- Energieberatung – lohnt sich das überhaupt?
- Das machen die Verbraucherzentralen
- Beratung lohnt sich immer, falscher Aktivismus ist Verschwendung
- Wie arbeiten die Experten in Sachen Energie?
- Das sind die Kosten
"Es ist besser, ein paar hundert Euro in die Energieberatung zu investieren, als später viele tausend Euro aufgrund falsch getroffener Entscheidungen in den Sand zu setzen". Diese Ansage von Energieexperte Martin Sambale, vom Energie- & Umweltzentrum Allgäu, bringt es auf den Punkt: Energieberatung kann wirklich helfen. Wie funktioniert das, was kostet die Beratung und gibt es Zuschüsse?
Energieberatung – lohnt sich das überhaupt?
Wenn du das Gefühl hast, dass die Wohnung oder das Haus, in dem du wohnst, die für das Heizen, Kochen und Kühlen benötigte Energie nur so verschlingt oder dass der Verbrauch bei Wasser und Strom zu hoch ist, solltest du das nicht einfach akzeptieren.
Ein Blick auf die Rechnungen der Energieversorger verrät dir vielfach, ob dein Verbrauch über oder unter dem Durchschnitt liegt. Im Netz gibt es Vergleichsrechnungen, die deine persönlichen Werte in Modellrechnungen berücksichtigen: Single-Haushalt, Anzahl der Familienmitglieder, Größe der Wohnung etc. Ergibt deine Recherche Handlungsbedarf, dann kannst du dich beraten lassen. Das Zauberwort heißt: Energie- oder Energie-Effizienz-Beratung.
Klar, du kannst dir viele Informationen selbst beschaffen. Das solltest du auch unbedingt machen. Dabei lernst du, wie du mit kleinen Veränderungen schon eine Menge bewirken kannst. Für einfache Veränderungen brauchst du keinen Energieberater: Heizkörper sollten freistehen, den uralten Kühlschrank ersetzt du besser durch einen sparsamen neuen, du kannst prüfen, ob die Fenster dicht sind und der Kochtopf auf dem Herd erhitzt sich schneller und energiesparende mit Deckel als ohne. Geht es darüber hinaus oder hast du das Gefühl, Hilfe zu brauchen, dann empfiehlt sich aber die Beratung.
Das machen die Verbraucherzentralen
Die Energieberatung der Verbraucherzentrale unterstützt seit 1978 private Haushalte bei energetischer Sanierung, Heizungstausch, Photovoltaik oder Heizkostenabrechnungen. Beratungsschwerpunkte sind immer: Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien. Den Service der 750 Berater*innen der Verbraucherzentralen fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Dadurch ist sie sehr günstig. Für einkommensschwache Haushalte sind die Beratungsangebote der Verbraucherzentralen sogar kostenlos.
Die Verbraucherzentralen haben verschiedener Angebote zum Thema Energie:
- Die Telefonberatung sowie die Onlineberatung sind geeignet für Mietende, Haus- oder Wohnungseigentümer und Bauende. Energieexperten beantworten Fragen zum Stromsparen oder nennen Auswahlkriterien für den Kauf von Elektrogeräten.
- In den Beratungsstellen vor Ort erhält du unabhängige und kompetente Tipps zu allen Fragen rund ums Energiesparen in einem persönlichen Gespräch.
- Die Energieberater*innen kommen nach Absprache auch zu dir nach Hause. Im Mittelpunkt des sogenannten Basis-Checks steht dabei dein Strom- und Wärmeverbrauch.
Die lokalen Energieversorger geben dir einen ersten Überblick (beispielsweise N-ERGIE für den Raum Nürnberg). Hier kannst du dich nicht nur über Stromspar-Tipps informieren, sondern auch über erneuerbare Energien und eventuelle Förderungsmöglichkeiten.
Beratung lohnt sich immer, falscher Aktivismus ist Verschwendung
Die gründliche Analyse durch einen unabhängigen Experten vor Ort sollte immer am Beginn einer umfangreichen energetischen Sanierung stehen. Manchmal ist die Beratung sogar zwingend erforderlich, um staatliche Fördermittel für eine Fassadendämmung oder die komplette energetische Modernisierung nach Sanierungsfahrplan zu bekommen. Oftmals sind die Beratungskosten nicht so hoch wie du vermutest oder es gibt Zuschüsse.
Nach einer Umfrage des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes fallen Maßnahmen zur Energieeinsparung bei Häusern und Wohnungen oftmals weit weniger effektiv aus, als eigentlich möglich. Ganz gleich, ob neue Fenster, eine verbesserte Wärmedämmung, eine neue Heizungsanlage oder eine Solaranlage auf dem Dach installiert wurden – die erhoffte Energieeinsparung ist oftmals nicht erreicht.
Der Grund dafür ist, dass sich viele vor der Sanierung nicht von einem unabhängigen Energieberater unterstützen lassen. Dass eine gute Beratung der Schlüssel zum Erfolg energetischer Sanierungsmaßnahmen ist, belegen die Ergebnisse einer Umfrage: Bei Hausbesitzer*innen, die auf eine Beratung verzichteten, lag die Energieeinsparung im Durchschnitt bei 16 Prozent. Wer dagegen die Beratung in Anspruch genommen hatte, erreichte eine Einsparung von durchschnittlich 27 Prozent. Das berichtet das Immobilienportal Wohnglück der Firma Impleco.
Wie arbeiten die Experten in Sachen Energie?
