Nun sind die Tage des Stummfilms schon ein paar Jahrzehntchen vorüber - und jeder weiß, dass jeder gute Film, jede Paraderolle und jeder unvergessliche Filmheld nicht nur optisch überzeugt, sondern von einer passenden Stimme profitiert. Wenn Darsteller (wie zum Beispiel William Shatner und Leonard Nimoy in Star Trek) im Original über eher unspektakuläre Stimmen verfügen, lässt sich durch clevere Wahl von Synchronsprechern (wie im erwähnten Beispiel) oft eine großartige Steigerung der Charakterisierung, oder sogar neue Nuancen erreichen. Die Wahl solcher Sprecher für eine eingedeutschte Version ist von größter Bedeutung.

Zweckehen im Siebten Himmel aus Bild und Ton

Ein anderes Beispiel für das Herausarbeiten neuer Unterhaltungsfinessen rein über die Synchronisation war etwa die vom Original abweichende Synchronarbeit an der britischen Serie "Die 2" (The Persuaders). Dort wurden die Dialoge zwischen Darstellern Tony Curtis und Roger Moore durch ironische Überhöhung extrem aufgepeppt, was zumindest im deutschen Sprachraum für zusätzliche Fans der Krimiserie gesorgt haben dürfte. Diese Wirkung lässt sich auch unabhängig von einer Serie dauerhaft erzielen. Die Branche neigt dazu, einem bekannten Darsteller eine adäquate deutsche Stimme hinzu zu gesellen, die die Karriere des ausländischen Schauspielers mitunter über Jahre begleiten kann. 

Als eine dieser glücklichen Dauerpaarungen kann die von Bruce Willis und seinem mit ihm für immer assoziierten deutschen Synchronsprecher Manfred Lehmann gelten. Durch diese Initialzündung wurde Lehmann auf kernige männliche Typen mit einer Neigung zu Spötteleien und frotzelnden Kommentaren abonniert, sehr zur Freude sowohl der Fans der Actionhelden als auch des Sprechers.

Wenn Schauspieler durch ihre Synchronsprecher auf nächster Stufe zünden

Gekonnt wurde diese populäre Verbindung Bruce Willis & Manfred Lehmann von letzterem in anderen Arbeiten aufgegriffen und persifliert, etwa für Werbesprüche. Das damit einsetzende Kopfkino ist gerade für Rundfunkwerbung  ein gefundener Schatz, wo es sonst mitunter an Möglichkeiten hapert, wirksame Bilder in Zuhörern zu erzeugen. Mit einer bekannten Stimme, sofern die gewünschten Assoziationen durch einen gewissen Bekanntheitsgrad spielend reproduziert werden können, ist das viel leichter. 

Ein guter Synchronsprecher vermag nicht nur durch Modulation viele unterschiedliche Gefühlsregungen in seiner Sprache rüberzubringen, er nimmt nicht anders wie der optisch wahrgenommene Schauspieler an seiner Figur eine Charakterisierung vor. Nur eben auf der akustischen Schiene. Wie schon erwähnt, können so Schauspieler mit eher mäßiger stimmlicher Ausprägung durch den Synchronsprecher erheblich verbessert oder intensiviert werden.

Schauspieler ohne Sichtkontakt

Das Synchronsprechen ist ein Teilbereich des Berufs als Schauspielers und wird daher meist von Leuten beruflich ausgeübt, die eine Ausbildung im Schauspiel genossen haben. Sie sind durch eine Sprechausbildung für die Bühne gegangen, wie sie Teil einer Schauspielausbildung ist. Natürlich gibt es Naturtalente, die nicht erst durch den Hintergrund einer Schauspielkarriere prädestiniert scheinen, mit ihrer besonderen Stimme Synchronsprecher zu werden. Die formelle Ausbildung oder wenigstens Lehrgänge bei einem Sprechlehrer vermögen jedoch einer natürlich eindrucksvollen Stimme noch einige Nuancen und Tricks hinzuzufügen, die einigen Techniken zu verdanken sein wird. 

Selbst das Atmen kann dafür optimiert werden. Welche Kenntnisse dabei für besseres Sprechen vermittelt werden, wird in Tutorialvideos ansatzweise beschrieben. Es geht ja nicht nur um einen guten und verständlichen Vortrag, sondern um andere Ausdrucksweisen, teils stark unter Emotionen stehend, wie Rufen, Schreien, Jammern oder Lachen. Sie werden schon ahnen, dass man auf zig Weisen lachen kann.

Emotional wie lippensynchron arbeiten

Das Grundgerüst der Fertigkeiten eines guten Synchronsprechers ist also ein großer Vorrat an emotionalen Ausdrucksarten, die er seiner Rolle situationsabhängig angedeihen lassen kann. Weiter gehört dazu, im Studio akribisch zu arbeiten. Wenn wir vom Kern des Aufgabenfeldes sprechen, als dem Eindeutschen von Filmen und Serien aus einer anderen Sprache, kommt Beobachtung des Original Schauspielers hinzu. 

Die Synchronstimme muss ja, wie schon ihr Name zeigt, "synchron" eingebracht werden - das heißt, die Lippenbewegungen müssen möglichst konform mit der aufgesprochenen Stimme sein. Ist der Mund zu, aber man hört die Stimme sprechen, hat man ein Problem, das die Immersion des Betrachters aufsprengen kann. Er soll ja vergessen, dass er nicht die Originalstimme des Menschen hört, den er da sieht.

Das geflügelte Wort

Der Beitrag zum Erfolg des Hörbuchs, Radiobeitrags oder übersetzten Films hängt also zu einem guten Teil vom guten Synchronsprecher ab, der gerne so charismatisch rüberkommen darf wie Manfred Lehmann. Ob jetzt nüchtern als knurriger Held oder ironisch gebrochen. "Alles klar, Schweinebacke?"