Der Verkauf von Mikroplastik in verschiedensten Bereichen wird in der Europäischen Union (EU) schrittweise verboten. Durch neue Regeln der EU-Kommission wird in Zukunft der Verkauf von Mikroplastik als solchem untersagt, ebenso von Produkten, denen Mikroplastik zugesetzt wurde und die dieses bei der Verwendung freisetzen.

Das geht aus einer Mitteilung der Brüsseler Behörde hervor. Das Verbot betrifft demnach beispielsweise Granulatmaterial auf Sportanlagen, Kosmetika wie Peelings oder Glitter, ebenso Spielzeug und Pflanzenschutzmittel. Erst vor kurzem hatte eine Studie dargelegt, dass Mikroplastik nicht nur in den Weltmeeren ein großes Problem darstellt. Die Plastikpartikel befinden sich demnach auch die  Luft - und die Untersuchung zeigt, wie viel wir jede Woche einatmen.

Mikroplastik in EU künftig verboten - Sportplätze ebenso betroffen wie Kosmetik

Der von der EU verabschiedeten Beschränkung liege eine "weit gefasste Definition von Mikroplastik" zugrunde, erklärt die EU. Sie umfasse alle synthetischen Polymerpartikel unter eine Größe von 5 Millimetern, die organisch, unlöslich und schwer abbaubar sind. Ziel sei es, die Emissionen von bewusst verwendetem Mikroplastik aus möglichst vielen Produkten zu verringern.

Einige Beispiele für gängige Produkte, die unter die Beschränkung fallen, seien:

  • Das Granulat, das auf künstlichen Sportflächen verwendet wird. Dabei handele es sich der EU zufolge um "die größte Quelle von bewusst verwendetem Mikroplastik in der Umwelt".
  • Kosmetika, bei denen Mikroplastik für vielfältige Zwecke verwendet wird. Dazu zählen unter anderem Produkte zur Exfoliation der Haut (Mikroperlen im Gesichtspeeling) oder die Erzielung einer spezifischen Textur, eines Duftstoffs oder einer bestimmten Farbe.
  • Weichmacher und Detergenzien (Stoffe in Reinigungsmitteln und Waschmitteln, die einen Reinigungsprozess erleichtern, indem sie die Grenzflächenspannung zwischen Oberfläche und Wasser herabsetzen). 
  • Glitter (loses Glitzer unter anderem für Nageldesign oder zum Schminken)
  • Düngemittel, Pflanzenschutzmittel
  • Spielzeug
  • Arzneimittel und Medizinprodukte

Produkte, die an Industriestandorten verwendet werden oder bei der Verwendung kein Mikroplastik freisetzen, sind den Angaben nach vom Verkaufsverbot ausgenommen. Ihre Hersteller müssten jedoch Anweisungen zur Verwendung und Entsorgung des Produkts geben, um Freisetzungen von Mikroplastik zu vermeiden. Auch für Arzneien sowie Lebens- und Futtermittel gibt es bestimmte Ausnahmen.

"Großer Schritt zur Verringerung der vom Menschen verursachten Umweltverschmutzung"

Die Maßnahmen sollen nach und nach umgesetzt werden: Das Verbot von etwa Mikroperlen und losem Glitter soll bereits ab Sonntag, 15. Oktober 2023, gelten, in anderen Fällen soll das Verkaufsverbot erst in den kommenden Jahren in Kraft treten.

Mit dem Begriff Mikroplastik werden schwer abbaubare, synthetische Polymere mit Größe von weniger als fünf Millimetern bezeichnet. Die Partikel reichern sich in Tieren, einschließlich Fischen und Schalentieren, an und können daher auch in Lebensmittel gelangen. Die neuen Vorschriften sollen die Freisetzung von etwa einer halben Million Tonnen Mikroplastik in die Umwelt verhindern. 

