• Was sind Menstruations-Apps?
  • Forschungsprojekt: Deshalb sind die Apps mit Vorsicht zu genießen
  • Das sind die Alternativen

In den App-Stores findet man ein vielfältiges Angebot an den verschiedensten Apps. So lassen sich in der großen Auswahl auch Perioden- und Schwangerschafts-Apps finden. In diesen Apps können Nutzer*innen die Stärke ihrer Regelblutung, ihre Fruchtbarkeit oder eine Schwangerschaft tracken. So sei es einfacher, den Überblick über die "reproduktive Gesundheit" zu behalten, berichtet das Medium für digitale Freiheitsrechte netzpoltik.org. Die Apps würden dann die Angaben auswerten und so die fruchtbare Phase sowie den Zeitpunkt der nächsten Menstruation berechnen. Zusätzlich könnten das Gewicht, die Stimmung, Schmerzen und die sexuelle Aktivität erfasst werden. So sollen Veränderungen bezüglich der Gesundheit im Auge behalten werden können. Eine solche App zu benutzen, kann also hilfreich und sinnvoll sein. Bei den eingegebenen Daten handelt sich aber um sehr persönliche. Daher stellt sich die Frage: Wie gehen die Unternehmen mit diesen Daten um?

Datenschutz: So sicher sind Menstruations-Apps

Die US-amerikanische Non-Profit-Organisation Mozilla Foundation hat ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Unter dem Titel "*Datenschutz nicht inbegriffen" hat Mozilla einen Einkaufsleitfaden erstellt. Dieser soll "Verbrauchern helfen, intelligent – und sicher – Produkte und Apps zu kaufen, die mit dem Internet verbunden sind".  Da es für Verbraucher*innen nicht immer einfach ist, eindeutige Informationen über Sicherheit und Datenschutz von Unternehmen zu bekommen, hat Mozilla es sich zum Ziel gesetzt, diese Informationen zur Verfügung zu stellen. Dabei sollen beispielsweise Fragen beantwortet werden wie: Werden meine personenbezogenen Daten ohne mein Wissen weitergegeben oder verkauft? Wie ist der Ruf bestimmter Unternehmen in Bezug auf den Schutz von Nutzerdaten? Testet und verbessert ein Unternehmen regelmäßig seine Sicherheitslücken?

Neben Dating-Apps, Spielzeugen und verschiedenen Geräten zur Unterhaltung haben die Forscher*innen von Mozilla auch die Menstruations-Apps geprüft. Die Angaben, die in solchen Apps gemacht werden können, sind für die meisten Menschen sehr intime und sensible Auskünfte. Aber wie steht es da eigentlich um den Datenschutz?

Die Ergebnisse waren "düster", sagte die Projektleiterin Jen Caltrider gegenüber netzpolitik.org. 25 Apps zum Perioden-Tracking wurden betrachtet. Entspricht eine App nicht den Mindestanforderungen an die Sicherheit, kennzeichnet das Team von Mozilla sie mit dem "*Datenschutz nicht inbegriffen"-Warnhinweis. Das heißt, wenn ein Unternehmen beispielsweise Daten von Nutzer*innen verkauft oder Daten sammelt, die für die Nutzung der App gar nicht relevant sind. Um Probleme beim Schutz der Privatsphäre und Sicherheit von Nutzer*innen feststellen zu können, sehen sich die Mozilla-Forscher*innen alle Informationen an, die auch für die Verbraucher*innen öffentlich einsehbar sind. "Wir betrachten Dinge wie Datenschutzrichtlinien, Unternehmenswebsites, Nachrichtenberichte, Forschungs-Whitepapers, App-Store-Einträge, Kundenrezensionen und alles andere, was wir finden und dem wir vertrauen können, um unsere Forschung zu unterstützen."

25 Apps im Test: Ergebnisse sind "düster"

Dabei kritisiert die Non-Profit-Organisation, dass die öffentlichen Informationen oft unvollständig oder relativ schwammig gehalten werden. Oft sei es nicht möglich, zu überprüfen, ob Unternehmen tatsächlich das tun, was sie angeben. Selbst dann, wenn auf Anfragen geantwortet wird, sei es immer noch unklar, was in der Realität wirklich getan wird, um für angemessene Sicherheit zu sorgen. "Wir streben eine Zukunft an, in der keine stundenlangen Recherchen wie diese erforderlich sind, um sichere und verantwortungsvolle Produkte zu kaufen."

