- Auto-Apps mittlerweile Normalität, aber Nutzen umstritten
- ADAC kritisiert Intransparenz der Kosten
- Für E-Auto-Fahrer sind Apps unerlässlich
Die Namen ähneln sich: My BMW App, My Renault App, Mercedes me App oder Volkswagen We Connect. Nur Tesla, der Marktführer bei E-Autos auf dem deutschen Markt, verzichtet auf einen wohlklingenden Namen. Beim amerikanischen Autobauer heißt es nur Tesla Mobile App. Zuletzt hat sich der ADAC mit den Vorteilen und Tücken der Remote-Apps (Fernbedienung) fürs Auto beschäftigt. Seit rund zehn Jahren sind die Apps im Einsatz. Umstritten sind sie immer noch.
Auto-Apps sind inzwischen Normalität
Das Smartphone kann vieles: Die Heizung rechtzeitig anwerfen, damit es schön warm ist, wenn du nach Hause kommst. Den Rasenmäher-Roboter steuern geht ebenfalls super. Das Smartphone entpuppt sich immer mehr als der "Tausendsassa" der digitalen Welt. Natürlich nutzen auch die Automobilhersteller dieses Werkzeug: Remote-Apps fürs Auto sind inzwischen alltäglich.
Beispiel Mercedes me App. Wie die Zeitung Welt berichtet, gibt es inzwischen über fünf Millionen Nutzer des Systems weltweit, die die zugehörige App auf ihrem Smartphone installiert haben. Fahrzeuge ab dem Baujahr 2002 erhalten bei Mercedes auf Wunsch einen kostenlosen Steckadapter für das On-Board-Diagnosesystem (OBD II) ihres Fahrzeugs. Damit vernetzen sich Kunden und Hersteller. Ältere Fahrzeuge lassen sich allerdings nicht nachrüsten.
Die Apps nutzen alle Hersteller gerne, da sie damit möglichst viele Kundendaten sammeln. Außerdem verstärkt sich durch permanenten Kontakt und Kommunikation mit den Autobesitzenden die Bindung zur Marke. Aber was kann die Mercedes me App eigentlich?
Was leistet die Mercedes me App?
Die Liste ist lang und wirkt imposant. Die Standortermittlung des Autos ist mehr oder weniger Standard bei allen. Das hilft bei der Suche nach dem Fahrzeug. Per Apple Watch oder Smartphone navigiert die App dich zum Standort des Autos. Wartungs- und Pannenmanagement, Fahrzeugferndiagnose: Sie gehören zu den Basisdiensten und helfen den Werkstätten der Marke, Kundenaufträge schnell abzuwickeln. Dazu gehören ebenso Servicetermine in der Werkstatt. Die Terminvereinbarung übernimmt die App. Verkehrsinformationen oder Tankstellenpreise sind nützliche Leistungen, die in den ersten drei Jahren kostenlos sind.
Die Eingabe des Zielorts ist durch die Verbindung von Smartphone und Navi-Gerät schnell übermittelt. Nach dem Einstieg ins Auto kann es sofort losgehen, die umständliche Navi-Eingabe entfällt. Dieser Service ist sehr praktisch bei Urlaubs- oder Dienstreisen. Manchmal kennst du dich nicht aus, dann hilft die Tür-zu-Tür-Navigation. Die App zeigt den Weg zum Auto und die letzten Meter zum Ziel genau an.
Sind die Fenster und Autotüren verschlossen? Diese bange Frage entfällt, weil die App dich darüber informiert, ob alles verschlossen ist. Eine Tür-Verriegelung geht auch aus der Ferne. In den Wintermonaten ist es angenehm, wenn du die Standheizung schon aus der Wohnung aktivieren kannst. Hat das Auto mehrere Nutzende, dann lässt es sich mit mehreren Smartphones verbinden. Persönliche Präferenzen für Musik, Fahrersitz, Spiegel und Beleuchtung – die App übermittelt alle Informationen und das Auto stellt sich automatisch auf den jeweiligen Nutzer ein. Drei Jahre ist die Mercedes me App kostenfrei. Das Standardpaket "Fahrzeug Setup" kostet 39 Euro für ein Jahr, 69 Euro für zwei Jahre oder 99 Euro für drei Jahre (Stand: 2020).
