- Vorteile und Nachteile Schreiben mit KI
- Ethische Bedenken und mögliche gesetzliche Regulierungen
- Erkennen von KI-Texten und Deepfakes
Überall liest und hörst du von Texten, die durch eine Künstliche Intelligenz entstanden sind. Doch was bedeutet das eigentlich genau? Welche Vorteile und welche Nachteile hat das? Ist dies das Ende des Journalismus, wie wir ihn kennen? Was sagt der Gesetzgeber und wie ist die ethische Frage dabei zu bewerten?
Schreiben mit KI: die Vorteile
"Dieser Artikel wurde ohne die Zuhilfenahme einer künstlichen Intelligenz geschrieben." So oder so ähnlich liest du es immer wieder. Aber auch die Alternative ist zu lesen: "Dieser Artikel wurde mittels (Software) generiert und von (Name) sorgfältigst geprüft und redigiert." Ist das die Zukunft? Kannst du bald nicht mehr unterscheiden, welcher Artikel, welches Buch, welches Lied oder welches Bild noch von einem Menschen stammt oder welches rein von einer KI erstellt wurde?
KI findet inzwischen immer mehr Einzug in den Alltag. Die Rechtschreibprüfung diverser Schreibprogramme funktioniert bereits seit einigen Jahren auf dieser Basis. Dies sind allerdings recht einfache Tools, die sich anpassen und auch dazulernen. Mittlerweile werden jedoch bereits komplette Texte mittels KI geschrieben. Wo sind die Vorteile? KI arbeitet schneller als der Mensch. Laut digitalismus.at benötigt ein Mensch für einen zweiseitigen Artikel bis zu einer Stunde, die KI erledigt dies in wenigen Minuten. Das bedeutet für die Autor*innen, dass sie mehr Artikel in einer wesentlich kürzeren Zeit abliefern und entsprechend den Verdienst steigern. Auch kennt die KI eines nicht, was der Mensch immer wieder durchlebt: Eine Schreibblockade. Die KI schreibt immer. Sie kennt keine Blockaden. Und ihr gehen die Ideen nicht aus, umständliche Recherchen entfallen. Die KI erstellt innerhalb kürzester Zeit die Gliederung und liefert einen Text.
Es geht um Effizienz. Die Kosten für ein solches Programm können also durchaus recht schnell wieder eingespielt werden.
Schreiben mit KI: die Nachteile
Die KI kann nicht zwischen einer soliden und belastbaren oder aber einer unseriösen Quelle unterscheiden. Sie prüft den Inhalt nicht auf Plausibilität oder auf den Wahrheitsgehalt. Eine Statistik kann durch sie zwar dargestellt, aber kaum interpretiert werden. Die KI basiert immer noch auf Algorithmen, die ein Mensch programmiert hat. Noch. Ob es irgendwann vielleicht ein durch eine KI programmiertes Programm gibt, ist im Moment nicht zu beantworten. Ein weiterer Nachteil ist, dass eine KI immer denselben "Tonfall" hat. Ein Mensch legt beim Schreiben immer ein Stück seiner Persönlichkeit in das Geschriebene. Eine KI kopiert oft Texte aus anderen Artikeln und formuliert sie neu. Dies wiederum kann zu Problemen bei den Suchmaschinen führen, die diesen Artikel als Plagiat einstufen und zurückweisen.
KI-Tools analysieren zwar Suchmaschinenergebnisse, können aber nicht wirklich verstehen, wonach der Suchende wirklich sucht. Darüber hinaus kann es passieren, dass beispielsweise Google mit dem eigenen Algorithmus die Inhalte abwertet. In den Qualitätsrichtlinien von Google werden unter anderem Expertise, Authentizität und Vertrauenswürdigkeit (E-A-T) bewertet. Dies kann eine KI nicht aufweisen und wird daher von Google schnell erkannt.
