pilze vorsichtig herausdrehst, um sie Expert*innen in Gänze zeigen zu können.
  • Sammle nur so viel, wie du am selben Tag noch verarbeiten kannst.
  • Verarbeite sie am besten frisch, ansonsten solltest du sie vorgaren und kühlen.
  • Iss keinen Pilz roh, sondern erhitze ihn für etwa 15 bis 20 Minuten.

Was, wenn der Pilz giftig war?

Typische Symptome für den Verdacht einer Vergiftung sind laut der Expertin Schweißausbrüche, Durchfall und Benommenheit. Dann ist umgehend ein Arzt oder eine Ärztin oder die Giftnotrufzentrale zu kontaktieren, die es in den größeren Städten gibt. Bei lebensbedrohlichen Symptomen oder Beschwerden, die erst nach acht oder mehr Stunden eintreten, solltest du sofort den Notruf 112 wählen. Pilze können giftige Doppelgänger haben - so erkennst du sie.

Wichtig ist zudem, dass du dem medizinischen Personal die Reste deines Sammelguts, der Mahlzeit oder sogar das Erbrochene mitbringst, damit die Gifte schnell identifiziert werden können. Hausmittel helfen laut DGfM in dieser Situation nicht beziehungsweise sollten nicht ohne ärztlichen Rat eingenommen werden.

Übrigens: Die häufigste Ursache für eine Vergiftung ist neben dem Verzehr von Giftpilzen laut DGfM der Verzehr von zu alten, falsch gelagerten oder ungenügend gedünsteten Pilzen. Deshalb solltest du beim Sammeln nicht nur auf die Pilzart achten, sondern auch auf die Frische der Pilze. In wenigen Fällen kann das Unbehagen auch an einer Unverträglichkeit bestimmter oder aller Speisepilze liegen.

Fazit: Apps alleine reichen nicht aus, können aber hilfreich sein

Das Sammeln von Pilzen kann eine schöne Beschäftigung sein, wenn im Oktober die Saison beginnt. Pilze sammeln ist zwar nicht ungefährlich, dennoch musst du keine Angst davor haben. Um der Herbstaktivität nachzugehen, solltest du dich gut informieren, nicht allein, sondern in einer Gruppe – idealerweise mit Expert*innen – gehen und ein Bestimmungsbuch dabei haben. Zusätzlich kann eine App zur Bestimmung deiner Funde hilfreich sein. Bereits bei kleiner Unsicherheit solltest du einen Pilzsachverständigen zurate ziehen. 

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