ADAC kritisiert: Die Kosten sind intransparent
Das Beispiel der Mercedes me App zeigt exemplarisch, welche Leistungen die Anbieter liefern. Natürlich gibt es Unterschiede von Hersteller zu Hersteller. Die App Volkswagen We Connect hat andere Features als die Tesla Mobile App. Der ADAC hat in seinem Report die Details von Remote-Apps bei vier E-Auto-Herstellern genauer untersucht: My BMW App, My Renault App, Tesla Mobile App und Volkswagen We Connect. Aufgeführt sind neben dem Katalog der angebotenen Funktionen auch die Stärken und Schwächen, die die Apps aus Sicht des ADAC haben.
Alles rund ums Auto und Motorrad - hier findest du zahlreiche SonderangeboteHerbe Kritik übt der Automobilclub an der Intransparenz der Kosten. Zwar sei die Nutzung der Smartphone-Apps bei den Basisfunktionen oftmals kostenlos. Willst du aber das komplette Angebot nutzen, dann ist das oft mit Zusatzgebühren verbunden. Aber es gibt Ausnahmen: Hyundai, Tesla und Opel bieten die vollen Funktionen für fünf, acht und zehn Jahre kostenlos an. Was nach dem Ablauf der Zeit passiert, ist unklar, schreibt der ADAC.
Volkswagen ist da transparenter und nennt einen Preis für das "We Connect Plus"-Paket (mit Life-Traffic, Online-Navigation, Ladestopp-Planung etc.). Nach der zweijährigen kostenfreien Nutzung sind das für die E-Autos pro Jahr 149 Euro. Der ADAC fordert daher von allen Herstellern mehr Kostentransparenz. "Zudem sollten Grundfunktionen wie die Vorklimatisierung dauerhaft kostenfrei sein."
E-Autos brauchen die App, um den Ladezustand anzuzeigen
Willst du die App deines Autoherstellers nutzen, musst du einen persönlichen Account anlegen (meistens wird die Fahrzeugidentifikationsnummer verlangt). Du kannst dann bei Google Play oder im Store von Apple die jeweilige App herunterladen. Zur Bestätigung deiner Anmeldung schickt der Hersteller einen Einmal-Code ins Auto. Dieser ist in der App einzugeben, damit sie sich mit dem Auto verbinden kann.
Der ADAC formuliert sein Fazit zu den Auto-Apps so: "Bei einem Wagen mit Verbrennungsmotor ist das alles 'nice to have', aber nicht zwingend notwendig." So sieht das auch das Fachmagazin auto motor und sport. Es kritisiert, dass die Apps zu wenig können und ihre Funktionen überschaubar seien. Luca Leicht vom Fachmagazin sieht im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur bei den Apps der Autohersteller nur wenige Vorteile: "Einen Werkstatttermin online buchen mag ja nett sein, aber der Fall tritt eher selten auf."
Anders sieht das aus, wenn du ein E-Auto fährst. So kannst du mit der Smartphone-App fürs Auto den aktuellen Ladezustand und die Reichweite bestimmen. Die Apps zeigen außerdem die restliche Ladedauer an oder können das Fahrzeug so programmieren, dass es im Winter vorheizt und im Sommer gekühlt wird. Diese Funktionen sollte nach Meinung des ADAC jede E-Auto-App haben. Die Abhängigkeit vom Smartphone ist am stärksten bei Tesla-Autos. Wer einen Werkstatttermin braucht, kann ihn ausschließlich über die App buchen.
Achtung beim Weiterverkauf des Autos
Wird das Auto verkauft, ist es wichtig, die Verbindung zum Hersteller zu trennen. Geschieht das nicht, kann der alte Besitzende das Fahrzeug "fernsteuern", die Positionen ausspähen oder hat andere Zugriffe. Die Datensicherheit hat aber noch eine andere Dimension: Der App-Nutzer füttert den Autohersteller mit seinen Nutzerdaten, die er gut für seine Marketingstrategien gebrauchen kann. Ob er das wirklich will, ist immer noch kein Thema zwischen Autokaufenden und Herstellern.
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