Es geht immer um den Energieverbrauch der Immobilie und mit welchen Maßnahmen dieser zu senken ist. Wenn du eine*n Energieberater*in engagierst, erstellt er oder sie eine umfassende energetische Analyse der Immobilie. Die Bestandsaufnahme analysiert die Heiztechnik, die Bausubstanz, die Wärmedämmung, den Zustand der Fenster - eben alle Punkte, die Einfluss auf die Energieeffizienz haben.
Der*die Energieberater*in fasst alle Recherchen in einem Bericht zusammen, der Vorschläge zur Modernisierung und Verbesserung der Energieeffizienz umfasst. Natürlich sind die möglichen Kosten Bestandteil des Berichts. Die Wirtschaftlichkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen ist ein wichtiger Punkt. Wer die empfohlenen Maßnahmen umsetzt, spart Geld und Energie und steigert zudem den Wert seines Gebäudes; der Wohnkomfort und die Sicherheit erhöhen sich.
Zur Serviceleistung des Energieberaters gehört die Ausstellung des Energieausweises und Hinweise zu möglichen Fördermitteln. Es kann sich lohnen, verschiedene Förderprogramme miteinander zu verknüpfen. Dies gilt sowohl für energetische Sanierungen als auch für den Kauf von Bestandsimmobilien oder Neubauten. Der*die Berater*in erstellt einen Sanierungsfahrplan.
Keine versteckten Verkaufsinteressen
Heizungsfirmen, Fensterbauer*innen oder Malerbetriebe bieten ebenfalls Energieberatung an. Doch diese Expert*innen verfügen häufig nur über Expertise für ihr eigenes Fachgebiet. Kommt der*die Energieberater*in von einer Firma oder einem Handwerksbetrieb, stehen deren Produkte oder Dienstleistungen im Mittelpunkt. Besser ist es, wenn Berater*innen unabhängig sind.
Unabhängige Energieberater*innen haben keine Bindungen und sind Experte in der Sache. Schon 2012 warnte der Spiegel: Die Branche der Energieberater sei ein Paradies für Betrüger. Als besonders krassen Mangel kritisierte der Bericht, dass die Berufsbezeichnung nicht geschützt sei.
Das ist zehn Jahre später immer noch so. Inzwischen gibt es aber eine Online-Datenbank der Deutschen Energieagentur (DENA), ein bundeseigenes Unternehmen. Die DENA betreut die bundesweite Datenbank, die über Berater*innen in deiner Region informiert. Dort sind 13.000 Anbieter*innen aufgenommen. Vor dem Eintrag gibt es ein mehrstufiges Verfahren. Bewerber*innen sind gefordert, Nachweise über ihre Grund- und Zusatzqualifikationen zu erbringen. Alle drei Jahre müssen sie belegen, dass sie an Fortbildungen teilgenommen haben und über ihr praktische Tätigkeit berichten.
Das sind die Kosten
Wenn du einen Energieberater engagierst, entstehen Kosten, die du zunächst selbst zu tragen hast. Geht es beispielsweise nur um den Austausch deiner alten Heizungsanlage, ist der Beratungsaufwand geringer als bei einer umfassenden energetischen Sanierung oder der Konzeption für einen Neubau.
Obwohl die Kosten unterschiedlich ausfallen, hier folgende Beträge zur groben Abschätzung:
- Die Energieberatung für ein Einfamilienhaus (circa 150 m² Wohnfläche) kostet ab 600 Euro aufwärts.
- Bei einem Mehrfamilienhaus (ab drei Parteien) sind Kosten von circa 700 Euro zu veranschlagen.
Durchaus üblich sind Stundensätze zwischen 45 Euro und über 100 Euro. Material oder die Anfahrt geht extra. Zusatzleistungen wie Thermografie oder Blower-Door-Tests (Luftdichtheitsprüfung) kosten ebenfalls extra.
Förderung durch BAFA und KfW-Bank
Das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle (BAFA) bietet für die Energieberatung Fördergelder. Es gibt einen Zuschuss in Höhe von 80 Prozent des zuwendungsfähigen Beratungshonorars, maximal 1.300 Euro bei Ein- und Zweifamilienhäusern. Bei Häusern mit mindestens drei Wohneinheiten sind es bis zu 1.700 Euro bei. Einen Zuschuss in Höhe von maximal 500 Euro gibt es für zusätzliche Erläuterung eines Energieberatungsberichts für die Wohnungseigentümerversammlung (WEG) oder eine Beiratssitzung.
Damit du diese Energieberater-Förderung nutzen kannst, muss der*die Energieberater*in in der Expertenliste des Bundes eingetragen sein (DENA) und das
- Gebäude in Deutschland stehen,
- der Bauantrag für das Wohngebäude mindestens zehn Jahre zurückliegen,
- das Gebäude überwiegend dem Wohnen dienen.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert Energieberatung vor allem beim Neubau und der Baubegleitung. Über das Programm der KfW kannst du bis zu 4.000 Euro abrufen. Voraussetzung ist, dass das geplante Gebäude energieeffizient geplant ist und dass der*die gewählte Energieberater*in in der Expertenliste des Bundes mit dieser Dienstleistung geführt wird.
Fazit
Der Energiemarkt mit seinen rasanten Preissprüngen verunsichert Mieter*innen, Wohnungs- und Hausbesitzende. Es ist deshalb gut, dass es ein gut ausgebautes Netz für die Energie- und Effizienzberatung gibt. Gerade bei großen Investitionen in Energie-Spar-Projekte solltest du dich dieses Sachverstands versichern. Manchmal genügt aber schon der Anruf bei der Verbraucherzentrale, um einen wirklich guten Tipp zu bekommen.