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Bezogen auf die Sicherheit wurden im Forschungsprojekt die folgenden Faktoren untersucht: Verschlüsselung, Forderung von sicheren Passwörtern, regelmäßige Sicherheitsupdates, Umgang mit Schwachstellen sowie die Einhaltung von Datenschutzrichtlinien. Für die Überprüfung des Datenschutzes wurden unter anderem diese Fragen betrachtet: Kann die App mich ausspionieren? Welche Daten sammelt das Unternehmen und was wird mit diesen gemacht? Wie ist das Unternehmen in der Vergangenheit mit den Daten seiner Nutzer*innen umgegangen? Von den 25 untersuchten Apps haben ganze 18 den "*Datenschutz nicht inbegriffen"-Warnhinweis erhalten.

Besonders problematisch ist netzpolitk.org zufolge, dass die Gesundheitsapps teilweise die sensiblen Daten an Facebook oder Google weitergeben. So seien vor allem Schwangere interessant für die Werbeindustrie, da diese als Neukund*innen für Babyprodukte angesehen werden. Aus den Daten in den Apps kann man schließen, ob die Person schwanger sein könnte und dementsprechende Werbungen schalten. Die App Flo sei wegen ihres mangelnden Datenschutzes in der Vergangenheit besonders kritisiert worden, so netzpolitik.org. Auch wenn die App nun eine Zustimmung einholen muss, bevor es Daten an Dritte weitergibt, verlangt es noch immer sehr persönliche Daten, die für das Tracking der Gesundheit nicht wichtig sind. 

Welche Apps kann man bedenkenlos nutzen?

Nur sieben der 25 Menstruations-Apps im Forschungsprojekt haben keinen Warnhinweis erhalten. Darunter sind fünf Anwendungen für Fitness-Tracker und Smartwatches. So haben die Apps von Apple, Garmin, Fitbit, Whoop und des Ōura-Rings keine Warnung bekommen. Auch die Apps Euki und NaturalCycles haben vergleichsweise gut abgeschnitten. 

Interessant ist auch ein Blick über Deutschland hinaus. Denn in anderen Ländern liefern die Apps nicht nur Informationen für die Werbeindustrie, sondern sie können auch auf eine Fehlgeburt oder einen Schwangerschaftsabbruch hindeuten. Die Angaben in den Apps können in Ländern mit strengen Abtreibungsgesetzen dann als Beweislast für eine mögliche Abtreibung verwendet werden. Die Entscheidung des US-amerikanischen Supreme Courts, Roe v. Wade zu kippen, sei der Anlass für das Forschungsprojekt gewesen, teilt die Projektleiterin Caltrider gegenüber netzpolitik.org mit. Mit dieser Entscheidung wird es den Bundesstaaten in den USA selbst überlassen, wie sie ihr Abtreibungsrecht regeln. Vor allem erzkonservative Staaten wollen Abtreibungen ganz oder fast komplett verbieten.

Aber nicht nur in den USA, auch in Polen haben Pro-Choice-Aktivist*innen Sorgen darüber, dass Apps Hinweise auf einen Schwangerschaftsabbruch liefern könnten. In Polen sind Abbrüche nur in Ausnahmefällen erlaubt. Deshalb will die Regierung Berichten der Tagesschau zufolge, ein "Melderegister" für Schwangerschaften einführen. Die Opposition warnt daher vor staatlicher Kontrolle. "Wenn [eine Frau] eine Fehlgeburt erleidet oder im Ausland einen Schwangerschaftsabbruch durchführen lässt, dann wird sie Angst haben, dass sie von der Staatsanwaltschaft gejagt wird", zitiert die Tagesschau die Linken-Abgeordnete Agnieszka Dziemianowicz-Bąk. Die Regierung beteuert, dass nur Ärzt*innen an die sensiblen Daten kämen. Allerdings sind große Teile der polnischen Bevölkerung skeptisch. So betont Frauenrechtlerin Kamila Ferenc den politischen Kontext, in dem die Datenspeicherung beschlossen wurde - also das besonders strenge Abtreibungsrecht in Polen. Man müsse daher wachsam bleiben, sagt die Frauenrechtlerin der Tagesschau. 

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