Ein gutes Gehalt, Flexibilität und Aufstiegschancen – das mögen die Faktoren sein, die vielen als Erstes in den Sinn kommen, wenn es um die Zufriedenheit im Job geht. Falsch gedacht, sagt nun die Wissenschaft: Denn Geld und Erfolg allein mache nicht glücklich. Im Beruf sowie auch im Leben komme es vor allem auf die Qualität der Beziehungen an.
Zu diesem Ergebnis kam jüngst eine Langzeitstudie der US-amerikanischen Harvard Universität. Über 85 Jahre lang wurden rund 700 Proband*innen regelmäßig unter anderem über verschiedenste Aspekte ihres Lebens befragt. Manche Teilnehmer*innen hat die Studie ihr gesamtes Erwachsenenleben lang begleitet. Vom ersten Semester an der Universität bis zur Pensionierung, über Berufsanfänge und -wechsel hinweg, durch Ehen, Familiengründungen und Scheidungen hindurch wurden die Teilnehmer immer wieder befragt. Was tun sie? Wie zufrieden sind sie? Wie gesund sind sie? Im Beruf? Mit dem Partner? Mit dem Sozialleben?
Studie: Positive Beziehungen im Job sind wichtig für ein gesundes Leben
Langzeitstudien dieser Art gibt es nur wenige. Aus der Menge gesammelter Lebensverläufe hat der aktuelle Leiter der "Harvard Study of Adult Development" Robert Waldinger nun extrahiert, was der Mensch für ein gutes Leben braucht. Die Erkenntnisse hat der Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School zusammen mit seinem Kollegen Marc Schulz in dem Buch „The Good Life“* veröffentlicht.
Eines der wichtigsten Resultate: Gute Beziehungen sind der wichtigste Baustein für ein langes, gesundes und vor allem glückliches Leben.
Nicht zu vernachlässigen sind dabei die Beziehungen, die Menschen in ihrem Job führen. Denn diese können entscheidend sein, wenn es um das allgemeine Wohlbefinden auch jenseits des Arbeitslebens geht.
Einsame Jobs machen unglücklich
Nicht etwa die Bezahlung, sondern allem voran soziale Faktoren waren laut der Studie entscheidend darüber, ob jemand glücklich mit seiner ausgeübten Profession war. So seien Menschen am unglücklichsten, wenn sie weitestgehend selbstständig arbeiteten und die Tätigkeit ihnen zusätzlich wenig bis keine direkte soziale Interaktion biete. Diese Umstände sind für bestimmte Berufsgruppen besonders typisch.
Seit der Corona-Pandemie hat sich die Arbeitswelt zusätzlich für viele Arbeitnehmer verändert. Zum Beispiel bringt das Arbeiten von zu Hause viele Vor- aber auch Nachteile mit sich. Durch das Homeoffice reduziert sich allerdings der direkte Kontakt zu den Kolleg*innen. Als einsamste beziehungsweise unglücklichste Tätigkeiten machte die Harvard-Studie folgende aus:
- Schichtarbeiter
- Fernfahrer
- Mitarbeiter von Call-Centern
- Lagerarbeiter
- Lieferservice-Mitarbeiter
Isolation im Beruf kann krank machen - mehr Geld kein Ersatz für schlechtes Arbeitsklima
Das Arbeitsumfeld ist allerdings kein eindeutiger Indikator für Einsamkeit im Job. Zum Beispiel bedeutet in einem Großraumbüro zu arbeiten, nicht automatisch mehr Austausch mit Kolleg*innen zu haben. Zwischenmenschliche Kontakte bei der Arbeit sind allerdings sehr wichtig. Denn, auch positive Beziehungen im Beruf können Stress abbauen, die Motivation steigern und sich insgesamt positiv auf die Produktivität auswirken.
Einsamkeit und soziale Isolation hingegen wird mit verschiedensten Krankheiten wie einem erhöhten Risiko für Demenz, Herzinfarkt, Schlaganfall, Depressionen und sogar Angststörungen in Verbindung gebracht.
Zu einem ähnlichen Schluss wie die Harvard-Studie kommt auch ein Bericht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zu dem Thema Arbeitszufriedenheit aus dem Jahr 2021. Die Teilnehmer*innen der Befragung gaben an, dass für sie abwechslungsreiche Aufgaben, Autonomie, aber auch Unterstützung durch die Führungskraft wichtige Kriterien für die Zufriedenheit im Job sind. Gute persönliche Beziehungen im Arbeitsumfeld spielten dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. So lasse sich eine zu geringe Bezahlung zwar nicht durch ein gutes Arbeitsklima kompensieren. Andersherum sei eine höhere Bezahlung kein Ausgleich oder Ersatz für schlechte Beziehungen im Arbeitsumfeld.
Arbeitszufriedenheit in Deutschland – ein Drittel denkt über Kündigung nach
Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Unzufriedenheit im Job hierzulande vergleichsweise hoch. Jeder dritte Beschäftigte in Deutschland wolle seinen Job kündigen, so die jüngste weltweite Umfrage der McKinsey-Unternehmensberatung. Wichtigster Grund für die überlegte Kündigung der 1286 Befragten in Deutschland war ein zu geringes Gehalt.
Im Falle eines bestehenden Kündigungswunsches war nach dem Gehalt auch das Zwischenmenschliche, nämlich die Beziehung zum Chef entscheidend. Unzufriedenheit mit dem Vorgesetzten wurde als zweithäufigster Kündigungsgrund angegeben.
Im Unterschied dazu: Nach dem Gehalt gaben 39 % der Befragten an, dass für sie Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft in ihrem Team als Grund an, ihre Arbeitsstelle bleiben zu wollen. Positive Beziehungen im Beruf und im weiteren Sinne ein gesundes Arbeitsklima können ein Unternehmen für Arbeitnehmer attraktiver machen.
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