Jetzt kommt also doch noch Bewegung rein bei der Riester-Rente. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsbeschluss darauf geeinigt die Altersvorsorge neu zu gestalten. Ein Nachfolgemodell muss her.
Wörtlich heißt es im Beschluss: "Als zusätzlicher Teil der Rentenreform wird die Reform der privaten Altersvorsorge (Nachfolge Riester) noch in 2025 im Kabinett beschlossen." Bisher galt bei vielen Finanz-Experten: Die Riester-Rente wird immer mehr zum Flop. Tatsächlich zeigten Zahlen zuletzt, dass jeder Vierte bereist seinen Vertrag gekündigt hat. Was bedeuten die neuen Ideen für die Sparer?
Nachfolger für die Riester-Rente mit "altem" Entwurf?
Bereits im Juli dieses Jahres erklärte die Bundesregierung in einer Antwort auf eine 'Kleine Anfrage' der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, dass man das neue Modell der Riester-Rente "von bürokratischen Hemmnissen" befreien möchte. Außerdem soll auf zwingende Garantien verzichtet werden und die Verwaltungs-, Produkt- und Abschlusskosten sollen reduziert werden.
Eine Möglichkeit wäre es jetzt, laut einem Bericht auf dem Nachrichtenportal von t-online.de, für eine schnelle Umsetzung auf einen bereist vorhandenen Entwurf vom ehemaligen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) zurückzugreifen. Lindner hatte damals geplant, dass Sparer ihr Geld langfristig und breit gestreut an der Börse anlegen sollten. Sie hätten dafür staatliche Zulagen erhalten.
Das Depot wäre dann in der sogenannten Ansparphase steuerlich gefördert worden.
Ideen zur Reform der Riester-Rente
Auch die Fachleute von Finanztip haben sich dem Thema angenommen. Hier sieht man mehrere Ideen zur Reform im Gespräch.
- Eine Absenkung der Beitragsgarantie wird auch hier erwartet
- Eine Anpassung der Förderregeln
- Überarbeitung der Anzahlphase
Zudem sieht man hier auch die Möglichkeit, dass eine " komplett neue, geförderte Produktart geschaffen" wird. Hier nenne die Experten zu einen, die durchaus "staatlichen verwalteten Vorsorgefonds mit Opt-Out", ein "standardisiertes Fondsprodukt" und das bereits erwähnte "individuell gestaltetes Altersvorsorge-Depot à la Ampel-Regierung".
Bundesverband der Rentenberater reagiert zurückhaltend auf Pläne zu Riester
Auf Nachfrage von inFranken.de beim Bundesverband der Rentenberater wird auf ein bereits abgegebenes Statement zum entsprechende Gesetzentwurf verwiesen. Dazu heißt es: "Aktuell können wir der damaligen Einordnung leider auch nichts hinzufügen, da noch völlig unklar ist, ob ein neuer Gesetzentwurf die damaligen Gedanken wirklich aufnimmt, oder ob doch andere Schwerpunkte gesetzt werden. Im Moment bewegen wir uns da komplett auf dem Feld der Spekulation und hypothetische Aussagen wäre unserer Ansicht nach wenig bis gar nicht mehrwertig."
Die bisher getroffenen Aussagen des Bundesverbandes in diesem Zusammenhang beziehen sich demnach "vollumfänglich auf den alten Entwurf, der möglicherweise obsolet ist". Weiter wird erklärt: "Würde dieser unverändert übernommen, würde sich an unserer Einschätzung sicher nichts ändern, aber – wie gesagt – das wissen wir aktuell einfach nicht." In der Stellungnahme durch den Bundesverband der Rentenberater heißt es unter anderem:
"Die geplanten finanzpolitischen Maßnahmen sollten das Ziel verfolgen, die jeweilige wirtschaftliche Versorgung im Ruhestand zu verbessern. Dieses Ziel könnte die Bundesregierung ebenso verfolgen, indem man die weiteren Steuermittel zur Verbesserung der gesetzlichen Rentenversicherung verwendet. Wenn der Gesetzgeber davon ausgeht, dass weitere finanzielle Mittel für die gesetzliche Rentenversicherung nicht ausreichend zielführend oder unwirtschaftlich sind, dann sollten denklogisch nur Finanzprodukte förderfähig sein, die mindestens den Rahmenbedingungen der gesetzlichen Rentenversicherung entsprechen. Auch darauf sollte in der Begründung hingewiesen werden."
Sozialverband warnt vor Folgen für gesetzliche Rente
Und auch vom SoVD Sozialverband Deutschland kommt Kritik. Gegenüber inFranken.de macht die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier deutlich, dass man die Pläne der Bundesregierung auf sehr unsicheren Beinen stehen.
Engelmeier: "Der Beschluss macht deutlich, dass an allen drei Säulen der Alterssicherung festgehalten werden soll. Dabei sehen wir bei der dritten Säule, der privaten Altersvorsorge das Problem, dass die Finanzierung und das Risiko alleine auf den Schultern der Beschäftigten bzw. Versicherten lastet."
Ein ganz wesentliches Problem ist in ihren Augen die Tatsache, dass es keine Beteiligung der Arbeitgeberseite an der Vorsorge gibt, "wie es bei der gesetzlichen Rentenversicherung und auch der betrieblichen Altersversorgung der Fall ist". Engelmeier: "Insofern sehen wir bei einer Stärkung der privaten Altersvorsorge die Gefahr, dass Leistungen der gesetzlichen Rente abgebaut und einseitig zu Lasten der Arbeitnehmer*innen, mit Verweis auf die Möglichkeit privat vorsorgen zu können, verlagert werden."