Auch ist eine KI nicht kreativ. Es fehlen die emotionale Intelligenz sowie die Fähigkeit, Nuancen in der Sprache zu verstehen. Sie verfügt im Grunde genommen nur über einen programmierten Schreibstil. Ein Mensch kann hier durch die Feinheiten der Sprache, die er sich im Laufe seiner Tätigkeit angeeignet hat, durchaus subtile Untertöne einbauen. KI sollte dementsprechend höchstens als Schreibassistent, aber nicht als eigener Autor gesehen werden.
Eine Frage der Ethik
Vor einiger Zeit ging ein Raunen durch den Blätterwald. Ein Interview mit Michael Schuhmacher wurde in "die aktuelle" veröffentlicht. Doch schnell stellte sich heraus, es hat nie stattgefunden. Es war ein Artikel, der von einer KI verfasst worden war. Die Konsequenz: Die zuständige Chefredakteurin musste ihren Platz räumen. Und damit rückte eine Frage in den Mittelpunkt: Wie ist es mit der Ethik bestellt?
Ein Mensch, der journalistisch arbeitet, wird Tag für Tag mit der Frage konfrontiert, ob und wie er einen Artikel schreiben kann. Eine KI schreibt ihn, sie kann nicht einschätzen, ob es ethisch vertretbar ist. Dies hat inzwischen auch Microsoft erkannt und hat sechs Grundsätze für KI und Ethik aufgestellt.
- Diskriminierungsfreiheit
- Zuverlässigkeit
- Schutz der Privatsphäre
- Barrierefreiheit
- Transparenz
- Verantwortlichkeit
Doch das sind freiwillige Selbstverpflichtungen des Unternehmens. In anderen Unternehmen kann dies anders aussehen. Daher ist die Frage berechtigt, ob man für den Umgang und den Einsatz von KI gesetzliche Regeln braucht und wie diese aussehen könnten.
2021 hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sieben ethische Indikatoren für KI aufgestellt.
- Vorrang menschlichen Handelns und menschlicher Aufsicht
- Technische Robustheit und Sicherheit
- Schutz der Privatsphäre und Datenqualitätsmanagement
- Transparenz und Erklärbarkeit
- Vielfalt, Nichtdiskriminierung und Fairness
- Gesellschaftliches und ökologisches Wohlergehen
- Rechenschaftspflicht
Diese Leitlinien decken sich größtenteils mit den von Microsoft aufgestellten. Doch sind diese nicht verpflichtend.
Braucht es ein Gesetz?
Neben den ethischen Problemen sind auch rechtliche Fragen interessant. Hier ist auch das Urheberrecht zu beachten. Dieses ist auch eng mit dem Medienrecht verbunden.
- Was bedeutet das Urheberrecht? Das Urheberrecht umfasst gesetzliche Regelungen zur Verwertung und zum Schutz des geistigen Eigentums. Dabei definiert es die Rechte von Urhebern und Verwertern.
- Was heißt urheberrechtlich geschützt? Erfüllt ein Werk die Voraussetzungen des Urheberrechts, gilt es als urheberrechtlich geschützt. Dafür sind gemäß Urheberrechtsgesetz die Entstehung durch eine schöpferische Leistung und die Originalität des Werkes notwendig.
- Wann ist ein Werk urheberrechtlich geschützt? Es muss nicht angemeldet werden, es entsteht automatisch mit der Schöpfung des Werks.
- Ist das Urheberrecht auf eine Dauer beschränkt? Ja, das Urheberrecht erlischt spätestens 70 Jahren nach dem Tod des Urhebers und das Werk gilt danach als gemeinfrei.
In Bezug auf KI ist das Urheberrecht zunächst einmal eindeutig, denn laut Definition muss ein Urheber eine natürliche Person sein. Damit können Werke einer KI nicht urheberrechtlich geschützt sein, da einer KI die Grundlage zur persönlich geistigen Schöpfung fehlt. Demnach ist derjenige, der mittels einer KI einen Text oder ein Bild erstellt, nicht der Urheber. Im Zuge dessen ist eine gesetzliche Regelung für die Erzeugnisse einer KI im Sinne des Urheberrechts nicht nötig.
