Eine Aussage, die immer häufiger zu lesen und zu hören ist: Die Altersarmut nimmt zu. Gundula Roßbach, Präsidentin der DRV Bund, hat versucht, den Druck aus der Diskussion zu nehmen. Bereits vor Wochen hat die Deutsche Rentenversicherung (DRV) auf eine Nachfrage von inFranken.de zum Vertrauen in die Rente mit klaren Aussagen reagiert.
Auf der Internetseite der DRV und bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ist ein Bericht zu den Risiken einer Altersarmut erschienen. Wenig erfreulich sind bei der Betrachtung allerdings die Zahlen der Tafel Deutschland. Immer mehr Rentner suchen bundesweit die Einrichtungen auf.
Diskussion um Armut in der Rente wird falsch geführt – Zahlen passen nicht
Für Roßbach schaden die derzeit geführten Diskussionen dem Vertrauen in die Rente. Ihrer Meinung nach kommen zu häufig stark vereinfachten Modellrechnungen zum Einsatz, wenn es um die Risiken für Altersarmut geht.
Es werde demnach der Eindruck vermittelt, "gegen das Risiko von Armut im Ruhestand schütze selbst jahrzehntelange Arbeit in Vollzeit nicht mehr, eine zu geringe Rente werde zunehmend unausweichlich".
Präsidentin der DRV Bund fordert andere Betrachtung der Renten
Für die Präsidentin der DRV Bund ist aber ganz klar, dass "diese Darstellung nicht nur faktisch falsch. Sie verstellt auch den Blick auf die tatsächlichen Risiken für Altersarmut". Dem Beitrag zufolge seien Arbeitslosigkeit, geringe Löhne oder längere Phasen ohne Vollzeitbeschäftigung die tatsächlichen Risiken für Altersarmut durch politische, ökonomische oder persönliche Entscheidungen.
Rente schlechter als Pension? Unterschiede beim Inflationsausgleich
Das Problem mit den verwendeten Rechenmodellen in der öffentlichen Diskussion sei dabei, "dass der betrachtete Personenkreis sein ganzes sozialversicherungspflichtiges Arbeitsleben lang ein und denselben Lohn erhält – und zwar einen Anteil vom statistischen Durchschnittsverdienst, der immer gleich bleibt".
Gundula Roßbach macht deutlich: "Wer künftige Renten realistisch schätzen will, muss die Versicherungsverläufe so ganzheitlich betrachten, wie sie im wirklichen Leben geschrieben werden". Und dazu gehört es auch, mit Karriereeffekten und mit Leistungen beispielsweise für Kindererziehung zu rechnen.
Fakten zur Rente – so sieht es die DRV
Mit entscheidend für das Einkommen eines Rentners sind demnach auch die "weiteren Einkommensquellen neben der gesetzlichen Rente". Und Roßbach argumentiert in ihrem Artikel: "Wir haben uns in Deutschland dafür entschieden, dass die Rente neben der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge eine geringere Rolle spielt als früher."
Fakten zur aktuellen Rente
Laut der Deutschen Rentenversicherung beziehen die über 65-Jährigen derzeit 61 Prozent ihres Alterseinkommensvolumens aus der gesetzlichen Rentenversicherung. Der Rest ihrer Einnahmen stammt aus anderen Quellen. Auch die meisten derzeit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten werden im Alter neben ihrer Rente aus weiteren Quellen schöpfen.
Darf man den Ausführungen der DRV Bund-Präsidentin glauben, so gibt der aktuelle Alterssicherungsbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2020 ein realistisches Bild der Einkommenslage von Rentnern ab.
Rente – der Alterssicherungsbericht der Bundesregierung
Laut dem Bericht aus dem Jahr 2020 erreichen Ehepaare in Deutschland ein durchschnittliches Netto-Gesamteinkommen aus Alterssicherungsleistungen und zusätzlichen Einkommen in Höhe von 2.907 Euro im Monat.
Außerdem, so heißt es dazu, erhalten unter den alleinstehenden 65-Jährigen und älteren Männer im Durchschnitt ein Gesamteinkommen von 1.816 Euro. Frauen verfügen über 1.607 Euro. Darauf basierend sieht man bei der DRV im Schnitt eine durchaus gute Lage, die auch erklärt, warum vergleichsweise wenig Rentner im Alter Grundsicherung beziehen müssen – im Jahr 2022 waren es 2,8 Prozent.
Und dazu heißt es im Bericht: "Wer Grundsicherung im Alter bezieht, kann meist keine langen Versicherungsverläufe aufweisen. Abschließend legt Gundula Roßbach, als Präsidentin der DRV Bund, in ihrem Artikel dann nochmals Wert darauf zu betonen, dass die einseitige Fixierung auf vereinfachende Modellrechnungen der komplexen Lebenswirklichkeit nur ungenügend Rechnung trägt. Dies führe lediglich dazu, dass "wichtige, wissenschaftlich belegte Risiken für Armut im Alter zu wenig Aufmerksamkeit erfahren".