Entsprechend erleichtert zeigt sich Virginijus Sinkevičius, EU-Kommissar für Umwelt, Meere und Fischerei: "Durch ein Verbot von bewusst zugesetztem Mikroplastik wird ein ernstes Problem für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen angegangen. Mikroplastik findet sich in den Meeren, in Flüssen und an Land sowie in Lebensmitteln und Trinkwasser." Die künftige Beschränkung beträfe zwar sehr kleine Partikel, sei aber ein großer Schritt zur Verringerung der vom Menschen verursachten Umweltverschmutzung.

EU-Granulatverbot auf Kunstrasen verursacht eine Milliarde Euro Mehrkosten

Das Granulat auf Kunstrasenplätzen und anderen Sportanlagen ist laut EU-Kommission die größte Quelle für die Freisetzung von zugesetztem Mikroplastik, und damit ein erhebliches Umweltproblem. Das Mikroplastik-Verbot soll daher hier nach acht Jahren in Kraft treten - "um den Besitzern und Betreibern von Sportplätzen die Zeit zu geben, auf Alternativen umzusteigen". Bis die Plastikkugeln auf Kunstrasenplätzen ab dem Jahr 2031 nicht mehr eingesetzt werden dürfen, soll also eine Umrüstung erfolgen - die wird allerdings teuer.

"Es ist von Mehrkosten in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro auszugehen", sagte Bernd Düsterdiek, vom Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB), der Deutschen Presse-Agentur.  Düsterdiek fordert Finanzhilfen von Bund und Ländern für die Kommunen und auch die Vereine nach dem EU-Verbot von Granulat auf Kunstrasenplätzen ab dem Jahr 2031: "Mit Blick auf die anstehenden Umrüstungen bzw. den Austausch von Spielflächen ist das erforderlich."

Da die mittlere Nutzungsdauer von Kunstrasenplätzen 12 bis 15 Jahren betrage, wäre eine längere und praxisgerechtere Übergangsfrist bis mindestens 2035 wünschenswert gewesen, sagte der Beigeordnete für Städtebau und Umwelt beim DStGB.

Städte- und Gemeindebund für längere Übergangsfrist

Es sei "zwingend erforderlich", dass das Angebot an öffentlichen Sportstätten ohne Einschränkungen aufrechterhalten bleibe, um ein umfassendes Sportangebot bereitzustellen und damit zu einer gesunden Gesellschaft beizutragen. "In Deutschland besteht derzeit schon ein großer Substanzverlust der öffentlichen Infrastruktur, der sich auch auf den Bereich der Sportstätten erstreckt", bedauert der DStGB-Verteter. Der Sport könne seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung, zu der auch Fragen der Integration, der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Bildungspolitik gehören, nur gerecht werden, wenn ausreichend Sportstätten zur Verfügung stünden.

"Städte und Gemeinden sind sich der Herausforderung der Umweltverschmutzung durch Mikroplastik sehr bewusst. Daher ist es richtig, Maßnahmen zur weiteren Vermeidung von Plastikmüll und Mikroplastik auf den Weg zu bringen. Allerdings müssen die getroffenen Maßnahmen auch verhältnismäßig sein und dürfen Städte und Gemeinden, aber auch Vereine, nicht über Gebühr belasten", sagte Düsterdieck. Die meisten neuen Kunstrasenplätze werden bereits mit alternativen Befüllungsmaterialien gebaut.

Im vergangenen Jahr hatten Forschende der Universitäten Bayreuth und Köln untersucht, wie hoch die Belastung von Mikroplastikpartikeln in Flussauen ist. Neben der Verschmutzung der Umwelt werden aber auch Tiere gefährdet und letztendlich auch der Mensch. Wissenschaftler*innen aus den Niederlanden könnten Ende 2022 nachweisen, dass Mikroplastik bis ins menschliche Blut vordringen kann.  Zu Beginn dieses Jahres wurde Mikroplastik auch in Bier gefunden, wobei bekannte Marken betroffen waren.

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sl/mit dpa

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