Ein einheitliches KI-Gesetz existiert noch nicht und ist auch wohl nicht so schnell zu erwarten. Dennoch gelten auch für die KI die bestehenden Gesetze wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, der DSGVO, das Haftungs- oder Leistungsschutzrecht. Und eben auch das Urheberrecht. Die EU-Kommission hat laut t3n.de den Entwurf einer Verordnung veröffentlicht, um europaweit eine einheitliche und gesetzliche Regulierung zu gewährleisten.
KI oder doch handgemacht?
Es mag vielleicht schwerfallen, aber es ist relativ leicht möglich, einen durch eine KI generierten Text zu erkennen. So gibt beispielsweise Chip einige Tipps, worauf du achten solltest:
- Überprüfe den Inhalt auf Anzeichen für eine fehlende menschliche Perspektive oder Emotionen.
- Suche nach Anzeichen von fehlender Originalität oder sogar Plagiaten.
- Auch ein Blick auf Analogien und Metaphern kann hilfreich sein, um KI-Texte zu erkennen. Künstliche Intelligenz kann diese nämlich häufig nicht richtig anwenden.
- Sieh dir auch die Verwendung von Fachbegriffen genau an, da auch hier häufiger Fehler passieren.
- Überprüfe außerdem die Rechtschreib- und Grammatikfehler, die bei KI-generierten Texten gehäuft auftreten können. Insbesondere Texte, die auf Deutsch und nicht auf Englisch verfasst wurden, enthalten manchmal noch grammatikalische Ungenauigkeiten – beispielsweise bei der Verwendung der "Ihr"- und "Sie"-Form.
Inzwischen gibt es auch Tools, die dabei helfen sollen, diese Texte zu erkennen, wie beispielsweise Hive Moderation, Content at Scale oderOriginality AI. Doch wie sieht es mit Bildern aus, die mittels KI generiert wurden, sogenannte Deepfakes? Auch hier kannst du durch genaues Hinschauen oft erkennen, was echt ist oder nicht. Hier einige Tipps, ebenfalls von Chip:
- Betrachte das Gesicht. Fast immer handelt es sich bei Deepfakes um Transformationen des Gesichts.
- Sieht die Haut zu glatt oder zu runzelig aus? Passt das Alter des Gesichts zum Rest des Körpers?
- Sehen die Schattenwürfe rund um Augen und Augenbrauen echt aus? Deepfakes halten sich nicht immer an die physikalischen Gesetzmäßigkeiten einer Szene.
- Sehen die Spiegelungen in Brillengläsern realistisch aus?
- Wie wirkt die Gesichtsbehaarung? Gibt es zu viel davon oder zu wenig? Erscheint sie natürlich?
- Wie sehen die Grübchen aus?
- Bei Videos solltest du unbedingt auf das Zwinkern achten. Häufig zwinkern die Personen bei Deepfakes zu viel oder zu wenig.
- Auch die Lippenbewegungen und die Darstellung der Zähne können Fälschungen entlarven.
Auf der Seite detectfakes kannst du testen, ob du ein Bild richtig zuordnen kannst.
Fazit
Als Autor sollte man der Verwendung einer KI beim Schreiben kritisch gegenüber stehen. Es mag sein, dass man mit einer KI schneller Texte generiert und damit kurzfristig den Verdienst optimieren kann, doch sollte einem bewusst sein, dass damit auch der eigene Ruf leiden könnte. Ob durch die KI Autor*innen oder Journalist*innen überflüssig werden? Dies bleibt abzuwarten, denn ob sich der momentane Hype fortsetzt oder aber am Ende doch die menschliche Note in Texten die Oberhand gewinnt, ist entscheidend.