Aufgeweichte Papierstrohhalme, Stoffbeutel statt Plastiktüten und Bilder von sterbenden Babyschildkröten auf Plastikbechern: Umweltverschmutzung durch Plastik soll heutzutage um jeden Preis verhindert werden. Besonders im Fokus liegt dabei der Schutz der Meere. Doch soweit muss das Plastik gar nicht kommen. Schon vor der eigenen Türe können Kunststoff-Teile zu Problemen führen.
Ein unerwarteter Faktor sind Gummibänder, wie sie zum Beispiel im Supermarkt Gemüse wie Brokkoli und Radieschen oder auch Schnittblumen zusammenhalten. Die Gummis werden häufig zusammen mit dem Biomüll im Kompost entsorgt und landen so im Garten oder auf Feldern. Dort werden sie nicht selten Vögeln zum Verhängnis. Für Amsel, Meise und Co. sehen die elastischen Bänder Würmern zum Verwechseln ähnlich. Beim Aufpicken bemerken die Tiere ihren Irrtum nicht. Oft verfüttern sie das Plastik sogar an ihre Jungen.
Vögel merken oft nicht, dass sie Plastikmüll fressen
Laut Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) verstopfen Gummi- und Plastikteile, wenn sie gefressen werden, die Verdauungsorgane von Vögeln. Gelangt zu viel Plastik in den Magen, verhungern die Tiere. „Wir müssen davon ausgehen, dass viele Vogelarten vom größeren Rotmilan bis zur kleinen Blaumeise hier gefährdet sind, weil sie den Müll verschlucken oder sich darin verheddern“, erklärt LBV-Expertin Oda Wieding.
Auch die geschützten Weißstörche sind gefährdet. Immer wieder werden laut LBV Gummibänder und andere Plastikteile in den Mägen toter Störche gefunden. Um festzustellen, ob ein Storch tatsächlich an verschlucktem Kunststoff gestorben ist, sind aufwendige medizinische Untersuchungen nötig. Da diese nur äußerst selten durchgeführt werden können, vermutet der LVB eine noch deutlich größere große Dunkelziffer.
Weißstörche gelten in Deutschland als gefährdet. Grund dafür ist vor allem Nahrungsmangel, da der Lebensraum ihrer natürlichen Beute immer kleiner wird. Womöglich ist auch das ein Grund, warum die Tiere auf der Suche nach Nahrung Plastikteile aufpicken. Der LBV beobachtet nach eigenen Angaben die Verbreitung von Störchen und setzt sich durch Beobachtung ihrer Nester und den Erhalt von Lebensräumen für ihren Schutz ein. Außerdem untersucht der LBV, welche Gefahren die Vögel sonst ausgesetzt sind, so eben auch Haushaltsgummis, die in die Natur gelangen.
Der LBV warnt vor den Auswirkungen von Plastikmüll in der Natur
Es sind jedoch nicht nur Gummis, die eine Gefahr für Vögel darstellen. Auch andere Plastikteile wurden in den Mägen von toten Störchen gefunden. Der LVB ruft deshalb dringend dazu auf, Kunststoffe jeglicher Art aus dem Kompost fernzuhalten. Ob ein verwelkter Blumenstrauß oder Radieschen-Blätter, Gummibänder sollten vor dem Entsorgen immer entfernt werden.
„Mit der richtigen Mülltrennung kann jede und jeder mithelfen, die Gefahren für unsere heimischen Vögel zu verringern. Wer zusätzlich noch darauf achtet, weniger Plastikmüll zu produzieren, schützt nicht nur die Tierwelt, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag im Umweltschutz“, betont Oda Wieding.